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Ein tragisches Schicksal

Füssen/Schwangau

Ein tragisches Schicksal

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    Freunde Ludwigs
    Freunde Ludwigs Foto: Philomena Willer

    Jean Luis Schlim hat dem Publikum aus der Seele gesprochen, als er zu Beginn seines Vortrags zurückblickte auf den ersten Einblick in das Leben König Ludwigs und meinte: „Das Thema hat mich mein Leben lang nicht mehr losgelassen.“ Die Freunde König Ludwig II., angereist aus halb Europa, und eine Reihe von Besuchern waren zum ersten Abend des diesjährigen Treffens in den Panoramasaal des Festspielhauses gekommen. Wie Organisator Matthias Bienek in seiner Begrüßung sagte, man war hocherfreut, die Tagungen hier beginnen und mit dem Musicalbesuch auch beenden zu können.

    Seit bald 20 Jahren bereichern Vorträge von Experten immer wieder die Forschungen und bringen Licht in dunkle Vorgänge. So galt dieser Abend dem tragischen Leben von Prinzessin Sophie Charlotte in Bayern (1847 – 1897), der jüngsten Schwester von Kaiserin Elisabeths von Österreich. Eine unbeschwerte Kindheit verlebte das Mädchen auf Schloss Possenhofen am Starnberger See. Die Freiheiten ihrer Erziehung, so Schlim, machten spätere Zwänge noch härter. Übel endete die Verlobung mit Ludwig. Im Königreich liefen die Planungen für die Hochzeit, wie Schlim aufzeigte: Von Porzellan und Zinntellern bis zu den Bildchen für die Schuljugend war vieles in Produktion. Doch Ludwig reiste und Sophie lernte auf dem nahen Schloss Pähl den flotten Fotografen Edgar Hanfstaengl kennen.

    Die Briefe dieser ersten großen Liebe wurden viel später entdeckt und zeigen ihre Hoffnungslosigkeit. Zur baldigen Hochzeit gedrängt, löste Ludwig in einem Abschiedsbrief die Verlobung. Es folgte eine arrangierte Heirat mit Ferdinand Herzog von Alencon, das Leben zuerst in England, dann in Frankreich in Vincennes, die Geburt zweier Kinder. Insbesondere nach Ludwigs Tod soll sie sehr aufgewühlt gewesen sein, ja schwer erkrankt. Sie reiste in die Heimat. In München wurde sie vom Arzt Dr. Franz Glaser behandelt. Er wurde ihr Vertrauter, ihre Liebe, und die nun 40-Jährige war entschlossen, sich scheiden zu lassen. Hier kam wieder strikte Intoleranz zum Ausdruck: Ein Ärztekonsistorium bescheinigte ihr „moralische Geistesverwirrung“ und sie wurde in eine Nervenklinik bei Graz eingewiesen. Nach Verlassen der Klinik kehrte sie zu ihrem Mann zurück. Ihr tragisches Leben endete grauenhaft: Beim verheerenden Brand der Wohltätigkeitsveranstaltung des Bazar de la Charité kam sie 1897 ums Leben.

    Nach dieser schweren Kost ging es beim traditionellen Weißwurstfrühstück im Schlossbrauhaus in Schwangau lustiger zu. Anschließend las Matthias Bienek aus den „Geschichten zum Lachen, Schmunzeln, Schaudern“, die Sandra Borkowsky vor einigen Jahren im Füssener Blatt aufgespürt hatte. „Nicht um Ludwig geht es hier, sondern um die Menschen und das Leben in jener Zeit“, sagte er zu diesem Einblick in kleine Ereignisse, in Unglücksfälle, Witziges, in Klatsch und Tratsch.

    Der Abend gehörte Helmut Käutners Film „Ludwig II - Glanz und Elend eines Königs“. Bedeutende Ludwig-Filme gehören zum Programm der Freunde, doch diesmal war es der Klassiker an sich, zu dem Alfons Maria Arns vor der Vorführung auch als Dokument der Zeitgeschichte sprach (siehe weiteren Bericht). Höhepunkt des Treffens war der gemeinsame Besuch des Musicals Ludwig² – nach diesem glänzenden Ereignis bildete am Sonntag die traditionelle Gedenkfeier am Starnberger See den würdigen Abschluss.

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