Für alle Freunde der Blasmusik in und um Buchloe ist der Besuch eines der beiden Jahresschlusskonzerte der Stadtkapelle Buchloe Ende November ein fester Termin im Kalender. So waren am Wochenende in der Aula der Buchloer Mittelschule die Stuhlreihen bei den zwei Konzerten wieder gut gefüllt- am Sonntag sogar besonders gut. Dirigent Stefan Reggel mit seine Musiker luden wieder zu einer interessanten musikalischen Reise ein.
Knapp die Hälfte des Programms hatte man bereits eine Woche zuvor im „Sitzkissenkonzert“ für Kinder und Familien hören können. Am Wochenende erlebte man sozusagen den vollen Ertrag der intensiven Probenarbeit der vergangenen Monate. Noch einmal hatten die Stadtkapellen-Musiker hier und dort ein wenig gefeilt und die Klangpräsenz weiter geschärft. Bei den Jahresschlusskonzerten überzeugten die Frauen und Männer mit einer geschliffenen Gesamtleistung.
Kraftvoll, aber auch geschmeidig
Den Anfang machte in beiden Konzerthälften ein Marsch. Zu Beginn griffen die Musiker mit „Goldene Kameraden“ von James Barnes eher in die traditionelle Schublade, nach der Pause kamen vor allem Freunde des Action-Kinos mit dem „Captain America March“ (Alan Silvestri) voll auf ihre Kosten. In beiden Fällen erlebte man knackig-kraftvollen und dennoch geschmeidigen Gute-Laune-Sound.
Ausflug in die Antike
Es sollen ja schon Telefonbücher künstlerisch-musikalisch aufbereitet worden sein – mit dem dreisätzigen „Lexicon of the Gods“ hatte sich Komponist Rossano Galante allemal eine interessantere programmatische Vorlage gesucht. Dabei konnte man in einer flirrenden und rätselhaft-entrückten Klangatmosphäre verfolgen, wie Galante Perseus als Bezwinger der Medusa musikalisch umriss; wie Penthos als „Geist des Kummers und der Gram“ in ein ruhiges, dabei ätherisch-dichtes Licht tauchte und sich im Schlusssatz schließlich Göttervater Zeus als Herrn des Himmels und der Blitze zuwandte. Entsprechend krachert und temperamentvoll ging es auf der Bühne zu.
Frech und farbenreich
Den mit Synkopen attraktiv angereicherten „Blue and White Dance“ von Andrew Boysen junior spielte die Kapelle schon beim „Sitzkissenkonzert“. Nun ließen die Musikerinnen und Musiker die Rhythmen noch ein wenig frecher und farbenreicher swingen.
Das Werk „Fiskinatura“ von Thiemo Kraas überzeugte als viersätzige Quasi-Sinfonie in der Intrada mit feierlicher Erhabenheit. Es folgten frische und ungewohnte Rhythmen im zweiten Satz, ein Scherzo friedvoller Klangschönheit im dritten sowie schließlich ein Finalsatz, der sich finessenreich abseits allzu ausgetretener Klangpfade bewegte.
Träumend im Orient-Express
Ein weiterer Höhepunkt geleitete die Besucher in die Pause: Klangschön und zum Träumen einladend, ließen die Musiker den „Orient Express“ von Philip Sparke erklingen - während eine kleine Spielzeugeisenbahn um eine Säule kreiste.
Farben- und abwechslungsreich sowie höchst vital erklang schließlich auch der Rest des Programms: Die lässig und augenzwinkernd umgesetzte „Second Suite for Band“ von Alfred Reed, das irisch gepägte Medley „Around the Whiskey Jar“ (Ivan Boumans), der Ausflug zu den „Benny Goodman Memories“ (Naohiro Iwai) oder „Ein Leben lang“ von den „Fäaschtbänklern“ als Zugabe. Moderatorin Anja Schäfer aus den Musikerreihen verrichtete ihre Aufgabe sympathisch und gut.
44 Jahre Leiter des Spielmannzugs
Bleibt noch zu vermerken, dass Jürgen Herrmann als Vorsitzender und zweiter Dirigent der Stadtkapelle den langjährigen Leiter (1980 bis 2024) des Spielmannzuges, Richard Wild, mit einer ausführlichen Laudatio würdigte. Im Jahr 2023 hatte Wild aus Alters- und Gesundheitsgründen die Leitung des Spielmannzugs in jüngere Hände übergeben: an Michael Link. Für sein großes musikalisches Engagement über 44 Jahre hinweg und seinen persönlichen Einsatz wurde Richard Wild von Jürgen Herrmann für sein Lebenswerk mit einem Präsentkorb geehrt – die Ehrenmitgliedschaft des Vereins hat er bereits.
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