Steht das Strobelhaus vor einem Ende? Mit einem zuletzt geplanten Investitionsvolumen von 13,5 Millionen Euro wäre es das größte Projekt der vergangenen Jahrzehnte in der Gemeinde Roßhaupten. Seit sechs Jahren wird immer wieder darüber diskutiert. In den vergangenen Jahren musste sich die Gemeinde bereits mit einigen Hürden für das Vorhaben auseinandersetzen.
Auch jetzt landete es wieder auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung. „Kommen wir zu dem eher weniger erfreulichen Teil der Sitzung“, sagt Bürgermeister Thomas Pihusch. Denn das Strobelhaus wird auch an jenem Abend wieder zum Thema.
Strobelhaus in Roßhaupten: Ein Projekt mit Hürden
Auf dem Baugrundstück im Bereich zwischen der Hauptstraße 18 und der Seegerstraße 1 sollen zwei Gebäude mit Wohnungen, einer Arztpraxis, einer ambulanten Wohngemeinschaft und einer Tiefgarage gebaut werden. Zuletzt rechnete die Kommune für das Vorhaben mit 13,5 Millionen Euro, zu Beginn waren es noch acht Millionen (wir berichteten).
Der Zeitplan zieht sich bei dem Projekt immer weiter nach hinten. So sprach man in der Vergangenheit noch von einem Baubeginn im Herbst 2024, der mittlerweile nach einer Kostenfestsetzung, frühestens im Sommer dieses Jahres, verschoben wurde. Nun scheinen die behördlichen Hürden noch höher zu werden.
Erste Bodenuntersuchungen des Baugrundstücks des Strobelhauses in Roßhaupten
Rund um die Grundstücksfläche des geplanten Neubaus befinden sich angrenzende Bodendenkmäler mit Funden aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit. „Es gab schon länger den Verdacht, dass da auch was sein könnte“, sagt Pihusch und bezieht sich dabei auf den Grundstücksboden, wo das geplante Strobelhaus zukünftig stehen soll.
Am Dienstag fanden nun die ersten Bodenuntersuchungen in Roßhaupten statt: Die Bagger rollten an und gruben los. „Und dabei stoßten wir auf ein grausames Ergebnis“, sagt Pihusch zaghaft. Bereits nach einer Bodentiefe von etwa 60 bis 80 Zentimetern stießen die Gutachter auf archäologische Funde.
Darunter mittelalterliche Fundmaterialien und der Frühen Neuzeit, wie beispielsweise alte Herdstellen, eine Mauer so wie eine rechteckige Grube, die ein mögliches Grab sein könnte. Für Pihusch am Dienstag ein „Schock“. Funde dieser Art bedeuten, dass erst mal keine Baufreigabe erfolgen kann, bis geklärt ist, was mit ihnen passiert.
Steht das Strobelhaus nun vor dem Aus?
Pihusch äußerte sich bedrückt: „Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen, weil ich mir dachte: Was machen wir jetzt?“ Der Bürgermeister stellte dem Gremium drei Möglichkeiten vor, wie nun vorangegangen werden könnte.
- Die freien Flächen werden wieder aufgefüllt. Das hieße ein Ende für das Strobelhaus – eine Nulllösung.
- Das Denkmal bleibt bestehen und wird aufbewahrt. Bei dem Neubau wird dann auf ein Keller verzichtet.
- Die Befunde kommen weg: Die nötigen Grabungsfirmen, Archäologen sowie Fachleute werden für Ausgrabungs- und Dokumentationsarbeiten angefragt.
Mehrgenerationenhaus in Roßhaupten soll keine „Nulllösung“ bekommen
„Das werden hohe Kosten“, hieß es etwa aus der Runde in Betracht auf die dritte Lösung. Auch der Bürgermeister befürchtet dies. Er wisse aber auch, wie ärgerlich diese weitere Hürde für das Projekt ist. „Wir tun schon seit sechs Jahren rum“, sagt Pihusch. Doch nach gemeinsamer Besprechung war dem Gremium klar, einfach aufgeben wolle man nicht – die dritte Möglichkeit soll angegangen werden.
Dafür soll nun eine Kosten- und Zeiteinschätzung für die notwendigen Arbeiten in Erfahrung gebracht werden, dann könne man weiter schauen. „Wir brauchen eine klare Hausnummer“, heißt es aus dem Rat. Nach einer Festsetzung, was die Ausgrabungen und Dokumentation kosten würde, soll sich der Gemeinderat zum weiteren Vorgehen besprechen.
Sobald ein Kostenvoranschlag vorliege, könne dann auch kurzfristig eine Gemeinderatssitzung zur weiteren Besprechung einberufen werden, um weiteren Zeitverlust zu vermeiden.
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