Mit dem letzten Klassikabend „Walzer meets Crossover“ endete die königliche Konzertreihe „Hohenschwangau Klassik“ für dieses Jahr. Bei der Begrüßung freuten sich Benedikt Sontheimer, Kirchenpfleger der Pfarreiengemeinschaft Schwangau, und Margit Hornstein, die organisierende Pfarrsekretärin, darüber, dass das letzte Event kurzfristig in ihre schöne Colomankirche verlegt worden war. Denn das Wetter hatte den Organisatoren Martina Trumpp und Stefan Knies einen Strich durch die Rechnung gemacht. So entschieden sie sich zum Wohle der Zuschauer und der Musiker gegen den fröstelnden Zwiebellook im Schlosshof Hohenschwangau und für die Geborgenheit der Barockkirche im Kerzenschein. Die Frage, die viele Zuschauer umtrieb: Wird die auch für den kleinen Geldbeutel erlebbare Konzertreihe auch 2026 stattfinden? Das ist das Ziel der Organisatoren - doch hängt das von mehreren Faktoren ab.
Zurück in die Colomankirche: Nicht mal das hinreißend vorgetragene „Summer time and the Living is easy“ von Sänger David Lugert vermochte die ergiebigen Regenschauer im Königswinkel aufzuhalten. Neben seiner Solokarriere ist der Tenor auch Teil der A Capella-Gruppe „Viva Voce“. Nun wurden seine Lieder wie „You raise me up“ oder das „Stand by me“, das er kurzerhand zu einer ironischen Stromsparerhymne „Stand-by nie“ umwandelte, vom Ensemble Dáccord feingliedrig aufgepolstert und musikalisch umspült. „Wie ein genüssliches Bett, in das ich mich reinlegen kann“, bezeichnete der Sänger die Zusammenarbeit.
Auch die Klassik kommt in der Schwangauer Colomankirche nicht zu kurz
Natürlich kam auch die Klassik beim Format „Walzer meets Crossover“ nicht zu kurz. Mühelos gelang es dem Streicherensemble und Cembalomann Bohumir Stehlik, die höfische Feststimmung von Johann Strauß, Antonín Dvořák oder Georg Friedrich Händel in die zeitgenössischen Kirchenräume zu zaubern. „Ich war bei fast allen neun Konzerten dabei. Hoffentlich findet das Festival im nächsten Jahr wieder statt“, zeigte sich eine Besucherin am Ende begeistert und beunruhigt.
Reihe nutzt mehrere Orte in und um Hohenschwangau
Das Festival ging heuer in seine vierte Auflage. „Wir hoffen natürlich, dass wir auch nächstes Jahr wieder rund um die Königsschlösser gastieren dürfen, das hängt allerdings von mehreren Faktoren ab. Unter anderem von den Fördergeldern“, erklärt Organisator Knies. Auch in diesem Jahr waren die Spielorte im Schlosshof Hohenschwangau, die Bergstation der Tegelbergbahn, die Kirche St. Coloman im Felde, das Museum der bayerischen Könige und der Richard-Wagner-Saal im Hotel Ameron ebenso abwechslungsreich wie das gesamte Programm. „Wir sind sehr zufrieden, denn die Konzerte wurden wirklich sehr gut angenommen“, resümiert Stephan Knies.
Jeder zahlt, so viel er kann und will
Obwohl das musikalische Zeitalter von Wagner & Co. nicht gerade den frischesten Ruf hat, haben es Trumpp und Knies mit ihrem jungen Ensemble erneut verstanden, die Barockmusik mit ihrer Experimentierfreudigkeit neu zu vermitteln und mit zahlreichen Gaststars auf Hochglanz zu polieren. Im Gegensatz zu elitären Klassikevents, die viele bereits mit den Ticketpreisen ausschließen, funktionieren die Hohenschwangau Klassik mit einem solidarischen „Pay as you want“-Prinzip. Bei freiem Eintritt berappt einer mehr, der andere weniger. Egal, ob Schüler, Studenten, Senioren – es gibt keine vorgegebenen Preiskategorien, alle geben, was sie geben können und wollen.
Als „Jedermann-Festival“ bezeichnet Trumpp ihre königlichen Konzerte, mit niederschwelligem Eintritt und hochkarätigem Hörgenuss. „Wir wollen alle dabei haben – vor allem die Kinder“, bestätigt Knies, der Autor des diesjährigen Kinderprogramms „Der König schwimmt“. Die stetig wachsenden Besucherzahlen der vergangenen vier Jahre geben den beiden mutigen Veranstaltern recht. Die Folge: Je mehr Besucherinnen und Besucher sich für die Klassikkonzerte begeistern, umso mehr wird ein ganzes Musikgenre für kommende Generationen am Leben erhalten oder sogar wiederbelebt.
Trefflicher hätte man die umjubelte Zugabe „Music was my first love“ (John Miles) nicht auswählen können, denn sie passte perfekt zur Mission der Organisatoren, die mit ihrem Crossover-Konzept die „Music of the future and music of the past“ (Musik der Zukunft und Musik der Vergangenheit) miteinander verknüpfen und für jeden Geldbeutel erfahrbar machen. Dank der großzügigen Förderungen vom Land Bayern, der Gemeinde Schwangau, der logistischen Unterstützung des Wittelsbacher Ausgleichsfonds‘ und zahlreicher Partner aus Ort und Region konnte der „kostenlose“ Eintritt auch heuer beibehalten werden. Nach dem großen Schlussapplaus hoffen sowohl die Künstlerinnen und Künstler als auch das Publikum auf weitere Unterstützung und ein Wiedersehen im nächsten Festivalsommer im Königswinkel.
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