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Wilde Mändle in Oberstdorf: So ticken die wilden Männle wirklich

Interview

Wilde Mändle in Oberstdorf: So ticken die wilden Männle wirklich

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    Die wilden Mändle treten 2020 wieder in Oberstdorf auf.
    Die wilden Mändle treten 2020 wieder in Oberstdorf auf. Foto: Herbert Gruber

    Sie sehen zum Fürchten aus. Vom Kopf bis zu den Füßen haben sie wuschelige, grüne Flechten. Unter der Nase ist ein ganz langer Schnurrbart und von den Backen bis über den Bauchnabel hängt ein riesiger Bart. Aber eigentlich sind sie ganz lieb, die Wilden Mändle aus Oberstdorf im Allgäu. Dort gibt es sie schon seit Urzeiten. Meistens leben sie ganz, ganz versteckt. Nur alle fünf Jahre zeigen sie sich ganz vielen Menschen beim Wilde-Mändle-Tanz. Woher die unheimlichen Gesellen kommen, warum sie gar nicht so wild sind, weshalb sie nur alle fünf Jahre auftauchen.

    Wilde Mändle Tanz 2020 in Oberstdorf: Warum Sie den Kulttanz nicht verpassen sollten und wann die Mändle im Sommer 2020 auftreten

    Hallo, Wildes Mändle, du siehst ja echt unheimlich aus. Warum ziehst du dich denn sooo schaurig an?

    Wildes Mändle: Wir kommen aus den Bergen. Da gibt es keine Kleider. Wir nehmen für unser Häs einfach das her, was es in der Natur gibt. Mein Anzug ist aus Tannenbart. Das ist eine Flechte, die nur ganz oben in den Bergen wächst. Mein Gürtel ist aus Tannenzweigen, der soll mich vor Dämonen schützen. Und auf dem Kopf habe ich einen Kranz aus Stechpalme - der schützt vor Gewitter.

    Das ist in den Bergen auch nötig. Wo lebt ihr denn da?

    Wildes Mändle: In Höhlen, ganz tief versteckt im dunklen Wald.

    Warum zeigt ihr euch nur so selten?

    Wildes Mändle: Weil unser Tanz etwas ganz Besonderes ist. Wir zeigen dabei, wie wir gegen das Böse kämpfen. Aber eigentlich sind wir ganz scheu.

    Machst du Kindern Angst?

    Wildes Mändle: Nein. Wir sind ja die Guten. Wir beschützen die Menschen vor dem Bösen. Wir helfen auch armen Bauern, Holzfällern und Hirten. Wir passen zum Beispiel auf, dass dem Vieh im Sommer in den Bergen nichts passiert. Darüber gibt es auch viele Sagen, die die Menschen über uns erzählen.

    Wirst du auch mal richtig wild?

    Wildes Mändle: Ja klar! Ich bin ja ein Wildes Mändle. Wenn das Böse kommt und den Menschen Unheil droht, müssen wir kämpfen. Deswegen habe ich auch eine Keule. Bei einer Figur im Tanz, dem Keulenkampf, zeige ich, wie wild ich sein kann.

    Warum tanzt ihr?

    Wildes Mändle: Das ist eine lange Geschichte. Vor ganz langer Zeit, im Jahr 1635, gab es in Oberstdorf eine schlimme Krankheit: die Pest. Viele Menschen sind gestorben. Ein paar junge Oberstdorfer sind wild durch die Straßen getanzt, weil sie ja eh nichts zu verlieren hatten. Das hat wohl geholfen. Keiner der Burschen ist gestorben. Und damit den Oberstdorfern und den anderen Allgäuern nicht mehr so etwas Schlimmes passiert, haben wir gesagt: Wir tanzen jetzt regelmäßig.

    Ist der Wilde-Mändle-Tanz eigentlich anstrengend?

    Wildes Mändle: O ja, sehr sogar. Wir springen ja bei jedem Schritt. Das üben wir den Winter über. Aber wir halten das schon durch. Durch das raue Leben in den Bergen sind wir stark.

    Und was ist das Schönste daran, ein Wildes Mändle zu sein?

    Wildes Mändle: Hmmm, da habe ich noch gar nie darüber nachgedacht. Ich bin ja als Wildes Mändle auf die Welt gekommen. Vielleicht, dass wir ein sorgenfreies Leben in der Natur, in den Bergen haben. Und vielleicht, dass ich nur alle fünf Jahre unter die Menschen muss. Wir sind nämlich lieber versteckt. Aber wir helfen gerne. Deshalb nehmen wir unseren ganzen Mut zusammen und zeigen uns den Menschen.

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