Am Sonntag geht es im Evangelium nach Lukas um die jesuanische Feldrede. Auf den Feldern und in den Wäldern im Ostallgäu und Außerfern erwacht die Natur gerade zu neuem Leben. In dem Gehölz herrscht Aufbruchsstimmung, die Vögel singen und nach dem Winter prickelt das Leben in allen Gliedern. Die Sonnenuhr steht auf Frühling – auch die beiden Sonnenuhren auf der Ulrichs- und Afrakirche in Pflach bei Reutte.
Tröstliche Aussichten
Der Dichter Wilhelm Willms hat diese Jahreszeit in seinem Liedtext eingefangen: „Alle Knospen springen auf, fangen an zu blühen. Alle Nächte werden hell, fangen an zu glühen.“ In den weiteren Strophen gibt er dem frühlingshaften Streben etwas Heilsames: Menschen teilen, Wunden heilen, Augen sehen, Lahme gehen, Stumme grüßen, Mauern fließen. Sein Lied birgt also tröstliche Aussichten auf Kommendes. Mit dem Öffnen der Knospen, die sich nicht aufhalten lassen, zerfließen auch Mauern zu einem Grenzenlos statt Grenzen schließen.
Spätgotische Wandmalereien
Auch in der bezaubernden einstigen „Hüttkapelle“ springen seit Jahrhunderten die Knospen auf und erblühen. In den Sternrippengewölben im Chor zeugen beeindrucke Blütenranken vom Zeitenwechsel der spätgotischen Wandmalereien zur beinahe duftend leichten Renaissance. Das Mittelbild stellt den Gnadenstuhl dar, die Flügelbilder zeigen die Namensgeber und Augsburger Bistumspatrone Ulrich und Afra. Eine Augsburger Kaufmannsfamilie erbaute von 1509 bis 1515 das prachtvoll ausgestattete Gotteshaus auf dem sogenannten Hüttenhügel. Kaiser Maximilian hatte zuvor die Gebrüder Georg, Ambros und Hans Höchstetter mit dem Gelände am Steineberg belehnt und erteilte ihnen seinerzeit die Erlaubnis, ein Messinghüttenwerk zu errichten. Trotz der üppigen Blumenpracht erlebte das Kirchlein in seiner wechselhaften Geschichte nicht immer rosige Zeiten.
Immer wieder wechselte die Kapelle den Besitzer
Aus dem ursprünglichen Bau ist nur der Chorraum und der auf einem gotischen Unterbau ruhende Turm übrig geblieben. Immer wieder bekam das Kirchlein in Pflach neue Besitzer, meist war das Gotteshaus nur Beigabe zum Areal des Messinghüttenwerks. Erst im Jahre 1912 kam es endgültig in den Besitz der Gemeinde Pflach. Mehrmals wurde die Kirche seither renoviert, restauriert und blühte schließlich im Jahre 1982 wieder zu ihren Originalmaßen auf.
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