Der Mann ist ein Energiebündel, das scheinbar kaum Schlaf braucht. Jeden Morgen spätestens um 4 Uhr ist Wolfgang Klöck in den vergangenen Wochen im Europarkhotel aufgeschlagen. Dann putzt er auch gleich mal den Müllraum oder hilft in der Frühschicht in der Küche aus. Klöck ist aber keineswegs der Hausmeister des Hotels, wie man jetzt vielleicht vermuten könnte. Er hat das Haus mit seinem Geschäftspartner Zhihao Zhou (er betreibt unter anderem in Weißensee das Restaurant für asiatische Reisegruppen) gekauft und plant eine millionenschwere Sanierung und Aufwertung des Betriebs. Dass der Chef fast ununterbrochen selbst mit anpackt, nötigt seinen Mitarbeitern einen „Riesenrespekt“ ab, wie Koch Marcin Jasek sagt.
Vor wenigen Wochen haben Klöck und Zhou das riesige Hotel mit seinen 141 Zimmern von der Familie von Hohenhau übernommen, über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Nur so viel verrät Klöck: „Die Verhandlungen haben eineinhalb Jahre gedauert.“ Er hatte aber schon viel früher ein Auge auf das Hotel geworfen. Als Objektmanager kümmerte sich Klöck vor gut zehn Jahren um die Vermarktung der alten Hanfwerke-Hallen. Immer wenn er einen Blick über den Lech auf das Europarkhotel warf, war er hin und weg. „Die Lage ist einmalig, das ist gigantisch“, sagt der Immobilienprofi, Projektentwickler und gelernte Handwerker mit Gastronomie-Gen: Seine Großeltern hatten eine Wirtschaft, in der er in jungen Jahren auch schon mal aushelfen durfte.
Jetzt also ging der Kauf über die Bühne. Zhihao Zhou und Klöck sind Inhaber und Betreiber des Hotels –„wir haften persönlich mit unserem Kapital“, sagt Klöck. Anfangs machten üble Vorahnungen in Bad Faulenbach die Runde: Ein Chinese als Hotelier – sollte das unter den Vorbesitzern eingeführte Geschäft mit ständig wechselnden asiatischen Reisegruppen samt unbeliebten Bussen noch weiter forciert werden? Auf keinen Fall, sagt Zhou: „Wir wollen mehr und mehr auf den individuellen Kunden setzen“, der auch länger im Hotel bleibe als nur eine Nacht. Allerdings werde es eine Übergangsfrist geben, da das Haus vertraglich gebunden sei und noch einige Zeit Reisegruppen aufnehmen werde.
Um künftig aber eine andere Gäste-Klientel ins Hotel zu lotsen, nehmen die neuen Inhaber viel Geld in die Hand: 6,5 Millionen Euro werde man in die Sanierung und Aufwertung der Gebäude stecken. Nicht allein in die Zimmer, die während des laufenden Hotelbetriebs saniert werden. So wird das jahrelang nicht genutzte Schwimmbad derzeit wieder flott gemacht (allein in die neue Technik steckt man laut Klöck über 100 000 Euro), die Küche wurde mit neuen Geräten ausgestattet, ein Wellnessbereich soll entstehen, auch ein Blockheizkraftwerk und vieles weitere mehr.
Zudem will man künftigen Gästen entsprechende Angebote unterbreiten, um sie für längere Aufenthalte zu gewinnen: Im Winter sind Skikurse im Tannheimer Tal geplant, dazu will man einen Bus einsetzen, sagt Klöck. Auch eine „Früchte-Fasten-Wandern“-Woche will man beispielsweise anbieten.
Bei alldem setzt Klöck aufs Tempo und auf die Mitarbeiter – alle wurden übernommen, zusätzlich werden neue Kräfte zum Beispiel für die Rezeption gesucht. Das Team zieht begeistert mit. Den Eindruck gewinnt man zumindest bei einem Sommerfest, das Zhou und Klöck für die Beschäftigen, Gäste, aber auch die Nachbarn aus Bad Faulenbach auf die Beine gestellt haben. „Alle sind glücklich“, sagt Service-Chefin Ana Coubis. Der Neustart sei bislang „100-prozentig positiv“. Und auch die Nachbarn, die wegen der vielen Reisebusse mit dem bisherigen Geschäftsmodell nicht gerade zufrieden waren, sind optimistisch: „Wenn alles so klappt, wie es sich die neuen Besitzer vornehmen, dann wird ganz Bad Faulenbach davon profitieren“, hört man immer wieder.
Zur Freude von Hoteldirektor Fabian Geyer. Er ist glücklich, „wie uns die Faulenbacher aufgenommen haben und den Neuanfang unterstützen“. Man baue auf eine gute Nachbarschaft. Zudem ist Geyer voll des Lobes über seine Mitarbeiter: „Es ist eine tolle Sache, wenn man sieht, wie die Leute bei der Arbeit lachen und Spaß haben“ – obwohl enorm viel zu tun sei. Das riesige Potenzial des Europarkhotels ist aus Geyers Sicht zuletzt nicht genutzt worden: „Das Haus war im Dornröschenschlaf, jetzt wird es wachgerüttelt.“ Man habe hier einen Schatz, den man gemeinsam heben wolle. Das Ziel der neuen Besitzer: Man wolle das Hotel auf Vier-Sterne-Niveau bringen, sagt Zhou. „Das wird ein langer Prozess“, da man die Arbeiten in den laufenden Betrieb integrieren müsse. Doch das Engagement von Klöck und ihm sei langfristig, versichert er: „Wir wollen zehn, 20 Jahre oder länger hier bleiben.“
So viel Zeit will Klöck aber nicht brauchen, um das größte Problem im Verhältnis mit den Nachbarn zu lösen: die ständig an- und abfahrenden Reisebusse. „Die Busse müssen weg“, sagt er und versichert: „Da arbeiten wir gerade an einer Lösung.“