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Weltenbummler mit Wahlheimat Oberstdorf präsentiert seinen preisgekrönten Dokumentarfilm

Mit dem Rad in Afrika

Weltenbummler mit Wahlheimat Oberstdorf präsentiert seinen preisgekrönten Dokumentarfilm

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    Weltenbummler Anselm Pahnke war mit dem Rad in Afrika unterwegs und drehte einen preisgekrönten Dokumentarfilm darüber. Hier helfen ihm Kinder in Sambia beim Flicken eines Reifens.
    Weltenbummler Anselm Pahnke war mit dem Rad in Afrika unterwegs und drehte einen preisgekrönten Dokumentarfilm darüber. Hier helfen ihm Kinder in Sambia beim Flicken eines Reifens. Foto: Anselm Pahnke

    „Das Leben lässt sich nicht planen.“ Das hat Anselm Nathanael Pahnke gelernt. Zwei Monate wollte er mit dem Fahrrad durch den Süden Afrikas reisen. Über ein Jahr war er kreuz quer durch den Kontinent unterwegs. Allein. Nur eine Kamera war sein Begleiter.

    Mit ihr hat er diese Reise dokumentiert, die ihn verändert hat. Aus dem Material ist ein Film entstanden. Auch der war nicht geplant, erzählt der 30-Jährige. Eine Freundin habe ihn dazu überredet. Der Film führte den Hamburger durch 200 Orte und ließ ihn seine neue Zuflucht finden: Oberstdorf.

    Einen Ort, an dem er zur Ruhe kommen kann, wie er sagt. Und dort zeigt Anselm Nathanael Pahnke am kommenden Dienstag seine Dokumentation, die mit dem Gildefilmpreis ausgezeichnet wurde: „Anderswo. Allein in Afrika“.

    Filmvorführung:

    „Anderswo. Allein in Afrika.“

    Dienstag, 25. Februar, 20 Uhr, Oberstdorf-Haus. Anschließend Talk.

    Karten:

    Telefon: 08322/700-2100.

    DVD:

    www.anderswoinafrika.de

    In ihr hält der damals 25-Jährige nicht nur seine ungewöhnliche Reise fest, sondern auch seine Gedanken. Er kommt dabei zu dem Schluss: „Ich spüre, wie erfüllend es ist, jeden Tag in den Tag hinein zu leben.“ Die Erkenntnis reift langsam und sie ist von ständigen Zweifeln begleitet. Doch sein Bauchgefühl sagt Anselm Nathanael Pahnke, dass er auf dem richtigen Weg ist: „Zuhause leben wir in großen Schritten: Ausbildung, Karriere, Familie, Rente. Ich will kleine Schritte gehen: Morgens aufwachen und nicht wissen, wo ich abends lande.“

    Am Anfang hatte er Angst vor dem Alleinsein. Doch diese Herausforderung nahm er an

    Spontaneität kennzeichnet bereits den Beginn seiner Reise. Nach dem Studium der Ozeanographie und Geophysik an der Universität Hamburg gibt er nach dem Bachelor-Abschluss seine Wohnung auf und reist nach Afrika. Mit zwei jungen Männern, die er zufällig getroffen hat, will er den Kontinent erkunden. Doch die Freunde verlassen ihn nach drei Monaten. Aus privaten Gründen, wie er erzählt. Und er selbst steht vor der entscheidenden Frage: umkehren oder weiterfahren. Er hat Angst. Angst vor dem Alleinsein. Vor der Herausforderung, auf sich allein gestellt zu sein. Vor der Herausforderung, mit sich selbst Zeit zu verbringen. Er entscheidet sich weiterzufahren.

    Ein Sandsturm fegt über den heißen Asphalt. Mittendrin: das vollbepackte Rad.
    Ein Sandsturm fegt über den heißen Asphalt. Mittendrin: das vollbepackte Rad. Foto: Anselm Pahnke

    Bald schon vermisst er das „Feedback von außen“, den Austausch mit ihm vertrauten Menschen. Sein Vater, der ihn in Namibia besucht, bestärkt ihn darin, den eigenen Weg zu gehen. „Mit Papa war ich schon immer draußen“, erinnert sich Anselm Nathanael Pahnke: „Durch ihn habe ich meinen Zugang zur Natur gefunden. Er hat mir vorgelebt, frei zu denken und zu handeln.“

    Ich vertraue mir immer mehr und Afrika nimmt mich auf. Weltenbummler Anselm Pahnke

    Doch der selbstgewählte Weg erweist sich als zunehmend schwierig: Der Radfahrer muss gegen die Hitze und den Wind kämpfen, gegen unwegsame Pisten, die die Fahrt erschweren, und Lastwagen, die viel Staub aufwirbeln. Nachts kommen Löwen, Hyänen und Geparde an das Zelt, in dem er schläft. Elefanten, Nashörner und Flusspferde, die gefährlichsten Tiere auf diesem Kontinent, kreuzen seinen Weg. „Achtsamkeit, dem anderen Raum geben“, lernt er, der keine Waffen trägt, dabei zu seiner Selbstverteidigung.

    Er kämpft mit Krankheiten wie Typhus und Malaria. Er lernt viele Menschen kennen. „Es gibt nichts Schöneres als Fahrrad zu fahren“, sagt er zu Beginn der Reise, „alle begegnen einem freundlich“. Doch er wird auch noch an andere Menschen und in unerwartet unliebsame Situationen geraten. Dennoch findet er seinen Weg: „Ich vertraue mir immer mehr und Afrika nimmt mich auf.“

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    Am Ende wird seine Reise weiterführen: in den Nahen und Mittleren Osten, durch China und Südostasien bis nach Sydney. Doch das ist nicht mehr Thema des Films, die Kamera, die er mit seinem Fahrraddynamo immer wieder auflädt, hat das nicht mehr festgehalten. Denn ein Ziel war erreicht: „Die Erkenntnis, dass ich mir selbst genüge, dass ich alles in mir habe, was ich zum Glücklichsein brauche.“ Anselm Nathanael Pahnke weiß heute: „Meinem Ich wieder einen Sinn zu geben, hat lange gedauert.“ Aber er ist überzeugt: „Ich kann Brücken bauen durch die Freundschaft, die ich zu mir selbst gefunden habe.“

    Die Rückkehr nach Deutschland sei für ihn wie ein „Kulturschock“ gewesen. Alles drehe sich um Fragen wie: Hast du einen Plan? Wo geht die Karriere hin? Anselm Nathanael Pahnke dagegen sagt: „Ich rede nicht mehr von einer Zukunft. Die kommt von alleine.“ Er begleitet demnächst den Bau von Brunnen an Schulen im südostafrikanischen Malawi und wird diese Reise dokumentieren.

    Mühsam ist das Vorwärtskommen im Sudan in der Sahara
    Mühsam ist das Vorwärtskommen im Sudan in der Sahara Foto: Anselm Pahnke
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