Angefangen haben Sie mit 20 Ausstellern, heute sind es 140. Hätten Sie jemals gedacht, dass der Weihnachtsmarkt so ein Erfolg wird?
Weber: Ich war mir schon damals sicher, dass er schön wird. Was mich bei anderen Märkten immer wahnsinnig aufgeregt hat, war dieser Kommerz: Handytaschen, Gurkenhobel und unzählige Socken. Das hat für mich nichts mit Weihnachten zu tun. So sollte es bei uns nicht werden.

Wie dann?
Weber: Es sollte ein Märchen werden. Und das braucht viel Fantasie. Deshalb gibt es in unserer Kinderwelt etwa die Villa Kunterbunt mit Pippi Langstrumpf und Kleiner Onkel, Pippis Pferd. Am Anfang haben viele gesagt: Das hat doch nichts mit Weihnachten zu tun...
...für Sie aber schon?
Weber: Auf jeden Fall. Ich musste an diese eine Folge denken, als Pippi am Weihnachtsfest allein war. Dann standen Annika und Tommy vor der Tür - mit einer Trompete als Geschenk. Das hat mich schon als Kind unheimlich berührt. Und unsere kleinen Besucher finden das heute auch ganz toll!
In den ersten zwei Jahren hat der Erlebnis-Weihnachtsmarkt noch keinen Eintritt gekostet. Heute müssen die Besucher an Tagen mit Märchenzug 10 Euro hinblättern. Das bringt Ihnen auch Kritik ein...
Weber: Wir haben damals gemerkt, dass wir finanziell gegen die Wand fahren würden. Allein die Kostüme für die 140 Märchen-Figuren machen 120.000 Euro aus.
Brigitte Weber hat den Erlebnis-Weihnachtsmarkt 2002 ins Leben gerufen und ist Vorsitzende der Bürgergenossenschaft "Wir für Bad Hindelang", die den Weihnachtsmarkt federführend organisiert. Die Adventszeit sei schon immer ihr Thema gewesen, sagt Weber. Kein Wunder also, dass sie im Advent auch noch einen kleinen Weihnachtsladen mit Café führt. Hauptberuflich betreibt sie ein Modegeschäft in Bad Hindelang.
Und eine Stromrechnung für 200.000 Lämpchen ist bestimmt auch nicht ohne.
Weber: Das sind nochmal einige tausend Euro. Es musste sich etwas ändern, aber die Liebe zum Detail sollte bleiben. Ohne den Eintrittspreis würde es diesen Weihnachtsmarkt heute nicht mehr geben.
Wie reagieren die Besucher darauf, gibt es Beschwerden?
Weber: Kaum. Es ist wie in einem Wirtshaus: Wenn ich da 100 Essen verkaufe und es eine Beschwerde gibt, ist das noch immer gut. Und die Besucher bekommen für den Preis ja vieles inklusive: Parken und Shuttlebus, Bastelwerkstatt, Live-Musik, Bären-und Kerzenhaus, den Märchenzug...
Und 140 aufwändig dekorierte Hütten mit Kunsthandwerk.
Weber: Die ausschließlich mit natürlichen Materialien geschmückt sind - da achte ich sehr drauf. Die Besucher kommen nämlich nur dahin, wo sie sich wohlfühlen.
Das nächste Jahr wird für Sie das letzte als Weihnachtsmarkt-Chefin sein. Wie fühlt sich das an?
Weber: Ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Für mich kehrt jetzt die ruhige Adventszeit zurück. Aber ich möchte keinen Tag missen, auch wenn es oft sehr stressig war. Und ich bin sehr dankbar. Denn man kann eine tolle Idee haben, als Vorbild vorangehen, aber ohne die Bad Hindelanger wäre das alles nicht gegangen.
An diesem Wochenende geht's los: Vom 30. November bis zum 9. Dezember hat der Erlebnis-Weihnachtsmarkt Bad Hindelang seine Pforten geöffnet. Unter der Woche kostet der Eintritt 5 Euro, am Samstag sind es 8 Euro und an den Freitagen und Sonntagen mit Märchenzug 10 Euro. Kinder bis zu 12 Jahren müssen keinen Eintritt zahlen. Außer Bad Hindelang hat das Allgäu noch viele weitere bezaubernde Weihnachtsmärkte zu bieten. Wie gut kennst Du Dich aus - find's in unserem Quiz heraufind's in unserem Quiz heraus!