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Bürgermeister: „Ich verstehe die Sorgen voll und ganz“

Corona-Ausbruch in Buchloe

Bürgermeister: „Ich verstehe die Sorgen voll und ganz“

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    Ungewollt ist die Stadt Buchloe durch den Corona-Ausbruch im Schlachtbetrieb Vion Beef ins Zentrum der Infektionslage im Landkreis Ostallgäu gerückt.
    Ungewollt ist die Stadt Buchloe durch den Corona-Ausbruch im Schlachtbetrieb Vion Beef ins Zentrum der Infektionslage im Landkreis Ostallgäu gerückt. Foto: Fotos: Harald Langer

    Während am Wochenanfang in der Stadt noch vielerorts die Freude und Erleichterung regelrecht greifbar waren, ist die Stimmung inzwischen angesichts des Corona-Ausbruchs im Buchloer Schlachthof Vion Food umgeschlagen. Anfang der Woche traten Lockerungen der Corona-Maßnahmen in Kraft. Seitdem dürfen sich wieder mehr Menschen treffen, Geschäfte bieten Terminshopping an, das laut Gewerbevereinsvorsitzendem Niko Stammel (siehe weiterer Artikel auf der Seite) auch gut angenommen wurde.

    Doch nun ist die Inzidenz im Landkreis Ostallgäu auf über 100 gestiegen. (Update, Freitagmorgen: Laut RKI ist die Sieben-Tage-Inzidenz am Freitag auf 95,6 gesunken und damit wieder unter 100.) Bleibt sie drei Tage in Folge so, werden sämtliche Lockerungen wieder zurückgenommen – und zwar im gesamten Landkreis. Wir haben uns mit Bürgermeister Robert Pöschl über die aktuellen Entwicklungen in Buchloe unterhalten.

    Wie haben Sie die Stimmung Anfang der Woche erlebt und wie schätzen Sie die Lage ein?

    Robert Pöschl: Natürlich freuen wir uns alle über die eingeleiteten Öffnungsschritte. Allerdings ist die Gesamtsituation nach wie vor angespannt. Das RKI spricht aktuell davon, dass die dritte Welle begonnen hat. Es ist weiterhin absolut notwendig, die Hygiene- und Schutzmaßnahmen zu beachten und Kontakte so weit wie möglich zu reduzieren.

    Am Dienstag dann der Paukenschlag: Corona-Ausbruch bei Vion. Die Zahlen stiegen inzwischen auf über 80 Infektionen. Was sagen Sie dazu?

    Pöschl: Die Vion-Beef-Geschäftsleitung am Standort Buchloe sowie die zuständigen Behörden arbeiten eng zusammen, um die Auswirkungen der Infektionen möglichst gering zu halten. Sicherheit und Eingrenzung des Virus’ stehen für die Verantwortlichen im Mittelpunkt ihres Handelns.

    Immer wieder hört man Bemerkungen, in denen der Branchenriese Tönnies und die dortigen Zustände mit denen bei Vion in Buchloe in einem Atemzug genannt werden. Vergleichen kann man die Unternehmen aber doch nicht, oder?

    Pöschl: Nein, kann man nicht. Ende Januar konnte ich mir bei einem Gespräch mit der Buchloer Geschäftsleitung einen positiven Eindruck über Unternehmenskonzeption und Personalführung machen. Gerade mit der Überleitung einer größeren Zahl von Mitarbeitern aus Zeitarbeitsfirmen in die eigene Personalstruktur hat das Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur Eigenverantwortung gezeigt.

    Hilfe bei Wohnungssuche und Integration

    Sie kennen das Unternehmen. Was unterscheidet Vion von anderen großen Schlachtbetrieben – beispielsweise im Umgang mit den ausländischen Mitarbeitern?

    Pöschl: Nach meinem Kenntnisstand unterstützt das Unternehmen seine Mitarbeiter bei der Suche von Wohnungen und auch bei der sozialen Integration vor Ort, beispielsweise durch Sprachkurse.

    Robert Pöschl
    Robert Pöschl Foto: Ralf Lienert

    Impfung für Kita-Personal und Schnelltests

    Stehen Sie aktuell in Kontakt mit den Verantwortlichen – sowohl im Betrieb als auch den zuständigen Behörden?

    Pöschl: Bisher bearbeiten die Verantwortlichen im Unternehmen und bei den Behörden den Fall richtigerweise in eigener Zuständigkeit. Davon unabhängig stehen wir in kontinuierlichem Austausch mit dem Landrats- und Gesundheitsamt. Beispielsweise haben wir für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Buchloer Kinderbetreuungseinrichtungen einen Impftermin an diesem Wochenende abstimmen können. Auch im Bereich der Organisation der Schnelltests, die derzeit ansteht, stehen wir mit den Behörden in engem Kontakt.

    Stichwort Inzidenz: Viele Bürger, vor allem Eltern mit Kindergarten- und Schulkindern, sowie Geschäftsleute befürchten, dass die Lockerungen durch den Ausbruch zurückgenommen werden. Verstehen Sie die Sorgen?

    Pöschl: Ich verstehe die Sorgen voll und ganz. Nach Wochen und Monaten der Schließung waren die Öffnungen aus wirtschaftlichen, aber auch gesellschaftlichen Gründen erforderlich. Wir alle verbinden damit die Hoffnung, nun weitere Öffnungsschritte gehen zu können. Dennoch befindet sich das Infektionsgeschehen nach wie vor auf zu hohem Niveau und die zunehmende Zahl von Infektionen mit Corona-Mutanten ist beunruhigend.

    Nicht zu kleinteilig regeln

    Falls der Wert im Ostallgäu drei Tage in Folge über der 100er-Grenze bleiben sollte, unter anderem wegen des Ausbruchs in Buchloe, müssten alle Geschäfte wieder schließen. Im ganzen Landkreis – auch im recht weit entfernten Marktoberdorf oder Füssen. Finden Sie diese Regelung sinnvoll?

    Pöschl: Diese Regelung ist an den rechtlichen Zuständigkeiten gebunden. Kreisangehörige Kommunen wie die Stadt Buchloe dürfen laut Infektionsschutzrecht keine eigenen Maßnahmen anordnen. Die zuständigen Behörden befinden sich auf Ebene des Landratsamtes Ostallgäu und des Gesundheitsamtes Kaufbeuren-Ostallgäu. Die Koppelung der Maßnahmen an den Inzidenzwert der ersten zuständigen Ebene, also den Landkreis, ist demnach nachvollziehbar. Eine kleinteiligere Regelung mit Bezug auf einzelne Gemeinden würde die Umsetzbarkeit erschweren und die Menschen hätten weniger Klarheit und Handlungssicherheit.

    Einige Bürger haben jetzt offenbar sogar Bedenken wegen des Ausbruchs bei Vion und der gestiegenen Infektionszahlen, in Buchloe ihre alltäglichen Einkäufe zu erledigen. Dazu besteht aber doch kein Anlass, oder?

    Pöschl: Bei alltäglichen Einkäufen hat sich nichts geändert. Nach wie vor gilt FFP2-Maskenpflicht, Hygiene, Abstand und so wenig Kontakte wie möglich.

    Haben Sie noch einen Rat oder Hinweis für die Bürger?

    Pöschl: Bitte bleiben Sie vorsichtig, schützen Sie sich und Ihre Angehörigen durch Einhaltung der Schutzregeln und bleiben Sie gesund! Und unterstützen Sie bitte weiterhin die örtlichen Gastronomen und Einzelhändler. Ich habe im Lockdown die Online-Angebote der Buchloer Gastronomie und des Einzelhandels genutzt. Das funktioniert sehr gut.

    Lesen Sie dazu auch: Darum droht im Ostallgäu nach Ausbruch in Buchloe die „Notbremse“

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