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Josef Ritter verteidigt seine „Ritterburg“

Wiedergeltingen

Josef Ritter verteidigt seine „Ritterburg“

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    Diese Ziegelmauern hat Grundstücksbesitzer Josef Ritter entlang der Mindelheimer Straße errichten lassen. In Wiedergeltingen werden die Einfriedungen scherzhaft „Ritterburg“ genannt.
    Diese Ziegelmauern hat Grundstücksbesitzer Josef Ritter entlang der Mindelheimer Straße errichten lassen. In Wiedergeltingen werden die Einfriedungen scherzhaft „Ritterburg“ genannt. Foto: Fotos: privat

    Unübersehbar stehen sie da seit vergangener Woche: Fast zwei Meter hoch sind die neuen Ziegelmauern, die Grundbesitzer Josef Ritter entlang der Hauptstraße errichten ließ. Einen „Spitznamen“ hatte das Bauprojekt in Wiedergeltingen schnell weg: „Ritterburg“ nennen es die Einheimischen – wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand.

    Denn einige wittern in dem „Wiedergeltinger Mauerbau“ einen Verstoß gegen das Baurecht, andere wiederum sehen darin einen (willkommenen) Anlass, dem vor wenigen Tagen wiedergewählten Bürgermeister Norbert Führer ein wenig zu ärgern. Von Führer wollte unsere Zeitung natürlich wissen, was es mit dem umstrittenen Mauerbau auf sich hat, doch der Rathauschef sah sich angesichts der zeitlichen Belastung durch die Coronakrise dazu momentan nicht in der Lage: „Ich habe zurzeit ganz andere Sorgen, nämlich mich um das Aufrechterhalten der kommunalen Gremienarbeit zu kümmern“, so Führer auf die Anfrage der Zeitung.

    Im Dorf ist es kein Geheimnis, dass sich Josef Ritter und Bürgermeister Führer seit Jahren spinnefeind sind. Warum? Dem Vernehmen nach kämpft Ritter seit Langem für eine Umgehungsstraße beziehungsweise eine Lösung für die Mindelheimer Straße, die unter dem wachsenden Durchgangsverkehr stöhnt.

    Ein (abgelehntes) Baugesuch eines Familienmitglieds soll dann das Verhältnis zwischen den beiden endgültig vergiftet haben. Sogar von gegenseitigen Lügen-Vorwürfen wird im Dorf erzählt.

    Dass Ritter jetzt mit dem Mauerbau „Eigeninitiative“ ergriffen hat und so für „Lärmschutz“ gesorgt hat, finden manche im Dorf gar nicht so falsch.

    Josef Ritter erklärte unsererZeitung auf Anfrage die Gründe, die ihn zum Bau dieser „Einfriedungen“ bewogen haben. „Wie andere Anwohner in der Buchloer oder Steingadener Straße es bereits vollzogen haben, möchten auch wir unser Anwesen fit für die Zukunft machen“, so Ritter.

    Denn aus seiner Sicht sind die Zukunftsaussichten düster: „Berufsverkehr und Schwerlastverkehr nehmen zu“, sagt Ritter mit Blick auf die Schlagworte „Bahnhof Buchloe“ und „Metropolregion München“.

    Zudem sei mit „massiver Bautätigkeit“ in Türkheim, Buchloe und den umliegenden Orten und mit einer Ausweisung von Wohn- und Gewerbeflächen in Wiedergeltingen zu rechnen. Und das alles „ohne erkennbares Verkehrskonzept“, meint Josef Ritter. Das Gewerbegebiet Wiedergeltingen werde direkt durch den Ort erschlossen. Ritter: „Keine Lösung in Aussicht.“ Er möchte mit seiner Familie aber „unsere zum Teil denkmalgeschützten Häuser in der Ortsmitte nicht leer stehen und verfallen lassen“. Dies gelinge auch „mit großen Erfolg“, wie am renovierten Brauereigebäude zu sehen sei.

    Dass in der Ortsdurchfahrt schon mehrere Anwesen leerstehen, findet Ritter bedauerlich. Die FamilieRitter wolle mit dem Bau der Mauern entlang der Mindelheimer Straße „die Devitalisierung des Ortskernes verhindern und ein einigermaßen lebenswertes Umfeld für die Bewohner sicherstellen“. Wer bei Gemeinderäten nachfragt, erntet erstmal Achselzucken: Es müsse geprüft werden, ob die Baumaßnahme dem geltenden Baurecht entspreche, meinte einer. Neben einer Stellungnahme des Denkmalschutzamtes spiele dann wohl auch die Frage der Verkehrssicherheit eine Rolle. Experten der Verkehrskommission des Landkreises sollten klären, ob eine Sichtbehinderung vorliegt.

    Natürlich ist den Gemeinderäten in Wiedergeltingen nur allzu gut bekannt, dass im Dorf „sehr kontrovers“ über die Mauern geredet werde, meinte ein Kommunalpolitiker, der seinen Namen in dieser Angelegenheit aber lieber nicht in der Zeitung lesen wollte.

    Ein anderer empfindet die Einfriedung entlang des Vorplatzes beim Gasthaus „Ritter“ jedoch keineswegs als störend. Im Gegenteil, sollte der Vorplatz als „Biergarten“ genutzt werden, wirkt die Einfriedung sehr positiv und zur Straße hin beruhigend, hieß es.

    Doch auch einen möglichen „Mauerfall“ will Josef Ritter derzeit nicht völlig ausschließen: „Sollte sich eine deutliche Verbesserung der Verkehrsbelastung ergeben, wäre die Einfriedung überflüssig.“ Ritter ist sicher: „Die Einfriedung ist nach der Bayrischen Bauordnung genehmigungsfrei, auch wenn dies Funktionsträger der Gemeinde nicht wahr haben wollen.“

    Er rät in diesem Fall zum Vergleich mit „anderen Einfriedungen, etwa in der Buchloer, Amberger oder in der Steingadener Straße“. Zum besseren Verständnis: Bürgermeister Norbert Führer wohnt in der Steingadener Straße.

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