Ein Fahrrad liegt in der Gennach, ein umgetretenes Straßenschild an der Berliner Straße und zwei verwaiste Gartenstühle stehen an einem Feldrand im Süden Buchloes nahe der A96: Die Spuren, die die Freinacht in der Gennachstadt kürzlich hinterlassen hat, waren vielfältig. Auch die Graffiti-Serie in Lindenberg reißt nicht ab, und an den Schulen sorgen zurückgelassene Zigarettenstummel und zerbrochene Glasflaschen für Ärger. In den Sozialen Medien macht sich Unmut über „die Buchloer Jugend“ breit.
Polizei in Buchloe rückt in der Freinacht 2025 zu fünf Einsätzen aus
„Das ist kein Spaß mehr, wenn man so etwas in der Freinacht macht“, schreibt eine Nutzerin. Eine andere findet: „Bei manchen brennt echt die Sicherung durch.“ Und eine dritte: „Es sind einfach zu viele Deppen unterwegs.“
Polizeisprecher und Hauptkommissar Christian Lindstedt berichtet indes: Im Bereich der Polizeiinspektion Buchloe gebe es im Vergleich zu den Vorjahren aktuell „keine signifikante Zunahme“ von Taten, die durch Jugendliche verübt werden. Wenngleich er ergänzt: „Mit Sicherheit gibt es eine hohe Dunkelziffer.“ Oft werden Vorfälle nicht gemeldet und tauchen somit nicht in den polizeilichen Statistiken auf.
Schulen und Spielplätze in Buchloe während der Ferien verstärkt beobachtet
In der Freinacht selbst rückten die Buchloer Beamten laut Lindstedt zu fünf Einsätzen aus, die mit dem Brauch des „Verziehens“ in der Nacht auf den 1. Mai in Zusammenhang stehen. Im Jahr 2024 waren es acht Einsätze, in 2023 drei. Die Zahlen sind also „schwankend, aber auf niedrigem Niveau“, sagt der Hauptkommissar. „Das ist überschaubar.“ Im Fall der zahlreichen Graffitis, die in den vergangenen Monaten in Lindenberg und an der A96-Unterführung am Radweg zwischen dem Buchloer Ortsteil und der Gennachstadt selbst auftauchten, „laufen die Ermittlungen nach wie vor gegen Unbekannt“, sagt Lindstedt. Konkrete Tatverdächtige konnten die Beamten bislang nicht ausfindig machen.
Anders bei den – oft abendlichen oder nächtlichen – Treffen an den Schulen und Spielplätzen: Diese sind der Polizei bekannt. Weil dabei oft Müll zurückgelassen wird, wie besagte Zigarettenreste, Glasflaschen, Pizzakartons und mitunter sogar „Kräutermühlen“ zum Zerkleinern von Cannabis, werden insbesondere an Wochenenden und in den Ferien die betreffenden Bereiche „verstärkt in die Streifenarbeit miteingebunden, um das Feiern dort unattraktiver zu machen“, sagt Lindstedt. Das bedeutet: Die Polizisten schauen in diesen Zeiten dort vermehrt nach dem Rechten.
Vielerorts fehlen Jugendlichen die Treffpunkte, um gemeinsam zu feiern
Der Polizeisprecher betont dabei: „Das Ganze ist kein spezielles Buchloer Phänomen“. Der Eindruck, dass junge Menschen in Buchloe unverhältnismäßig über die Stränge schlagen, spiegele sich in den Statistiken nicht wider. Vielerorts treffen sich Jugendliche – auch aus Mangel an Alternativen – an Parks und Schulhöfen, um dort zusammen Zeit zu verbringen, zu feiern und beispielsweise Alkohol zu trinken. Generell sind die Taten, die woanders, wie auch in der Gennachstadt für Unmut sorgen, jugendtypische Verstöße. Dazu zählen etwa Sachbeschädigung oder Ruhestörung.
„Man muss stets die Grenze zwischen Brauchtum und Straftat achten.“
Christian Lindstedt, Allgäuer Polizeisprecher und Hauptkommissar
Grundsätzlich sei klar: Man dürfe natürlich gemeinsam Spaß haben und sich auch im öffentlichen Raum treffen, aber stets unter Rücksichtnahme auf Anwohnerinnen und Anwohner und andere Menschen, die die Plätze ebenfalls nutzen möchten. Dieses Credo gelte auch für die Freinacht. „Man muss stets die Grenze zwischen Brauchtum und Straftat achten“, sagt Lindstedt: „Denn bei der Straftat hört der Spaß auf.“
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