Startseite
Icon Pfeil nach unten
Füssen
Icon Pfeil nach unten

„Isch all’s näch bei’nand“

Nesselwang

„Isch all’s näch bei’nand“

    • |
    • |
    Schriefl
    Schriefl Foto: Anton Reichart

    Er bringt alpenländische Volksmusik und Jazz zusammen. Bereits als Kind jazzig unterwegs, gastiert Matthias Schriefl in Köln, aber auch in aller Welt auf großen Bühnen. Aber manchmal zieht es ihn auch in seine Allgäuer Heimat- und Bergwelt zurück. So wie unlängst nach Nesselwang, wo er für geschätzt 200 Besucher in intimer Atmosphäre ein begeistertes Publikum immer wieder aufs Neue in seinen Bann zog.

    Der 38-jährige Multiinstrumentalist hatte an diesem lauen Sommerabend keinen weiten Weg. Obwohl er in Köln studiert hat und dort überwiegend lebt, stammt er doch aus dem nur einen Katzensprung über der Wertach gelegenen Oberallgäuer Ort Maria Rain, wo er auch teilweise zu Hause ist. Er lebt sein jugendliches Äußeres und seine bodenständige Haartracht wie auch sein kleidungsmäßig auf „Bergler“ getrimmtes Aussehen.

    Auf Bierzeltgarnituren hat sich sein Publikum auf dem Vorplatz von Gastgeber Karl Meyers Bierlagerhalle niedergelassen. Der Titel seines Albums Six, Alps & Jazz ist Programm: Die sechs aus ganz Deutschland kommenden Musiker seiner Band bringen alpenländische Volksmusik und Jazz zusammen. Dazu kommt die berührende Atmosphäre unter freiem Himmel, von der Abendsonne bis in die Nacht hinein, unterhalb der Nesselwanger Alpspitze. Die Band mit ihren rund zwei Dutzend Instrumenten beginnt getragen, ja gemütlich mit einem Jodler aus dem Oberallgäuer Langenwang. Doch der steigert sich bis hin zum furiosen Finale. Und so wie hier präsentieren die Musiker, allen voran der frühere Landesjugend- und Bundesjazzer Schriefl, rasend schnelle Läufe. Er greift zum Alphorn, dem er Melodien entlockt, die man dem Naturton-Instrument gar nicht zutraut. Einen Teil der rhythmischen Begleitung übernimmt der Kontrabass. Wo der mehr Melodie zeigt, ersetzt Johannes Bär das fehlende Schlagwerk mit seiner Stimme.

    Bär und Schriefl toppen ihr Spiel, indem sie auf zwei Instrumenten gleichzeitig blasen. Und die Sechs gehen auf ihr Publikum nicht nur zu, sie marschieren in einer Jazz-Polonaise durch die Reihen der nun endgültig begeisterten Zuhörer.

    Apropos blasen: Schriefl sieht sich als echter Allgäuer Macher, Mächlar genannt. Und so bezeichnet er sich als „Jazz-Mächlar, der in gar alles reinbläst, was aus Blech besteht.“ Dies ist lediglich die schriftdeutsche Übersetzung für seine im Dialekt formulierte Beschreibung, die im Internet nachzulesen ist. Er kann auch kurz und sachlich: „I setz Wert auf traditionell umgesetzte Volksmusik!“ Das zeigt er beispielsweise bei „I han amol a Schätzle g’het“ genauso wie beim eher derben Stück „Schädelweh is schee“. Ob Jazz und Jodler (Schriefl: „…isch all’s näch bei’nand!“) oder der Zwiefache mit zwei rasanten Alphörnern oder eine einschmeichelnde Ballade: Der Jazzkomponist, Bandleader und Multiinstrumentalist vereint, ja versöhnt die Musik seiner Allgäuer Heimat mit dem Jazz und entlässt das restlos begeisterte Publikum in einen traumhaften Allgäuer Sonnenuntergang.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden