Prinzessin Diana Maria Magdalena hat eine Kuhle gegraben und lässt sich die Sonne auf die Borsten scheinen. Die Schweinedame ist zwar nicht wirklich adelig, hat aber auf dem Schochenhof in Ottobeuren ein geradezu königliches Gehege. Prinzessin Diana ist ein sogenanntes Leasing-Schwein.
Eine Familie hat sie als Ferkel gekauft – und getauft – , jetzt wird sie in Freilandhaltung auf dem Hof im Unterallgäu versorgt. Wenn das Tier alt genug ist, wird es zum Metzger gebracht. Die Eigentümer bekommen dann das Fleisch. Angebote wie dieses werden immer beliebter – was nicht zuletzt mit den Tierskandalen in den vergangenen Jahren zu tun hat.

„Einige Kunden wollen Fleisch von Tieren essen, die ein gutes Leben hatten. Anderen geht es schlicht um die Qualität“, sagt Johanna Bär. Seit März 2012 führen sie und ihr Mann Dieter den Schochenhof, das Schweine-Leasing gibt es seit fünf Jahren. 20 Masttiere leben mittlerweile auf dem Hof. Sie haben draußen viel Platz und werden laut Bär nahezu getreidefrei gefüttert. „Den Tieren geht es gut, aber die Auflagen für so eine Haltung sind sehr hoch“, sagt die 60-Jährige.
Wie hoch sind die Kosten?
Je nach Anbieter kostet
ein Ferkel
zwischen
130 und 150 Euro
.
Für
Unterhalt, Futter und Arbeit
der Landwirte zahlen die Eigentümer monatlich
35 bis 45 Euro
.
Sind die Schweine 12 bis 15 Monate alt, geht es zum Schlachten.
Die Landwirte achten auf eine möglichst stressfreie Schlachtung.
Bei Peter Sigl kostet
ein Kilo Schweinefleisch
im Schnitt
16 bis 18 Euro
– das sei nicht teurer als Biofleisch im Supermarkt.
Rinderaktien
gibt es bei Familie Bär im Wert zwischen
50 und 200 Euro
. Der Zielpreis für einen Bullen beträgt etwa 1400 Euro. (sih)
Das weiß auch Peter Sigl. Der Bauingenieur aus Aitrang (Ostallgäu) hält im Schnitt etwa 25 bis 30 Tiere in Freilandhaltung. „Man braucht beispielsweise eine doppelte Umzäunung und muss gewährleisten, dass die Tiere im Seuchenfall eingesperrt werden können“, sagt der 49-Jährige. Die Auflagen zu erfüllen, sei mit hohen Kosten verbunden. „Ich verdiene an dem Leasing kaum etwas, sondern arbeite einfach kostendeckend.“ Er will eine Botschaft verbreiten: „Leute, überlegt euch, was ihr esst.“ Bei ihm ist es Pflicht, dass die Kunden mindestens einmal auf den Hof kommen, um ihr Tier kennenzulernen. „Ein flaues Gefühl beim Schlachten hilft gegen Gleichgültigkeit“, sagt der Nebenerwerbs-Landwirt.
Kunden bis nach Karlsruhe oder Stuttgart
Die Bärs bestreiten ihren Lebensunterhalt mit ihrem Hof, früher hatten sie eine Firma. Neben den Schweinen kümmern sie sich auch um Pferde und Kamerun-Schafe. Letztere können ebenfalls geleast werden. Außerdem bieten die Unterallgäuer Rinderaktien an. Die Verbraucher können Aktien im Wert zwischen 50 und 200 Euro erwerben. Wenn das Tier dann geschlachtet wird, bekommen die Kunden Produkte ihrer Wahl für den jeweiligen Betrag. Für Johanna Bär ist es wichtig, dass ein Rind komplett verwertet wird.
Sowohl die Bärs als auch Sigl haben ihr Fleisch zunächst an Bekannte verkauft, mittlerweile haben sie Kunden aus einem großen Einzugsgebiet, teilweise aus Stuttgart oder Karlsruhe. Bei Sigl gibt es eine lange Warteliste. Die Gesellschaft und das Bewusstsein gegenüber Tieren habe sich verändert, sagen die Bauern. Mit jedem neuen Skandal steige auch die Nachfrage, erläutert Sigl. Früher sei er in Landwirtskreisen belächelt worden, heute kämen viele, um sich sein Konzept anzusehen. Davon zu leben sei für Landwirte aber schwer.
Patenschaft für Milchkühe
Den Umschwung macht sich auch die Molkerei Andechser zunutze: Kunden können für 96 Euro im Jahr Patenschaften für Milchkühe übernehmen, auch auf Allgäuer Höfen. So unterstützen sie Bio-Landwirte, können „ihre“ Tiere besuchen und erhalten regelmäßig Pakte mit Joghurt oder Käse.
„Die Verbraucher wollen Transparenz“, sagt Daniela Krehl, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Bayern.
Für Kunden seien Konzepte wie Schweine-Leasing oder Rinderaktien ein zusätzliches Angebot zu den vorhandenen Siegeln. Und die Bauern suchten ohnehin nach neuen Vermarktungsformen, um sich dem Druck des Handels zu entziehen.
Doch eine Frage, die viele umtreibt, bleibt: Wie viele Menschen sind bereit, für hochwertige Lebensmittel einen Preis zu bezahlen, der den Bauern ein gutes Auskommen ermöglicht?