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Wenn die Kamera Deines Vibrators gehackt wird...

Das "Internet der Dinge"

Wenn die Kamera Deines Vibrators gehackt wird...

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    Vielleicht hätte es ja auch ganz reguläres Erotikspielzeug - ohne Kamera und Netzzugang getan... Im Bild: Sexspielzeug des Start-Ups Amorelie.
    Vielleicht hätte es ja auch ganz reguläres Erotikspielzeug - ohne Kamera und Netzzugang getan... Im Bild: Sexspielzeug des Start-Ups Amorelie. Foto: Wolfgang Kumm

    Nein. So richtig wissen wir auch nicht, warum ein Vibrator unbedingt eine Kamera braucht. Die zeigt übrigens in Blickrichtung nach unten. Nicht ... naja, andersrum, wie wir gerade einem Kollegen erklären mussten. Vielleicht wollen wir auch gar nicht so genau wissen, warum das Video live ins Netz gestreamt werden muss.

    Fakt ist jedenfalls: Dieses Gerät der Firma Svakom (Klick auf eigene Gefahr...) ist auf dem Markt. Fakt ist auch: Auf das eigentlich private Live-Video zuzugreifen, ist so einfach, dass man kaum von 'hacken' sprechen kann (Klick keine Gefahr).

    Und so verhält es sich mit Millionen, zugegeben weniger verfänglichen, Geräten auf der ganzen Welt. Auch im Allgäu. Im Netz findet man relativ einfach ungesicherte Überwachungskameras. Auch Stichproben aus beispielsweise Lindau und Marktoberdorf (nein, hier verzichten wir auf den Link). "Es ist wirklich hahnebüchen, was im IOT (internet of things) Security-Bereich zu finden ist", sagt IT-Systemadministrator Alexander Gruber. Der 33-Jährige ist mitverantwortlich für die Sicherheit im Allgäuer Medienzentrum und eigentlich Fan von Netzwerkgeräten. "Aber nur, wenn man sich wirklich auskennt und sich mit dem Thema beschäftigen will", warnt er.

    Denn während Apple, Microsoft und Google regelmäßig Sicherheitspatches bereitstellen - und dabei noch lange nicht alle Sicherheitslücken schließen können - fehlt bei manchen Smart-Home-Geräten die Update-Funktion komplett. Ein Albtraum für Sicherheitsexperten und für uns Verbraucher!

    Wer glaubt schon, seine Waschmaschine könnte gehackt werden?

    Vor allem dann, wenn die Geräte nicht nur empfangen, sondern senden. Heißt: Wird die Schnittstelle der heimischen Thermostate geknackt, wird es im schlimmsten Fall heiß. Oder kalt. Kann dagegen ein Hacker auf die Kamera im internetfähigen Fernseher zugreifen, ist es schnell vorbei mit der Privatsphäre. Richtig gefährlich wirds spätestens bei smarten Autos, wie dieser (geplante) Hack auf einen Tesla zeigt. Sicherheitsexperten konnten sogar die Bremsen des Autos bedienen. Und das stell Dir jetzt mal bei Tempo 150 auf der A96 vor.

    Das Kernproblem: Geräte mit Internetanbindung sind im kleinen (Lampe) wie im großen (Auto) ein echtes Verkaufsargument geworden. Um konkurrenzfähig zu bleiben, bauen selbst Hersteller, die nie mit Netzwerksicherheit zu tun hatten, smarte Anbindungen ein. Und anders als beim PC oder Smartphone denken viele Kunden gar nicht an den Sicherheitsaspekt. Wer glaubt schon, seine Waschmaschine könnte gehackt werden? Oder sein... naja, Vibrator.

    Solange wir Verbraucher also nicht darauf achten, welche Geräte mit welchem Schutz an unser Heim-Netzwerk kommen, wird sich an der Sicherheits-Politik der Hersteller nichts ändern. "Zur Zeit befinden wir uns hier in der Security-Steinzeit", sagt Alexander Gruber. "Wer nur auf Komfort setzt, bekommt vor allem eins: ein extrem unsicheres Zuhause."

    Wer jetzt trotzdem nicht auf das "Internet der Dinge" verzichten will, hier ein paar nerdige Experten-Tipps von Admin Alexander Gruber:

    • Zu allererst die Standard-Kennwörter der Geräte ändern (auch hier gilt: Nicht das gleiche Kennwort für alle Geräte verwenden)
    • Sicherheitsfeatures (wie die Kennwort-Abfrage) nicht ausschalten
    • Geräte, die nicht unbedingt im Internet hängen müssen, von der Firewall blockieren lassen
    • Regelmäßig auf den Websites der Hersteller nach Firmware-Updates suchen und diese auch einspielen
    • Eine VPN-Verbindung einrichten, die die Kommunikation mit dem Heimnetzwerk schützt
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