Warum diese neue Schiene? Und warum gehen Sie damit in die Öffentlichkeit?
Helmut Rothmayr: Zum einen, weil ich kurz vor meinem - beruflichen - Ruhestand stehe. Natürlich hat man dann auf einmal viel Zeit, die ich früher nie hatte. Ich hatte schon beschlossen, dass ich etwas Musikalisches mache, hatte auch ein Angebot, bei einer Tanzlmusik mitzuspielen, aber da ist man doch wieder gebunden. Gedichte habe ich immer schon geschrieben, und da hatte ich die Idee, kleine Alltagsthemen aufzugreifen mit ein paar Liedern dazu. Das habe ich ein Jahr lang vorbereitet. Und das will man dann auch mal zeigen. Ich durfte bei einem Mundart-Forum in Kempten mitmachen, und das ist gut angekommen. Da habe ich beschlossen, selber etwas zu machen. Es macht einfach Spaß, sich auf einer ganz anderen Schiene zu betätigen.
(So klingen "Wir 18", falls Du sie noch nie gehört hast :-)):
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Gibt es Vorbilder für Ihr Programm?
Rothmayr: Ich versuche dabei, meine drei Hobbys zusammenzuführen: die Musik, die Fotografie und das Schreiben. Ich bringe auch Fotos mit, die ich an die Wand werfe, zur Vertiefung der Geschichten. Das hat noch keiner gemacht. Ich wollte auch nicht in die Comedy-Ecke.
Die Mundart ist Ihnen "angeboren"?
Rothmayr: Ich bin hier geboren, in Altstädten aufgewachsen. Die Mundart kenne ich von Kind auf. Ich stamme aus einer Großfamilie, mit den Großeltern und vielen Onkeln und Tanten auf einem Bauernhof. Da war das ganz normal. Den Dialekt gebe ich auch an meine Kinder und Enkel weiter. Ich habe ja schon für viele Hochzeiten oder Geburtstage Geschichten in Mundart geschrieben. Es gibt da aber nicht den ganz brutalen Dialekt, sondern einen Dialekt, wie er heute gesprochen wird. Ich verwende nicht diese Worte, wo man nachschlagen muss, was das denn heißt. Es ist ein Dialekt, wie ihn hier die Menschen im Dorf sprechen.
Welche Inhalte wollen Sie transportieren?
Rothmayr: Ich habe das Programm "s’ Leabe leabe" genannt. Meiner Meinung nach wird das Leben von ein paar Faktoren bestimmt: Wo lebe ich? Mit welchen Menschen lebe ich? Es sind Geschichten über unser Oberallgäu, über den Allgäuer Typ, Alltagsgeschichten vom Dorf und auch über mich. Wenn die Enkel einem Löcher in den Bau fragen, merkt man, dass man die kindliche Sichtweise auf die Umgebung verloren hat. Das Programm besteht aus humorvollen Gedichten, Liedern und Geschichten. Es ist auch Nachdenkliches dabei, aber nicht mit dem moralischen Zeigefinger. Es ist die Begegnung mit dem eigenen Leben.
Der Mundart-Abend mit Helmut Rothmayr findet am Mittwoch, 25. Oktober, um 19.30 Uhr im "Haus des Gastes" in Sonthofen-Altstädten statt. Der Eintritt ist frei.