Im Eishockey ist ja gerne vom „Trash-Talk“ die Rede. Davon Blödsinn zu erzählen, den Gegner zu provozieren oder einzuschüchtern, erhoffen sich die Spieler unlautere Vorteile. In den Play-offs ist besonders viel von diesem Trash-Talk zu hören. Das war am Sonntagabend beim Spiel des SC Riessersee gegen den EV Füssen (Endstand 6:2) nicht anders.
Nur, dass sich der Trash-Talk diesmal auch neben der Eisfläche fortsetzte. Kleiner Unterschied: Ein Funke Rationalität steckte schon hinter dem, was hinter vorgehaltener Hand in den Katakomben des Olympia Eissportzentrum diskutiert wurde. Denn der Gewinner der Pre-Play-off Serie zwischen dem SC Riessersee und dem EV Füssen in der Oberliga hat nämlich ein zweifelhaftes Vergnügen: Er bekommt es höchstwahrscheinlich in der nächsten Runde mit den Tilburg Trappers aus Holland zu tun. Heißt: Zwei lange Auswärtsfahrten mit fast fünfstelligen Kosten, dazu ein undankbares Heimspiel an einem Dienstag.
Pre-Play-offs in der Oberliga: EV Füssen gegen SC Riessersee kurz vor dem Aus
„Will man das überhaupt?“, fragten sich deshalb am Sonntagabend in Garmisch einige. Denn ein Weiterkommen gegen die starken Niederländer scheint unrealistisch. Plausibel hingegen ist, dass ein weiteres Heimspiel gegen Füssen an einem Freitag finanziell deutlich mehr einbrächte.
Dafür müssten die Garmischer zumindest die Partie am Dienstag in Füssen verlieren. Rein sportlich scheint das unwahrscheinlich. Zu einseitig war das erste Aufeinandertreffen. Das musste auch Füssens Co-Trainer Veit Holzmann nachher einräumen. Er fügte aber an: „Uns Holzmanns braucht man Play-off Eishockey nicht zu erklären, wir haben das im Blut.“
Das konnte man durchaus als Kampfansage verstehen für das zweite Spiel der Serie. Man wolle wieder mehr Leidenschaft aufs Eis bringen. Nur dann habe man eine Chance, sagte Holzmann.

Spekuliert der SC Riessersee auf ein weiteres Heimspiel gegen Füssen?
Und dann wäre ja noch die Frage, ob die Garmischer tatsächlich taktieren. Der SCR wird von über 300.000 Euro Schulden geplagt. Da ist die Frage, ob aus finanziellem Kalkül heraus auf ein weiteres Heimspiel geschielt wird, durchaus berechtigt. Von offizieller Seite werden solche Überlegungen freilich dementiert. Und doch wurden sie am Sonntagabend im Garmischer Eisstadion hinter vorgehaltener Hand laut.
Füssens Vorsitzender Jörg Noack hält Spekulationen in diese Richtung für abwegig. „Zwar mag es bei dem ein oder anderen Funktionär eine Rolle spielen“, sagt er. „Aber ein Spiel im Leistungssport absichtlich zu verlieren, kann ich mir nicht vorstellen.“

Kein „Trash-Talk“ also unter den Funktionären. Stattdessen hat sich der Verband eingeschaltet. Er überprüft, ob der Füssener David Moor für einen Check gegen Garmischs Stürmerstar Lubor Dibelka noch eine Sperre erhält. Eine Entscheidung dazu fällt wohl erst am Dienstag bis kurz vor Spielbeginn.
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