Im Stall des Kemptener Spitalhofs ist es ruhig, nur die Melkanlage surrt und ein paar Kühe schnauben. Es herrscht Wettbewerbsstimmung. Der Oberallgäuer Markus Kennerknecht, angehender Landwirt, steht in Melkschürze und Gummistiefeln im Stall und beobachtet seine Mitstreiter beim Melken. Neben Kennerknecht treten zwei weitere Oberallgäuer an: Johannes Schoder aus Wildpoldsried und Lukas Gmeinder aus Immenstadt. Kurz bevor es für Kennerknecht ernst wird, holt sich der 20-Jährige Tipps. Wie geht man mit der langsamsten Kuh um? Wohin mit den Lappen zum Saubermachen der Euter? Dann wird er von der vierköpfigen Jury in die Box geholt.
Die Ergebnisse
1. Platz : Johanna Neumayr (Kaufbeuren), Melkleistung 9,5 kg/min, Gesamtpunktzahl 118 und Silas Troy (Scheidegg), Melkleistung 8,6 kg/min, Gesamtpunktzahl 118.
2. Platz : Markus Kennerknecht (Immenstadt), 9,3 kg/min, 116 Punkte.
4. Platz : Johannes Schoder (Wildpoldsried), 8,6 kg/min, 114 Punkte.
5. Platz : Stefan Gregori (Marktoberdorf), 8,8 kg/min, 113 Punkte.
6. Platz : Lukas Gmeinder (Immenstadt) 8,1 kg/min, 110 Punkte.
7. Platz : Niklas Rehklau (Mindelheim), 7,4 kg/min, 104 Punkte.
8. Platz : Andreas Stöckeler (Weiler), 7,9 kg/min, 102 Punkte.
Alle zwei Jahre wird der Allgäuer Bezirksentscheid im Melkwettbewerb ausgetragen. Der Bundeswettbewerb findet 2018 schon zum 35. Mal statt. Auf Allgäuer Ebene haben sich heuer acht junge Melkprofis angemeldet: Sie sind die Besten aus einem Melkkurs im Herbst. Sechs Kühe muss jeder Teilnehmer im Wettbewerb melken.
In der Ruhe liegt die Kraft
Die Jury bewertet unter anderem die Zeit, den Umgang mit den Kühen, Sauberkeit des Arbeitsplatzes und die Melkleistung. Laut Jury-Mitglied Carsten Antholz, dem Schulleiter der überbetrieblichen Ausbildung des Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum (LVFZ) für Milchviehaltung am Spitalhof Kempten, geht es vor allem darum, dass die Teilnehmer Ruhe bewahren: "Hektik ist im Melkstand ganz schlecht."
Markus Kennerknecht möchte später den Hof seiner Eltern in Immenstadt übernehmen. Momentan besucht er die Berufsschule Kempten im Fachzweig Landwirtschaft. Er ist den Alltag auf einem Bauernhof gewöhnt, Melken ist für ihn und die meisten seiner Klassenkameraden kein Neuland. "Wer das Melken nicht mag, der hat als Landwirt ganz klar den Beruf verfehlt", sagt er und lacht. Auch das frühe Aufstehen störe ihn nicht.
Beim Wettbewerb ist der 20-Jährige aber erst nachmittags dran, nach einem Theorie-Test am Morgen. Darin müssen die Teilnehmer unter anderem Kenntnisse in der Rinderzucht, Fütterung und der Milchqualität nachweisen. "Der Test hat schon gepasst", sagt Kennerknecht. Jetzt, während des praktischen Teils, ist er aber doch etwas nervös - schließlich geht es um die Teilnahme am bayerischen Landeswettbewerb.
Wer das Melken nicht mag, der hat als Landwirt ganz klar den Beruf verfehlt.Jung-Landwirt Markus Kennerknecht
Erst einmal muss der Oberallgäuer zeigen, wie er die Melkanlage überprüft. Seine Hände zittern leicht, als er die Melkbecher an den Zitzen der Euter ansteckt. Die Juroren schauen immer wieder auf die Uhr. Außerdem beobachten sie, ob Kennerknecht richtig ausmelkt. Das heißt, dass er das Melkzeug so lange am Euter lassen muss, bis keine Milch mehr kommt. Nach ein paar Minuten nimmt er bei der ersten Kuh das Melkzeug ab. Mit einem Kontrollgriff prüft er abschließend an jedem Euter, ob ein manuelles Nachmelken nötig ist - das würde wertvolle Zeit kosten.
Nach neun Minuten und 20 Sekunden stoppt die Uhr nach der Hauptmelkzeit. "Die Zeit war ziemlich gut", kommentiert Schulleiter Carsten Antholz im Nachhinein das Ergebnis.
Teilnahme am Landeswettbewerb
Markus Kennerknecht kommt aus dem Melkstand und übergibt die Melkschürze an den nächsten Teilnehmer. "Ich bin zufrieden", sagt er. Sein Gefühl gibt ihm Recht: Er wird Zweiter. Vor ihm landen punktgleich Johanna Neumayr aus Kaufbeuren und Silas Troy aus Scheidegg (Westallgäu). Kennerknechts Melkleistung liegt bei 9,3 Kilogramm pro Minute - es ist der zweitbeste Wert aller Teilnehmer. Damit ist der Oberallgäuer im Februar beim Landeswettbewerb in Almesbach (Oberpfalz) dabei. Die drei Erstplatzierten des Landeswettbewerbs dürfen im April beim Bundeswettbewerb im niedersächsischem Echem teilnehmen.
Über den Erfolg freue er sich sehr. "Meine Eltern sind natürlich auch stolz." Vor dem Landeswettbewerb steht für ihn noch Probemelken mit Experte Carsten Antholz an. Zunächst genießt Kennerknecht aber die Ferien - auch ein Landwirt darf mal Pause machen.