Mit aller Kraft und vollem Körpereinsatz kämpft sie für Gleichberechtigung – ganz auf ihre Weise: Komikerin Carolin Kebekus legte sich in Kempten für ihre Fans mächtig ins Zeug. In der mit 2.900 Zuschauern ausverkauften Big Box nahm die Kölnerin das Publikum mit auf ihr Terrain, dem „hoheitlichen Gebiet“ der „Pussy Nation“, wie sie auch ihr Programm nennt. Dort unterhält sie mit einer großen Portion vulgär-lustigen Anekdoten rund um ihr Lieblingsthema: Sex.
Subtiler Humor ist nicht ihre Sache. Minutenlang spricht sie über Periodenutensilien und über ihre Probleme, einen Mann für eine Nacht zu finden: „Dafür bin ich zu dämlich.“ Keine Sekunde der zweieinhalbstündigen Show steht Kebekus still: Mal gestikuliert sie wild mit den Armen, mal kreischt sie schrill ins Mikrofon. Etwa, wenn sie über das Entsetzen ihrer Freundinnen berichtet, als sie sich outet, noch nie bei einer Intimhaar-Entfernung mittels Zuckerpaste gewesen zu sein: „Oh Gott, du rasierst noch?“
Übers Schmerzempfinden von „Jammerlappen“
Es folgt die Beschreibung ihres ersten einschlägigen Kosmetik-Termins, vor dem sie unzureichend vorgewarnt wurde. „N’bisschen unangenehm“, wiederholt sie immer wieder und wird lauter. „Das waren die schlimmsten Schmerzen meines Lebens!“, quietscht sie. Auf ihren Stilettos und weit zurückgelehnt ahmt Kebekus mit einer Hand über den khakifarbenen Einteiler kreisend die Bewegungen der Kosmetikerin nach – bis zu der Stelle, wo der Schmerz „mich ohnmächtig werden ließ“. Dass die Methode, um unten auszusehen „wie eine Achtjährige“, auch für die Enthaarung von Männern geeignet sei, bezweifelt sie indes. Schon aus Gründen des ihrer Ansicht nach starken Schmerzempfindens dieser „Jammerlappen“.

Eine Schamgrenze ist der 39-Jährigen fremd. Sie treibt es gern vulgär-humorvoll auf die Spitze. Wenn es darum geht, die Freizügigkeit und sexuelle Gleichberechtigung der Frauen zu verteidigen, kann die Kölner Frohnatur zur Furie werden. „Ich sei zu sexuell, ist eine häufig geäußerte Kritik“, erklärt Kebekus den Zuschauern mit hochgezogenen Augenbrauen. In Bezug auf die Me-Too-Debatte habe sie das oft gehört.
Gegen die AfD
Mit einer Vehemenz in der Stimme, die Alice Schwarzer vor Neid erblassen ließe, stellt sie unter Beifall klar: „Sex ist, wenn beide Bock haben. Wenn einer nicht will, ist es Missbrauch!“ Weil Freiheit und Selbstbestimmung für Kebekus essentiell sind, will diese Missionarin der Gleichberechtigung beim Karneval auch weiterhin „mit kurzem Rock und Ausschnitt auf die Jagd gehen“.
Zwischendurch wird Kebekus politisch. Schon vor Betreten der Bühne hatte die Comedy-Ikone über Lautsprecher auf die „gekennzeichneten Ausgänge“ für Leute mit rechter Gesinnung hingewiesen. Die Kölnerin berichtet von Hetz-Kommentaren auf ihren Internetseiten. „Lange haben wir sie einfach gelassen“, sagt sie. „Aber jetzt nicht mehr.“ Dass in Thüringen „einer gewählt wird, den man offiziell als Faschisten bezeichnen darf“, sei nicht hinnehmbar. „Wir alle müssen uns dagegenstellen.“