In Füssen tummeln sich zunehmend Tauben an Futterhäuschen und fressen den Wintervögeln die Körner weg. Bei Peter Griegel vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) melden sich nach seinen Angaben häufig Bürgerinnen und Bürger, denen das ein Dorn im Auge ist. Das sind zum einen die, die sich um die Wintervögel kümmern und nicht wollen, dass Tauben ihnen das Futter streitig machen. Zum anderen sind es Bürger, denen es grundsätzlich nicht gefällt, dass Tauben mit Nahrung versorgt werden. Denn in Füssen gibt es eine Verordnung, die Taubenfüttern verbietet.
Füssen und seine Tauben: Immer wieder große Probleme
Der krasseste Fall war laut Griegel der einer Frau, bei der das ganze Dach voller Tauben gewesen sei. Der LBV-Mann schätzt an die 50 Vögel. Eine andere, ältere Frau habe ihn außerdem schon mehrfach angerufen, weil Nachbaren ihr vorwarfen, sie würde Tauben füttern, obwohl diese nur ungeplant an ihrem Futterhäuschen auftauchen. „Das Problem nimmt zu“, schätzt Griegel die Lage ein.
Beim Ordnungsamt der Stadt sieht man die Problematik weniger gravierend. „Bei uns sind diesen Winter noch keine Beschwerden eingegangen“, sagt dessen Leiter Markus Gmeiner. Vergangenen Winter dagegen habe es einige Anzeigen gegeben. Wird dem Ordnungsamt gemeldet, dass jemand Tauben füttert, geht die Stadt dem nach. Wird eine Person überführt, erhält sie in der Regel zuerst eine Verwarnung. Bleibt sie uneinsichtig folgen ein Verwarnungsgeld und bei weiteren Taten schließlich Bußgelder. Diese können mehrere hundert Euro hoch ausfallen.
Mit Fotos dokumentiert
Dass das versehentlich jemanden trifft, der eigentlich nur Vögeln durch den Winter helfen wollte, hält Gmeiner für unwahrscheinlich. Man könne ja erkennen, ob jemand absichtlich Tauben füttere oder diese nur Schmarotzer seien. Für andere Vögel beispielsweise hätten die Menschen in der Regel entsprechende Futterstellen, zum Taubenfüttern nicht. In manchen Fällen dokumentierten Nachbaren es laut Gmeiner außerdem mit Fotos, wenn jemand Tauben absichtlich etwas zu Fressen gibt.
Um dem Problem entgegenzuwirken, bittet Griegel die Stadt nun darum, die Bürger noch einmal explizit auf das Taubenfütterungsverbot hinzuweisen und gegebenenfalls grundsätzlich etwas gegen den Bestand zu unternehmen. Was das sein könnte, da haben aber weder er selbst noch nach seinen Worten der LBV konkrete Ideen. Das Einzige, was ihm einfalle, sei die Vögel mit einem Falken zu vergrämen. Es koste aber mehrere hundert Euro pro Einsatz, einen Experten zu holen, der seinen Greifvogel über Füssen kreisen lässt.
Keine Maßnahmen gegen Tauben geplant
Für die Stadt ist das laut Gmeiner keine Option. Auch seien derzeit keine anderen Maßnahmen gegen die Tauben geplant. Einem von einer Bürgerin angeregten Taubenhaus wurde schon vor einiger Zeit eine Absage erteilt. Eine solche Unterkunft würde in Füssen aber laut Griegel ohnehin nicht funktionieren. „Da bin ich dagegen“, sagt er. Es werde für viel Geld hingestellt, müsse gepflegt und betreut werden und bringe am Ende nichts. In Füssen gebe es um die zehn Taubenpopulationen auf die ganze Stadt verstreut. „Wie will man die alle in ein Taubenhaus bekommen?“, fragt Griegel.
Die Taubenproblematik offenbart sich ihm täglich in seinem Garten, wo sich die Tauben regelmäßig unter den Futterstellen aufhalten. Dabei hat er sogar Flaschen für die anderen Vögel aufgehängt, aus denen die größeren Tauben nicht fressen können. Sie machen sich aber über die Körner her, die auf den Boden fallen.
Gefahr für andere Vögel
Da sie dort Kot hinterlassen, verschmutzen sie damit das Futter. Das kann andere Vögel, wie den Buchfink, der auch am Boden frisst, krank machen. Das Futter auf dem Boden wegzuräumen, funktioniert laut Griegel kaum. Das müsste mehrmals am Tag gemacht werden und wäre damit sehr zeitaufwendig.
Der LBV-Mann hofft nun einerseits, dass sich das Taubenproblem irgendwie lösen lässt. Andererseits fürchtet er aber, dass das mit sich bringen könnte, dass weniger Menschen überhaupt noch Vögel füttern. Und das wäre ein Problem für die Wintervögel.
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