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Gemeinde Pfronten will Rufbus, Flexibus starten. Wann es losgehen soll.

Öffentlicher Nahverkehr

Gemeinde Pfronten bereitet den Einsatz eines Rufbusses vor

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    Ein Flexibus, wie hier im Landkreis Günzburg/Donau, oder ein entsprechendes Fahrzeug eines anderen Anbieters soll bald auch in Pfronten an den Start gehen.
    Ein Flexibus, wie hier im Landkreis Günzburg/Donau, oder ein entsprechendes Fahrzeug eines anderen Anbieters soll bald auch in Pfronten an den Start gehen. Foto: Bernhard Weizenegger (Archiv)

    Schon bald, möglicherweise sogar noch in diesem Jahr, soll in Pfronten ein neues Mobilitätsangebot starten. Mit 10:6 Stimmen hat der Gemeinderat das Feinkonzept für einen Rufbus bestätigt. Im Gegensatz zum Ende 2017 mangels Nachfrage gestoppten Ortsbus ist der Rufbus nicht an feste Fahrpläne oder Routen gebunden, sondern richtet sich nach den Bedürfnissen der Fahrgäste, die sie per App oder Telefon anmelden können. Der Rufbus verkehrt dazu innerhalb des Gemeindegebiets und bis zum Bahnhof Weizern-Hopferau, um Anschluss an die dortige Bahnlinie von Füssen in Richtung Augsburg und München zu schaffen.

    In Marktoberdorf hat der Flexibus gerade einen neuen Rekord aufgestellt

    Das Feinkonzept hat die Firma Via Mobility aus Berlin entwickelt, die seit 2012 in 84 Regionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz Angebote entwickelte, darunter der „Regioflink“ des Verkehrsverbunds Tirol im Reuttener Talkessel und der Flexibus in Marktoberdorf, der mit 1400 Fahrten im März gerade einen neuen Rekord aufgestellt hat. Wie Jan Eller von Via erklärte, ergaben eine Analyse sowie Bürger- und Gästebefragungen, dass es im Netz des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Pfronten Lücken gibt, die es zu stopfen gilt. Einige Bereiche der Gemeinde seien komplett vom ÖPNV abgetrennt, andere werden nur mit Schulbussen angefahren. Auch für Gäste ist die Anreise mit dem ÖPNV zu vielen Quartieren nicht möglich. Außerdem steht der Rufbus Tagesgästen zur Verfügung und soll zur Mobilitätswende beitragen, indem neue Fahrgäste für den ÖPNV gewonnen werden.

    Was es mit den „virtuellen Haltestellen“ auf sich hat

    Täglich von 8 bis 22 Uhr soll der Rufbus unterwegs sein, auf den die Fahrgäste höchstens 30 Minuten warten müssen, erklärte Eller in seiner Präsentation im Gemeinderat. Maximal 400 Meter müssen sie bis zur nächsten „virtuellen Haltestelle“ laufen. Das sind Punkte, an denen ein gefahrloses Ein- und Aussteigen möglich ist, erklärte Eller auf Nachfrage von Peter John (SPD). Wenn möglich, werden Fahrten gebündelt, mögliche Umwege sind dabei auf fünf Minuten oder die anderthalbfache Fahrtdauer beschränkt. Laut Konzept werden Elektro-Kleinbusse mit bis zu sechs Sitzplätzen unterwegs sein. Darunter soll auch immer einer mit vier Sitz- und einem Rollstuhlplatz sein. Via rechnet mit 50 bis 75 Nutzungen des Rufbusses pro Tag, dafür sind ein bis zwei Fahrzeuge nötig. Der Vorzug des Systems ist laut Eller die komplette Flexibilität. Es sei beispielsweise jederzeit möglich, die Buskapazitäten an den Bedarf anzupassen oder beispielsweise für Ausflügler nach München eine Fahrt schon vor 8 Uhr zum Bahnhof Weizern-Hopferau anzubieten.

    Die Hälfte der Kosten soll aus einem höheren Kurbeitrag kommen

    Die Kosten des Rufbusangebots bezifferte Ortsentwickler Jan Schubert mit 400.000 Euro pro Jahr. Gehe man davon aus, dass er zur Hälfte von Gästen genutzt werde, könnten 200.000 Euro aus einer Erhöhung des Kurbeitrags gewonnen werden. Kommen 60.000 Euro Förderung vom Freistaat Bayern und 40.000 Euro aus dem Ticketverkauf, müsste die Gemeinde 100.000 Euro aus dem Haushalt decken. Die Mitfahrt ist mit Königs- und Gästekarte sowie Deutschland-Ticket gratis. Zeitkarten für den ÖPNV gelten auch für den Rufbus. Bei Einzelfahrten ist es laut Eller denkbar, auf den normalen ÖPNV-Tarif einen kleinen Komfortzuschlag zu erheben.

    Endgültige Entscheidung kommt erst noch

    Nachdem der Gemeinderat dem Konzept zugestimmt hat, geht nun ein Antrag an das Landratsamt als Aufgabenträger des ÖPNV sowie an den Kreisausschuss zur Abwicklung eines Rufbusses in Pfronten. Nachdem das Genehmigungsverfahren, Durchführungsvereinbarungen und Vergabeunterlagen geklärt sind, muss die Gemeinde das Vergabeverfahren für den Rufbus beschließen – erst dann fällt die Entscheidung über die Einführung eines Rufbusses.

    „Umerziehen ist eine Wahnsinnsnummer!“

    Roman Mayr (Pfrontner Liste) bemängelte, dass der Landkreis als Träger des ÖPNV nicht unter den Kostenträgern sei. „Wir erwarten schon, dass die Förderung des Freistaats vom Landratsamt ergänzt wird“, sagte dazu Ortsentwickler Schubert. Es wäre zudem möglich, das Modell schnell auf Nachbargemeinden wie Nesselwang, Eisenberg oder Seeg auszuweiten. Peter Scholz (CSU) begrüßte das Konzept zwar, meinte aber: „Leider ist es für uns nicht finanzierbar.“ Dem hielt Bürgermeister Alfons Haf entgegen, dass die Kosten denen des eingestellten Ortsbusses entsprechen. Rita Kiechle (Pfrontner Liste) hatte gewisse Zweifel, ob sich Autofahrer auf das ökologisch günstigere System einlassen: „Umerziehen ist eine Wahnsinnsnummer!“ Julia Mautz (Pfrontner Liste) regte an, die Photovoltaik-Kapazitäten der Gemeinde zu erhöhen, um die Elektrofahrzeuge mit unschlagbar günstigem selbst erzeugtem Strom betreiben zu können. Man sollte aktuelle Entwicklungen wie das autonome Fahren berücksichtigen, meinte Kilian Trenkle (Pfrontner Liste) und fragte nach Folgen für Taxibetriebe. Dazu verwies Ortsentwickler Schubert auf positive Erfahrungen in Marktoberdorf.

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