Am Anfang herrscht Chaos im Musikunterricht. Die Schülerinnen und Schüler orientieren sich, probieren verschiedene Instrumente aus, denen sie mitunter ein paar schiefe Töne entlocken. „Es darf quietschen“, sagt Musikpädagoge Markus Werner, der die Gruppen des Buchloer Vereins Kulturlawine leitet. Mit der Zeit wird nicht nur das Musizieren harmonisch, sondern auch der Umgang der Teilnehmer untereinander. Manche haben Migrationshintergrund, manche eine körperliche oder geistige Beeinträchtigung. Das spiele aber keine Rolle, wenn sie gemeinsam Instrumente spielen. So lässt sich der Grundgedanke von „Harmonie in Vielfalt“ beschreiben, einem Projekt der Kulturlawine, das nun die Zukunftsstiftung Ehrenamt Bayern fördert. Eigentlich ist es aber mehr als ein Projekt.
Kulturlawine will Inklusion und Integration aktiv leben
Vielmehr entspreche der Gedanke dahinter der Grundausrichtung der Kulturlawine. Der 2023 gegründete Verein, der sich der Förderung von Musik und Kultur in Buchloe verschrieben hat, wolle allen Menschen offen stehen, die sich beteiligen möchten. Egal, ob jung oder alt - die jüngste Musikantin ist fünf Jahre alt, die älteste 86 -, Anfänger oder Musiker mit etwas Erfahrung. Ebenso wolle der Verein „Inklusion und Integration aktiv leben“, teilen die Verantwortlichen mit. Das sei der Grundstein für das Projekt „Harmonie in Vielfalt“ gewesen.
Dieses läuft seit September und war eigentlich bis Ende Dezember angesetzt, soll aber wegen der guten Resonanz verlängert werden. Wie Markus Werner erklärt, gibt es zwei Bereiche: die Früherziehung für Kinder und die Erwachsenengruppe. Bei den Gruppen für Nachwuchsmusikanten, in denen Kinder aus verschiedenen Herkunftsländern mitmischen, stehen unterschiedliche Instrumente zur Verfügung: Tombalino, pBuzz, Flöte, Ukulele, Mundharmonika, Xylophon und Boomwhackers - allesamt in kindgerechter Größe und verschiedenen Farben. In den 30 Minuten des Unterrichts spielt jeder jedes Instrument, erklärt Werner. Er leitet einzelne an, Begleitung kommt vom Band. Die Eltern sitzen mit dabei - oder spielen auch mit.
So seien viele über ihre Kinder selbst zum Instrumentalunterricht gekommen - mit einem kleinen Schubs von Werner. Vorkenntnisse seien nicht notwendig. „Wir starten komplett von vorne.“ In der Erwachsenengruppe von „Harmonie in Vielfalt“, die ebenfalls einmal wöchentlich zusammenkommt, probieren sich die Mitglieder an Blasinstrumenten.
Buchloer Verein kauft von der Förderung Instrumente
„Uns geht es darum, Menschen zur Kultur zu bringen“, sagt Werner. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse das Angebot möglichst niedrigschwellig sein. Deshalb kam der Kulturlawine die Förderung von „Harmonie in Vielfalt“ durch die Zukunftsstiftung Ehrenamt Bayern, die heuer 20 Projekte im Freistaat finanziell unterstützt, gelegen. Die Mittel habe der Verein verwendet, um Instrumente zu besorgen. Zudem wird aus dem Fördertopf die fachliche Arbeit vergütet. Dadurch kann die Kulturlawine die Kurse kostenlos anbieten und so auch Menschen integrieren, die sich die Kursgebühren nicht leisten könnten. Insgesamt nehmen rund 30 Personen am Projekt teil - „und es kommen immer mehr dazu“, so Werner. Es werden auch weiterhin Teilnehmer aufgenommen. Interessierte können sich per E-Mail (info@kulawi.de) melden.
Neben der Freude am Musizieren gibt es ein weiteres Ziel, auf das die Teilnehmer von „Harmonie in Vielfalt“ hin arbeiten: das Weihnachtskonzert der Kulturlawine. Dieses findet am Dienstag, 10. Dezember, ab 19 Uhr im Haus der Begegnung statt. Bei freiem Eintritt können Besucherinnen und Besucher allen Gruppen des Vereins lauschen. Bis dahin wollen die Projektgruppen, bei denen zu Beginn muskalisches Chaos herrschte, ihren Instrumenten harmonische Töne entlocken.
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