Schrecksekunde für einige Fluggäste des Flugs von Kos (Griechenland) nach München: Angeblich wegen eines "plötzlichen Druckabfalls" habe der Pilot einen Sinkflug eingeleitet. So zumindest schildert es ein Flugpassagier aus dem Allgäuer Raum: "Plötzlich gab es ein lautes Zischen wie von einem riesigen Staubsauger", sagt er. Den Flugbegleiterinnen sei der Schrecken im ersten Augenblick im Gesicht gestanden.
Condor-Flieger "D-ABUM" mit Retro-Lackierung muss außerplanmäßig landen
Dann landete die Boeing 767-300 mit der Kennung "D-ABUM" am Sonntag außerplanmäßig in Zagreb (Kroatien), wo die Passagiere auf Kosten der Fluglinie übernachten. Für sie ging es am nächsten Tag mit einem anderen Flugzeug weiter nach München - mit freier Verpflegung und Schokoriegeln bis zum Abwinken gratis, schildert eine Flugreisende danach. Sie ist voll des Lobes für die Flugzeugcrew, die äußerst besonnen und umsichtig mit der gesamten Situation umgegangen sei. (Lesen Sie auch: Zoll findet am Flughafen München gebratene Antilopen in Gepäck)
Von einem Druckabfall spricht die Pressestelle der Condor allerdings nicht, sondern erklärt, was wirklich geschehen sei: Tatsächlich habe es bei dem Flug DE1609 von Kos nach München nur die Anzeige im Cockpit gegeben, "dass der Kabinendruck überprüft werden muss". Es sei aber explizit nicht zu einem plötzlichen Druckabfall in der Kabine gekommen. Denn in einem solchen Fall, sagt eine Unternehmenssprecherin, wären automatisch sofort die Sauerstoffmasken über den Sitzen ausgelöst worden.
"Unsere Pilotinnen und Piloten entschieden rein vorsorglich, das Flugzeug in Zagreb überprüfen zu lassen"
Doch warum landete die Maschine dann überhaupt in Zagreb, wo die Passagiere übernachten und auf ein Ersatzflugzeug warten mussten? "Unsere Pilotinnen und Piloten sind auf solche Vorkommnisse geschult und entschieden rein vorsorglich, das Flugzeug in Zagreb überprüfen zu lassen", heißt es dazu bei der Condor. Das Flugzeug sei dort sicher und ohne Einschränkungen gelandet. Die Ersatzmaschine habe man dann sofort bestellt, damit die Gäste am nächsten Tag ohne weitere Verzögerung nach München fliegen konnten. Derweil sei die Boeing vor Ort von Technikern eingehend geprüft und mittlerweile auch bereits aus Zagreb ausgeflogen worden.
Die Boeing 767-300 kehrt aber nicht in den Condor-Dienst zurück, sondern verlässt die Flotte des Unternehmens. Allerdings nicht zur Verschrottung, wie es ein Passagier des Griechenland-Fluges (falsch) verstanden hatte. Schon vor längerem habe die Condor neue Langstreckenflugzeuge bestellt, sagt die Pressestelle. Und auch einen Ersatz für die besagte Boeing 767, die nun an ihren Leasingeber zurückgeht und künftig für eine andere Airline im Einsatz sein soll. Dazu wurde die Maschine bereits von Zagreb nach Frankfurt-Hahn überführt. Das habe also auch nichts mit dem aktuellen Fall zu tun.
Dennoch ist genau diese eine Maschine in der Condor-Welt sogar ein emotionales Thema. Die Boeing 767-300 mit der Kennung "D-ABUM" erhielt vor Jahren im Rahmen der Condor-Kampagne „Damals wie heute“ eine nostalgische Retrolackierung, mit der Condor auf seine lange Historie, die Qualitätsstandards und die Tradition aufmerksam machen wollte. Zugleich wurden einzelne Maschinen im Rahmen dieser Kampagne nach besonderen Mitarbeitern getauft. "Ein Stück Unternehmensgeschichte", sagt die Pressesprecherin.
Flugbegleiterin zu Mitreisenden: Wenn Sie mal einen Sohn bekommen und einen Namen für ihn suchen - nennen Sie ihn doch Achim
Die jetzt aus der Flotte abgegebene Boeing 767 erhielt den Namen "Achim". Benannt wurde es nach Achim Nietmann, der 37 Jahre lang als Referent im Flugbetrieb bei Condor tätig war. Dass genau er Namensgeber wurde, hatten die Mitarbeitenden damals bei einer internen Abstimmung entschieden. Nietmann war nach 37 Arbeitsjahren im November 2012 in den Ruhestand gewechselt.
Amüsiert zeigt sich da ein mitreisendes Paar darüber, was ihnen jetzt eine Flugbegleiterin nach der sicheren Landung in Zagreb empfohlen habe: "Wenn Sie mal einen Sohn bekommen und einen Namen für ihn suchen - nennen Sie ihn doch Achim."

Übrigens lief auch nach der Landung des Ersatzflugzeugs in München nicht alles reibungslos. Ein Polizeieinsatz an der Hackerbrücke behinderte den S-Bahn-Verkehr. Die S1 vom Flughafen etwa hielt an keinem Bahnhof der S-Bahn-Stammstrecke mehr, sondern fuhr nur noch direkt zum Hauptbahnhof. Eine Passagierin des Fluges DE1609 (Kos-München) sieht es gelassen: "So lange die S-Bahn hier nicht auch Achim heißt und eine Sonderlackierung hat, ist alles gut."