Als der Benediktinermönch Cölestin Rapp 1989 von seinem Heimatkloster St. Ottilien zur Missionsarbeit ins südliche Tansania entsandt wurde, traten dort die ersten Einheimischen auf Probezeit als Novizen ins Kloster ein. Inzwischen hat sich dies komplett geändert. Im Konvent des dortigen Benediktinerklosters sind die weißen Missionare absolute Minderheit. Bruder Cölestin verbringt derzeit einen längeren Heimaturlaub bei seiner Mutter und seinen Brüdern in Großkitzighofen sowie im Kloster St. Ottilien. Auf Einladung der örtlichen Bruderschaft und des Pfarrgemeinderats berichtete er im vollbesetzten Schützenheim zusammen mit seinem Mitbruder Jesaja Sienz von den Aufgaben und Entwicklungen in der Mission in dem ostafrikanischen Land.
Nach zwei Jahren auf einer Farm der Diözese übernahm Bruder Cölestin in der Abtei Ndanda die Verwaltung und Werkstatt eines landwirtschaftlichen Maschinenrings und später die Administration des Klosterbetriebs. Längst ist er in leitender Funktion unter anderem zuständig für die Bewirtschaftung von 125 Hektar Plantagen und Wälder, Viehzucht, Garten, eine große Zimmerei, Werkstatt, Wasser- und Elektroinstallation. Auch für Buchhaltung und Verwaltung seien die Ansprüche in Afrika immer größer geworden. Die große Herausforderung für die verbliebene Minderheit an weißen Mönchen sei es, das ideelle und materielle Erbe der Missionare zu bewahren, weiter zu entwickeln, der Gegenwart anzupassen und ganz in einheimische Hände zu übergeben.
Im südlichen Tansania gebe es keinen Rückgang an Katholiken und Gottesdienstbesuchern aus demografischen und kulturellen Gründen. Die Kirche wirke jugendlich und lebendig. Neue Kirchenbauten entstehen und sind bald schon zu klein, berichtete Bruder Cölestin. Gemeinsames Feiern und Singen entspreche dem Bedürfnis dieser Menschen. Sie seien weniger individualistisch, selten zurückgezogen in ihrer Wohnung und noch weniger abgelenkt durch Alternativangebote. In Ordensgemeinschaften hätten sie vielleicht ein ähnliches Gefühl wie in ihren Sippen und Großfamilien.
Das Leben und Arbeiten im Klosteralltag und die Aufgaben der Abtei sieht Bruder Cölestin nicht viel anders als hierzulande, mit pastoraler Betreuung von Pfarreien, Werkstätten und Lehrlingsausbildung, Gymnasium mit Internat, Bildungshaus, Land- und Waldwirtschaft. Allerdings mit dem Unterschied, dass man im ländlichen Afrika noch vieles selber machen muss, was bei uns an Firmen vergeben oder zugekauft wird. Eine Besonderheit ostafrikanischer Abteien sei es, dass sie große Krankenhäuser unterhalten. Eigene Krankenpflege-Schulen seien angeschlossen. Bei der geringen staatlichen Unterstützung bezeichnet Bruder Cölestin dies als große Belastung und Herausforderung.
Zum Führungspersonal des Klosterhospitals in Ndanda gehört Bruder Jesaja als Arzt und Leiter der internistischen Abteilung. Der gebürtigen Westallgäuer aus Scheidegg berichtete im Schützenheim ausführlich von der Situation in „seinem“ Krankenhaus. Dies verfügt in verschiedenen Abteilungen über 300 Betten und dürfte dem Standard der staatlichen Kliniken deutlich überlegen sein. Rund 90 Prozent der Patienten werden ambulant versorgt. Zu behandeln gibt es dort auch Krankheiten und Verletzungen, die bei uns komplett oder nahezu unbekannt sind, wie Malaria, Lepra, Krokodilsverletzungen und Schlangenbisse. Als neuestes Projekt strebt Bruder Jesaja mit seinem Team den Aufbau einer Intensivabteilung an.
Unter den Gästen im Schützenheim befanden sich auch ein Assistenzarzt aus Tansania, der derzeit in Schongau eine Fortbildung macht, und Dr. Soeren Glatz, ehemals Internist am Klinikum Landsberg. Dr. Glatz arbeitet eng mit Bruder Jesaja zusammen und reist mitunter auch selbst nach Ndanda zur fachlichen Unterstützung. Seinem Freund Jesaja zollte Glatz hohes Lob: „Es ist beeindruckend, was er auf die Beine gestellt hat und noch auf die Beine stellen will.“ Die zahlreichen Besucher des Infoabends zeigten sich sehr spendenfreudig. So kann ein ansehnlicher Betrag nach Ndanda überwiesen werden als Unterstützung für den Ausbau der Intensivstation. Zudem überreichte Erika Weißhaar-Fried Spenden der Theatergruppe und des Schützenvereins.
Während für Bruder Jesaja der Heimaturlaub wieder beendet ist, kehrt Bruder Cölestin voraussichtlich erst im Oktober nach Ndanda zurück. Dazwischen zeichnet sich noch eine kurzzeitige Entsendung durch sein Kloster St. Ottilien nach Kuba ab.