Füssen und Reutte wollen grenzüberschreitend ein Klimaanpassungsprojekt starten. Ziel ist es, die beiden Städte für die Auswirkungen des Klimawandels zu wappnen - Flächen sollen entsiegelt und für häufiger auftretende Starkregen gestaltet werden (ausführlicher Bericht folgt). Sozusagen als Pilotprojekt soll in Füssen der Kaiser-Maximilian-Platz neu gestaltet werden, der im Sommer einer „Bratpfanne“ oder einem „Toaster“ ähnelt, wie es Tourismusdirektor Stefan Fredlmeier formulierte. Deshalb soll Platz entsiegelt und durch Grün- und Wasserflächen aufgewertet werden: Er soll klimafreundlich und attraktiv werden. Ein Knackpunkt ist dabei die Zukunft des SiebenSteinBrunnens, dessen hoher Wasserverbrauch die Stadt Füssen schon länger beschäftigt. Soll man ihn sanieren, stilllegen, abbauen und vielleicht am Freyberg-Garten neu aufbauen? Das sind alles denkbare Schritte. Im Stadtrat wurde noch nichts beschlossen, doch bald muss eine Entscheidung fallen. Denn um Fördermittel zu erhalten, muss das Projekt in wenigen Wochen beantragt werden.
Ein Geschenk zur 700-Jahr-Feier der Stadt Füssen
Die gut 16 Tonnen schwere Brunnenanlage dürfte - sofern sie denn komplett läuft - einer der am meisten fotografierten Hingucker in Füssen sein. Geschaffen vom Bildhauer Christian Tobin wurde sie 1995 aufgestellt, ein Geschenk der Sparkasse Ostallgäu zum 700-Jährigen des Füssener Stadttitels. So stehen die sieben Stelen aus dem Material Lamprophyr Sora für die sieben Jahrhunderte als Stadt. Sie sind zwischen 2,80 und 3,50 Meter hoch und wurden aus einem einzigen Block herausgebrochen, auf ihnen können sich die „Köpfe“ allein durch den Wasserdruck bewegen. Jeder Kopf mit eigenen Bewegungen, jeder mit einem eigenen Rhythmus
Über 800.000 Liter Wasser verbraucht trotz eingeschränkten Betriebs
Allerdings ist der SiebenSteinBrunnen für Gäste aus aller Welt nicht nur ein „eye catcher“, also ein Blickfang. Sondern er ist auch ein Beispiel für eine „Wahnsinns-Trinkwasserverschwendung“, wie es Tourismuschef Fredlmeier im Stadtrat formulierte. Er lief 2023 nur für wenige Tage. 2024 gab es einen Probebetrieb mit nur drei der sieben Stelen - und trotzdem mit einem Wasserverlust von 803.000 Litern. Was nicht gerade für den sorgsamen Umgang mit der Ressource Wasser in Zeiten des Klimawandels spricht.
Was der Künstler und was der Füssener Bürgermeister dazu sagen
Das sieht übrigens auch der Künstler so: „Der hohe Wasserverbrauch ist ein absolut nicht hinnehmbarer Zustand“, teilte Christian Tobin unserer Redaktion mit: „Außer dem an heißen Tagen verdunstenden Wasser darf nichts verloren gehen. Dieses verdunstende Wasser ist ein erwünschter Effekt.“ Der Künstler erklärt den hohen Wasserverlust mit der „bauseits erstellten Technik“, die im Laufe der Jahre offenbar gelitten habe. „Nur mit Lecks im Zu- oder Rücklauf ist der immense Wasserverbrauch zu erklären“, so Tobin. Eine ähnliche Erklärung hatte Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU) im Stadtrat parat: Zumindest seien Teile der Technik zur Eröffnung im Jahr 1995 nur provisorisch angelegt worden. Und solche Provisorien seien „meistens am langlebigsten“.
Die Lösungsmöglichkeiten gibt es für den Füssener Brunnen
Was auch immer der Grund für den hohen Wasserverlust ist, eines steht fest: „So kann's definitiv nicht weitergehen“, sagte Fredlmeier. Was also tun? Es müsse geprüft werden, ob die Technik des Brunnens mit einem vertretbaren finanziellen Aufwand saniert werden und er wieder komplett mit einem deutlich geringeren Wasserverbrauch laufen kann. Falls nicht, könnte er stillgelegt werden. Oder an anderer Stelle - im Bereich Freyberg-Garten/Busbahnhof zum Beispiel - neu aufgebaut werden. Aktuell treffe man aber noch keine Entscheidung, versicherte Fredlmeier. Man prüfe alle Optionen.
„Der Brunnen ist ein Symbol für die Jahre, in denen in der Stadt nichts funktioniert hat.“
Dr. Christoph Böhm, Stadtrat, CSU
Dr. Christoph Böhm (CSU), der ganz sicher nicht zu den Bewunderern des SiebenSteinBrunnens zählt, plädierte dafür, ihn stillzulegen und einfach stehen zu lassen. Sozusagen als „Symbol für die Jahre, in denen in der Stadt nichts funktioniert hat“. Das wäre die billigste Lösung. Auch gegen eine aufwendige Neugestaltung des Kaiser-Maximilian-Platzes sprach er sich aus. Andere Kommunalpolitiker begrüßten dagegen die Überlegungen, den Platz im Rahmen des Klimaanpassungsprojektes zu gestalten.
Füssener Stadtrat ist für die Klimapartnerschaft mit Reutte
Bei einer Gegenstimme befürwortete der Stadtrat schließlich die Klimapartnerschaft mit Reutte „speziell zur Entwicklung und Umsetzung eines Förderprojektes zur Klimaanpassung mit den Schwerpunkten Entsiegelung, Energieeffizienz und Ressourcensparsamkeit“. Zudem befürwortete das Gremium die „klimaangepasste Entwicklung“ des Kaiser-Maximilian-Platzes. In der Februar-Sitzung soll dem Stadtrat dazu ein Konzept vorgelegt werden.
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