Eine Breze im Zentrum und viele nostalgische Symbole drumherum: Ulrich Peter mit seinem erfolgreichen Entwurf für das Oktoberfestplakat 2020, das zwar am Computer entstanden ist, aber durchaus zeichnerischen Charakter hat.
Bild: Mathias Wild
Eine Breze im Zentrum und viele nostalgische Symbole drumherum: Ulrich Peter mit seinem erfolgreichen Entwurf für das Oktoberfestplakat 2020, das zwar am Computer entstanden ist, aber durchaus zeichnerischen Charakter hat.
Bild: Mathias Wild
Ulrich Peter ist rundum zufrieden – das sieht man und spürt man im Gespräch mit dem Kaufbeurer Grafiker. Wie bereits kurz berichtet, hat der 52-Jährige den Wettbewerb zur Gestaltung des Plakats für das diesjährige Oktoberfest in München gewonnen. Dieser Erfolg beschert ihm nicht nur ein enormes Echo in der Szene und insbesondere bei den in allen Wiesn-Angelegenheiten hochsensiblen Münchner Medien. Auch das Preisgeld von 2500 Euro und eine „ordentliches Honorar“ für die Nutzungsrechte an seinem Plakatmotiv seien nicht zu verachten. Vor allem aber empfindet Peter die Auswahl seines Entwurfs als Bestätigung für seine gestalterische Philosophie.
Denn im Gegensatz zu vielen, vor allem jungen Kollegen suche er in seinen Arbeiten die Verbindung von „Handwerk und Hightech“. Natürlich sei der routinierte Umgang mit Computer und Grafikprogrammen heutzutage unverzichtbar in seiner Branche. Aber bei Peter kommt immer die händische, die zeichnerische Komponente dazu – selbst wenn auch diese Elemente am Rechner entstehen. Eine Kombination, die er derzeit verstärkt in seiner Branche wahrnehme. Nachgebildete Handschriften, Retro-Stil und bewusste Ungenauigkeiten seien (wieder) angesagt. Eine Entwicklung, die Peter entgegenkommt.
Seit 1991 betreibt er sein „Grafikwerk“ in Kaufbeuren und hat sich auf Layouts, Firmenlogos, Maskottchen und Drucksachen spezialisiert. Den Oktoberfestplakat-Wettbewerb, den die Stadt München ausrichtet, hatte Peter schon länger im Visier. Für seine dritte Teilnahme im vergangenen Jahr habe er die Siegerentwürfe der Vorjahre genau analysiert und seinen Beitrag „strategisch“, aber trotzdem entsprechend seiner eigenen Philosophie gestaltet.
„Was verbinde ich mit dem Oktoberfest?“, diese Frage beantwortete der Grafiker mit verschiedenen, vorwiegend nostalgisch gestalteten Elementen, die rund um eine Breze als Blickfang angeordnet sind. Diese erschien ihm als zentrales Symbol geeigneter und nicht so verbraucht wie der Bierkrug. Die Gestaltung des Gebäcks folge vor allem grafischen Gesichtspunkten. Die besorgte Diskussion in der Münchner Presse, ob es sich bei dieser Breze am Ende gar um die schwäbische Variante des Backwerks handeln könnte, bringt Peter zum Schmunzeln: „Für mich ist das einfach die ideale Breze.“
Insgesamt wollte er mit Symbolen, Farbgebung und Schriftauswahl nicht das „Höher, Schneller, Weiter“ des größten Volksfestes der Welt vermitteln, sondern „Freude und Erlebnis“. Damit hat Peter sowohl bei einer Online-Abstimmung als auch ein Fachjury überzeugt und unter rund 200 Einreichungen den Sieg geholt. „Ich war wirklich ziemlich high, als der Anruf aus München kam“, berichtet er. Besonders habe ihn gefreut, „dass ich auch mit 52 Jahren noch konkurrenzfähig bin“. Peters Motiv wird im Vorfeld des Oktoberfestes nun nicht nur auf 10 000 Werbeplakate gedruckt, sondern ziert auch die offizellen Bierkrüge, T-Shirts, Feuerzeuge oder Pins zur Wiesn 2020.
Nachdem er vor vielen Jahren das letzte Mal beim Oktoberfest gewesen sei, werde er heuer um einen Besuch wohl nicht herumkommen. Dann will er mit seiner Frau und seinem fünfjährigen Sohn „aber eher nachmittags“ über die Theresienwiese schlendern. Sein Siegerentwurf wird ihn dann auf Schritt und Tritt verfolgen.