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Wenn es stinkt und matschig wird

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Wenn es stinkt und matschig wird

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    Neophyten
    Neophyten Foto: Markus Frobenius

    Gestank und Matsch – damit endete für viele Gartenfreunde der rosafarbene Traum im eigenen Grün. Denn das Indische oder Drüsige Springkraut vom indischen Subkontinent sieht in seiner Blüte schön aus, doch wenn es verblüht ist, bleibt nur noch ein stinkender Matsch zurück. Das Springkraut gehört zu den Neophyten, also gebietsfremden Pflanzen, und dabei noch zur invasiven Art – kann sich hierzulande also gut behaupten und die heimische Fauna verdrängen. Auch in der Verwaltungsgemeinschaft Buchloe blüht das Kraut, was das Zeug hält. „Da gibt es mehrere Flächen als Anschauungsobjekte“, berichtet Stephan Fessler, Leiter Forstrevier Buchloe vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kaufbeuren (AELF). „Eine der größten Flächen befindet sich bei Honsolgen. Vor allem das Indische Springkraut und die Kanadische Goldrute breiten sich immer mehr in unseren Wäldern aus. Besonders betroffen sind hier Wegränder und Rückegassen. Von dort aus besiedelt insbesondere das Indische Springkraut in rasantem Tempo die Waldflächen“.

    Die Pflanzen wurden zur Zierde der Gärten teilweise vor Jahrhunderten eingeführt. Doch in den Gärten hinterlassen sie nach der Blüte nur Matsch, verdrängen einheimische Pflanzen und sind teilweise sogar gesundheitsgefährdend(siehe Info-Kasten). Deshalb wurden sie in der freien Natur entsorgt. Dort arbeiten sie nun – etwa zusammen mit Bärenklau, Beifuß-Ambrosia oder der Goldrute – aktiv am Umbau der heimischen Fauna mit. Denn das Springkraut kann seine Samen bis zu sieben Meter weit schießen oder die bis zu 2000 Samen pro Blüte bequem an den Bächen verbreiten – Feuchtgebiete wie an der Gennach sind ideal für das einjährige Kraut. „Als Neophyten verspüren die genannten Arten kaum Konkurrenzdruck und sind durch ihren invasiven Charakter in der Lage, heimische Pflanzen zu verdrängen. Leider ist eine Bekämpfung oder Eindämmung dieser Pflanzen äußerst schwierig, zeitaufwendig und arbeitsintensiv. Lediglich das Ausreißen samt Wurzelwerk und der sofortige Abtransport sind erfolgversprechend. Dies ist durch die Grundeigentümer in der Regel nicht leistbar“, erklärt Fessler. Das hatte auch schon sein Kollege, der frühere Forstdirektor im Füssener AELF, Gerhard Limmer, festgestellt: „Viele Grundstückseigentümer haben den Kampf gegen die Neophyten aufgegeben. Auch der amtliche Naturschutz sieht das Thema ähnlich wie wir: Es ist einfach nicht zu finanzieren und in Griff zu bekommen, diesen für unseren Naturbereich fremden Pflanzenbestand zurückzudrängen“.

    Für Buchloe heißt das laut Fessler: „Im Staats- oder Kommunalwald wird das Indische Springkraut in der Regel nicht aktiv bekämpft.“ Aber es gebe eine neue Taktik: „Unser Ziel ist es, durch geschlossene, intakte Waldbestände die Lichtverhältnisse so zu gestalten, dass das Springkraut keine geeigneten Wachstumsbedingungen findet und dort dann auch wieder verschwindet. Dies gestaltet sich allerdings in vielen Fällen sehr schwierig“. Im Herbst – nachdem das Kraut verblüht ist – soll bei Honsolgen eine Fläche neu mit klimatoleranten Baumarten bepflanzt werden.

    Zwar sind Neophyten nicht grundsätzlich schlecht, erklärt Fessler: „In gewisser Weise ist die Einschleppung und Ausbreitung ein Naturprozess, der schon immer stattgefunden hat und durch Menschen nur beschleunigt wird. Sofern keine Gesundheitsgefahren oder massive wirtschaftliche Einbußen drohen, sehen wir das aus forstwirtschaftlicher Sicht gelassen. Waldbäume werden durch das Springkraut in der Regel nicht wesentlich im Wachstum beeinflusst“.

    Aber der Revierleiter warnt zugleich: „Größere Auswirkungen hat die Ausbreitung des Springkrauts allerdings auf die restliche Flora, da hier vereinzelt heimische Arten verdrängt werden. Daher spielt es aus naturschutzfachlicher Sicht durchaus eine Rolle und muss sicherlich im Auge behalten werden“. Ob die Neophyten obendrein vom Klimawandel profitieren, wird sich noch zeigen.

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