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Ostern passiert – ohne viele Worte

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Ostern passiert – ohne viele Worte

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    Osternacht 2019 evangelisch
    Osternacht 2019 evangelisch Foto: Klaus D. Treude

    Zur Feier der Osternacht trafen sich viele Gläubige am frühen Feiertagsmorgen in der evangelischen Hoffnungskirche von Buchloe. Bereits gegen 5 Uhr war das Osterfeuer vor dem Eingang entzündet worden, sorgsam gehütet von einigen Konfirmanden. Draußen wich langsam die Dunkelheit dem aufkommenden Licht des neuen, sonnigen Tages. Das Innere der Kirche war noch in tiefe Dunkelheit getaucht. Nur spärlich war das Christusbild am Altar beleuchtet.

    Mit einem Gong begann der Gottesdienst. „He never said a mumbling word“ sang der S(w)inging Gospel-Chor unter Leitung von Annette Fait und unterstrich so die besondere Feierlichkeit des Moments. „Und er sagte kein Wort,“ leitete Pfarrer Christian Fait die Lesung vom Leiden Christi ein. „Kreuzungerecht war es, was man mit Jesus machte und trotzdem sagte er kein Wort und nahm es an“, so der Pfarrer: „Auch heute noch.“

    Auch heute noch sagen Menschen manchmal nichts. Aus Angst etwa. So wie manche Flüchtlinge, die angepöbelt oder verfolgt werden. Oder aus Bequemlichkeit. Wie jene, die die drohende Klimakatastrophe ignorieren, weil es ihnen (vermeintlich) ja sehr gut geht. Oder weil sie kein Gehör finden. So wie jene, deren Ruf durch ungeschickte Worte, eine haltlose Anzeige oder durch Vorurteile ruiniert wird.

    Während die Taufglocke läutete, entzündete Pfarrer Fait die Osterkerze am Feuer. „Der Herr ist auferstanden!“ rief er der Gemeinde beim Einzug in die Kirche zu. Nach dem Osterevangelium, dem Schmücken des Altars und dem Glaubensbekenntnis gaben die Gläubigen das Osterlicht weiter. Und so wie eine kleine Osterkerze von der evangelischen in die katholische Kirche getragen wurde, so machte sich eine Osterkerze von Mariä Himmelfahrt auf den Weg in die evangelische Kirche. „Shine your light“ sang der Chor, dann stimmte die Gemeinde – von Brigitte Imminger an der Orgel begleitet – den Osterchoral an.

    Der Austausch der Osterkerzen war an diesem Morgen nicht das einzige Zeichen gelebter Ökumene. Nur konsequent lud Fait später auch die katholischen Besucher zum Abendmahl ein.

    Auch in seiner Predigt ging der Pfarrer auf das Schweigen Jesu ein. Auf enttäuschte Hoffnungen. Auf das wortlose Zittern und Entsetzen der Frauen, die Jesu Grab leer fanden. Auf Zweifel und das Warten auf ein Wort, ein Zeichen. Und dann war der Auferstandene plötzlich da. Jeder spürte es, Jesus musste nichts sagen. Der Tod hat nicht das letzte Wort! „Ostern wird nicht durch lange Reden, durch den Austausch von Argumenten oder durch einen Kompromiss“, so der Pfarrer, „Ostern passiert. Von außen nach innen hinein. Es trifft das Herz, die Seele, sodass ich selber bewegt werde.“

    Die Botschaft von Ostern sei ihm besonders deutlich geworden durch ein Bild der Buchloer Malerin Alwine Simon, das am Ostermorgen die Kanzel schmückte. „Ostern lässt Leben entstehen, wie eine Knospe, die nach außen dringt. Ostern verändert.“ Ohne große Worte. Man müsse sich nur öffnen, glauben und vertrauen. Inzwischen war es strahlend hell geworden. In der Kirche und draußen, wo das Osterfrühstück auf die Gläubigen wartete.

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