In der voll besetzten Alpspitzhalle in Nesselwang hat die Theatergemeinde Pfronten-Nesselwang ein gefeiertes „perfektes Geheimnis“ (von Paolo Genovese) gelüftet. Das Ensemble des a.gon Theaters München navigierte herrlich pointenreich durch die allgemeinen Wertevorstellungen von Vertrauen und Aufrichtigkeit. Auch die sorglose alltägliche Smartphone-Nutzung als digitales nicht mehr wegzudenkendes „Zweithirn“ wurde dabei genüsslich auf den Prüfstand gestellt.
Handys auf den Tisch – und alle lauschen mit
Schnell scheint die Geschichte erzählt: Sieben Freunde treffen sich zu einem schönen Abendessen. Drei Frauen und vier Männer geraten im Laufe des weingetränkten Abends in eine Diskussionsspirale über den Umgang mit der Ehrlichkeit. Ein Spiel soll für Vertrauen und Spannung sorgen, denn keiner habe ja etwas zu verbergen – oder doch? Alle Handys werden auf den Tisch gelegt, jede Nachricht laut vorgelesen und bei jedem Anruf wird per Lautsprecher mitgelauscht.
Auf dem Weg zum „Gläsernen Menschen“?
Wie kleinlich erscheint der inszenierte Lauschangriff im Freundeskreis, der die Lachmuskeln der Zuschauer ordentlich durchmassiert, angesichts der enormen Durchleuchtung und Vermarktung der Datenfußabdrücke und einhergehender Wandlung zum „Gläsernen Menschen“. Schon bald fliegt Eva (Saskia Valencia), ihrem Mann Rocco (Thomas Henninger von Wallersbrunn) samt der pubertierenden Tochter Sofia (Theresa-Maria Maier) die scheinbar fluffige Idee ganz gewaltig um die Ohren. Auch Carlotta (Lara Joy Körner) samt Gatten Lelle (Michel Guillaume) und die frischvermählte Bianca (Daniela Voß) und Cosimo (Sven Schöcker) geraten zunehmend in Erklärungsnot, denn in dem bittersüßen Kammerspiel, das hervorragend auf drei Ebenen umgesetzt wurde, spucken die Handys im Minutentakt düstere zwischenmenschliche Abgründe ans vollmondbeschienene Licht. Das humorige „Drangehen“ sorgt nicht nur bei Einzelkämpfer Peppe (Armin H. Köstler) für dramatische Wendungen und einen bittersüßen Nachgeschmack beim Publikum. Der Schauspieler hatte bei der herrlich bespielten, reichlich überspitzten Dramödie ein kleines Heimspiel: Er ist in Roßhaupten aufgewachsen und hat die Schulbank im Gymnasium Hohenschwangau gedrückt.
Bereits vor dem großen Schlussapplaus für die tollen Darsteller lud Vorsitzende Ulrike Rottenburger zu den beiden letzten Vorstellungen dieser Theatersaison ein. Am 13. Mai kommt die Adaption „Was man von hier aus sehen kann“ (Mariana Leky) und am 14. Mai das Kindertheater Pit Pinguin (ab drei Jahre) auf die Bühne des Hauses Zauberberg in Pfronten-Rehbichel. Karten gibt es im Haus des Gastes in Pfronten, bei der Tourist Info in Nesselwang und online unter www.pfronten.de/theater.
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