Ein wahrhaft inspirierendes Jazzkonzert im Sinne des Festivalmottos von „Vielsaitig" erlebten im Kaisersaal die Zuhörer beim Auftritt des Jazzpianisten und Jazzkomponisten Omer Klein mit dem Aris Quartett, das von Arte der Top Riege der Kammermusik zugeordnet wird. Deren unverwechselbare kunstvolle, unbeschwerte, mit elegantem Schwung dahinjagende Klangsprache betörte besonders bei der Aufführung der „5 Stücke für Streichquartett“ von Erwin Schulhoff.
Omer Klein und Aris Quartett begeistern bei "Vielsaitig" im Füssener Kaisersaal
Gekonnt streute der israelische Pianist und Komponist Omer Klein seine Improvisationen hinein. Zuvor erklang der „Oriental Folk Song“ von Wayne Shorter, dessen Melodie von einem traditionellen chinesischen Lied adaptiert wurde. Tiefgründige Emotionen waren in den „Sleepwalkers“ verborgen. Unvermittelt konnten dabei Bilder entstehen, die Menschen mit dem Blick nach unten auf ihr Handy vermittelten.
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Mit der Komposition „Tripoli“ erinnerte Omer Klein an die Stadt seines Großvaters. Nuancenreich, mit heiterer Musizierlaune führte das Aris Quartett den ersten und dritten Satz des Streichquartetts Nr. 3 von Dimitri Schostakowitsch auf.
Martialische Energie und fatale Parodie beim Auftritt von Omer Klein und dem Aris Quartett bei "Vielsaitig" in Füssen
Im dritten Satz imponierte die zwielichtige Musik, die zwischen martialischer Energie und fataler Parodie schwankte. Die „Solo Pieces für Piano“ von Omer Klein erinnerten an die aus nordafrikanischen Ländern stammenden Familie mütterlicherseits. Wunderschöne Handwerkskunst kommt von dort, was Omer mit seinen Händen als Pianovirtuose fortsetzte. Das zweite Solo „Nadschara“ vertonte die Poesie des Mittelalters des jüdisch-liturgischen und weltlichen Dichters und Rabiners Israel Nadschara.
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Omer Klein und das Aris Quartett trumpfen im Füssener Kaisersaal mit sprudelnden Läufen und gehämmerten Bässen auf
In „Hungry Horses“ stauten sich die Akkorde des Klaviers auf. Jagend und wild ineinander verschlungen erklangen die Melodien. In „Asia Minor“ erschienen bekannte Melodien des US-amerikanischen-kreolischen Sopransaxophonisten und Klarinettisten Sydney Bechet. Da trumpften Omer Klein und das Quartett noch einmal richtig auf mit sprudelnden Läufen und gehämmerten Bässen.
Den Endpunkt setzten sie mit einem „Aufschrei“. Mit großem Beifall wurden die Künstler überschüttet. Als Zugabe spielten sie „Midnight in Paris“ und beschlossen damit den auf hohem Niveau unterhaltenden, lebendigen und beschwingten Abend.