„Schürfwunden gehen wieder weg, ein Schaden am Kopf kann ein Leben lang bleiben“: Was Johannes Stoll schon den Kleinsten zu vermitteln versucht, zählt auch für die Großen. Der Polizeihauptmeister ist als Vorsitzender der Gebietsverkehrswacht Ostallgäu für mehr Sicherheit im Straßenverkehr zuständig. Und dass es dabei neben dem Tragen eines Helmes noch vieles Weitere für Radfahrer zu beachten gibt, darüber informierten er und sein Team am Montag im Rahmen eines Fahrrad-Sicherheits-Tages in Füssen.
Binnen eines Jahres ereignen sich im südlichen Ostallgäu 142 Fahrradunfälle
Die Missachtung der Verkehrsregeln, ungewohnte Leihräder und zu hohe Geschwindigkeiten – das sind laut Stoll einige der Gründe für die 142 gemeldeten Fahrradunfälle im Altlandkreis Füssen im vergangenen Jahr. Einer endete sogar tödlich. Das entspricht einer Steigerung um 42 Prozent gegenüber 2019. Natürlich spiegelt sich darin auch der zunehmende Trend an E-Bikes wider. Neben den hohen Geschwindigkeiten (bis zu 25 km/h) zählt häufig die Unerfahrenheit der Radfahrer zu den Unfallursachen. Als Beispiel nennt Stoll hier: „Ältere Menschen, die lange nicht auf dem Rad saßen und dann mit dem E-Bike zur Kenzenhütte radeln. Die sind noch ganz andere Bremsen gewohnt und schätzen die aktuellen Scheibenbremsen dann falsch ein“.
Polizei Füssen warnt inbesondere vor Geisterradlern
Für den enormen Anstieg der Unfälle sind jedoch nicht ausschließlich E-Bikes verantwortlich, betonte Stoll. Auch die Missachtung der geltenden Verkehrsregeln schlägt hier zu Buche. Beispielsweise sorgen so genannte Geisterradler, die den Radweg in falscher Richtung befahren, für Vorfahrt-Streiterein mit den Autofahrern. Eine große Problematik sei zudem das Thema Alkohol. Viele würden lobenswerterweise bei zunehmendem Alkoholpegel auf das Auto verzichten, vergessen jedoch, dass sie auch mit dem Fahrrad den Straßenverkehr gefährden können. Vor allem nimmt die Reaktionsfähigkeit konstant ab.
Was laut der Polizei Füssen zur Unfall-Prävention getan werden müsste
Um diese und andere Unfälle in Zukunft zu vermeiden, möchten die Polizeiinspektion Füssen und die Gebietsverkehrswacht Ostallgäu die Radfahrer sensibilisieren. Teil dieses Präventionsprogrammes sind neben einer speziellen Radstreife auch diverse Fahrrad-Sicherheitstage. Im Rahmen dessen standen Johannes Stoll und seine Kollegin Jana Jäger am Montag mit einem Infostand an der Morisse in Füssen. Unterstützt wurden sie vom ehemaligen Vorsitzenden der Verkehrswacht, Rainer Lutz, der mittlerweile ehrenamtlich im Einsatz ist. Ziel der Aktion war es, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und diese auf Gefahren im Straßenverkehr hinzuweisen. Wie etwa auf eine ausreichende Fahrradbelichtung, wenn die Tage wieder kürzer werden oder die Beachtung des toten Winkels bei abbiegenden Fahrzeugen. Die langfristigen Pläne der Verkehrswacht beinhalten laut Stoll unter anderem den Ausbau des Radwegenetzes, die Entschärfung von Unfallschwerpunkten und die Erhöhung der Sicherheit im Verkehr.