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Wilderei: Strafen, Fälle, Illegale Jagd - Wanderer und Autofahrer können zu Wilderern werden, wenn sie nicht diese Regeln beachten

Wildererei

Illegale Jagd: Biber mit Schlagfalle in Schwaben getötet

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    Illegale Jagd und Wilderei: Dieser Artikel dokumentiert aktuelle Fälle aus Deutschland. In Deisenhausen wurde ein Biber mit einer illegalen Falle getötet.
    Illegale Jagd und Wilderei: Dieser Artikel dokumentiert aktuelle Fälle aus Deutschland. In Deisenhausen wurde ein Biber mit einer illegalen Falle getötet. Foto: Fotomontage: Ralf Lienert (Symbolbild)

    Die illegale Jagd auf Biber in Bayern ist um einen weiteren Fall erweitert: Ein Biber ist in Schwaben mit einer illegal aufgestellten Schlagfalle getötet worden. Angler fanden das tote Tier am Samstag am Ufer eines Weihers in Deisenhausen (Landkreis Günzburg), wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Die Beamten ermitteln wegen eines Vergehens gegen das Tierschutzgesetz. Hinweise auf einen Täter gab es demnach zunächst nicht. In den vergangenen Wochen waren in Bayern mehrere getötete Biber gefunden worden. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz zählt das Nagetier zu den streng geschützten Arten.

    +++ Hier geht es zum Ursprungstext über Wilderei im Allgäu +++

    Die Vorstellung ist gespenstisch. Unbekannte schießen nachts auf einsamen Nebenstraßen aus ihren Autos auf Wildtiere, die sie im Scheinwerferlicht am Waldrand orten. Heinrich Schwarz, der Vorsitzende des Kreisjagdverbandes Oberallgäu mit 300 Mitgliedern, hält ein solches Szenario für realistisch: „Wir gehen davon aus, dass Autowilderer seit Längerem im Oberallgäu ihr Unwesen treiben.“ Etwa einmal pro Monat würden Jäger angeschossene Wildtiere oder Kadaver mit Einschusslöchern, meist Rehe, in Straßennähe auffinden.

    „Die Tiere werden von den Tätern einfach liegengelassen, wenn sie nicht gleich erlegt wurden“, mutmaßt Schwarz. Selbst zur Schonzeit habe es schon Fälle gegeben: „Für mich ein klares Zeichen, dass hier keine Jäger am Werk sind, sondern höchstwahrscheinlich auswärtige Trophäensammler, die im Alpenraum wildern.“

    Die Vermutung, dass Wilderer in der Region aktiv sind, legt auch ein Fund vom vergangenen Frühjahr in Oberstdorf nahe. Damals wurde in einem Straßengraben in der der Birgsau ein toter Hirsch mit zwei Schussverletzungen im Bauch- und Rückenbereich vom zuständigen Revierjäger entdeckt. Jetzt ermittelt die Polizei. 60 Verdachtsfälle von Jagdwilderei wurden in den vergangenen beiden Jahren im Präsidium Schwaben/Südwest gemeldet, sagt Polizei-Sprecher Holger Stabik: „Die Dunkelziffer ist vermutlich viel größer. Nicht immer werden die Fälle entdeckt oder angezeigt.“

    Nur wenige Wilderer werden von der Polizei erwischt

    Von mutmaßlichen „Autowilderern“, die es auf Wildtiere abgesehen haben, hört Stabik auf Nachfrage unserer Redaktion zum ersten Mal: „Wir können nur appellieren, dass sich die Revierbesitzer bei uns melden.“ Groß ist die Hoffnung auf das Aufspüren von Wilderern indes nicht: Die Aufklärungsquote liegt laut Stabik „zwischen zehn und 20 Prozent“. Manchmal hilft der Zufall jedoch. So wie im Dezember 2020 in einem Wald in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen. Damals fotografierte eine Wanderin einen Wilderer, der mit dem Gewehr im Schnee liegend eine Gams erschoss. Die Polizei hat wenig später einen 28-jährigen Mann dingfest gemacht. Er erhielt einen Strafbefehl in Höhe von 6300 Euro (90 Tagessätze zu jeweils 70 Euro). „Im Höchstfall kann Jagdwilderei mit einer mehrjährigen Freiheitsstrafe geahndet werden“, sagt Stabik.

    (Lesen Sie auch: Jäger wollen Wolf nicht schießen - behördliche Regelung "weltfremd")

    Für Entsetzen unter Tierfreunden sorgte vor sieben Jahren ein Fall in Oberstdorf: Damals wurde einem Rothirsch das Haupt abgeschnitten und auf ein Brückengeländer gestellt. „Pure Lust am Töten kommt als Motiv von Jagdwilderei durchaus vor“, sagt Stabik. Doch nicht immer ist Blutrausch im Spiel. Oft wird Wilderei offenbar aus Unwissenheit oder aus Panik heraus begangen. Beispielsweise, wenn ein Spaziergänger ein im Wald abgelegtes Geweihstück eines Hirsches findet und es ohne Einwilligung des Revierbesitzers als „Trophäe“ mit nach Hause nimmt. Oder wenn ein Autofahrer nach einem Wildtier-Unfall ein totes Tier im Kofferraum abtransportiert.

    Polizei findet totes Reh in Plastiktüte in Auto Ottobeuren

    (Lesen Sie auch: Der Wildverbiss ist in Ostallgäuer Wäldern zu hoch - was das für die Jagd bedeutet)

    Ein ähnlicher Fall ereignete sich vor wenigen Wochen in Ottobeuren. Nach dem Hinweis eines Jagdpächters fand die Polizei im Auto eines 48-Jährigen ein totes Reh in einer Plastiktüte. Die Ermittlungen ergaben laut Stabik, dass das Reh durch Bisse seiner beiden Hunde starb: „Der Mann wollte das offenbar vertuschen.“ Hinweise für eine absichtliche Hatz auf die Rehe hat die Polizei in diesem Fall nicht. Dennoch hat sich der Mann strafbar gemacht – und zwar wegen „Jagdwilderei durch Unterlassen“. Hundebesitzer haben die Pflicht, ihre Vierbeiner vom Jagen abzuhalten.

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