Der Tisch ist gedeckt. Die Menschen freuen sich auf einen gemütliches Essen auf der Terrasse, dem Balkon oder im Garten. Doch das machen ungebetene Gäste zunichte. Die Entspannung ist dahin, wenn einem Wespen um den Kopf surren. Wer trotzdem auf den Genuss im Freien nicht verzichten möchte, für den hat Peter Griegel vom Verband für Vogel- und Naturschutz, Kreisgruppe Kaufbeuren/Ostallgäu, ein paar Tipps zum Umgang mit der Gemeinen Wespe (Vespidae vulgaris) und ihren geflügelten Verwandten.
Wespen wollen nur fressen, Menschen nicht ärgern
Es helfe zum Beispiel nichts, wie wild um sich zu schlagen. "Die Wespe kommt zu uns, um zu fressen und nicht, um uns zu ärgern oder gar zu stechen", sagt Griegel. "Machen Sie langsame Bewegungen, bringen Sie das Tier nicht in eine Notlage, etwa durch Einklemmen oder ähnliches. Achten Sie darauf, dass das Insekt nicht in ein volles Glas fällt. Letzteres wäre gefährlich." Denn wer eine Wespe versehentlich mit trinkt und in den Mund oder Hals gestochen wird, kann ersticken.
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Dabei sollten die Insekten gar nicht als Schädlinge gesehen werden. Die Gemeine Wespe ist einer der wichtigsten, natürlichen Vernichter schädlicher Waldinsekten wie Eichenwickler und Eichenprozessionsspinner. Außerdem vertilgt sie Mücken und Fruchtfliegen, was dem Menschen entgegenkommt.
In Füssen bauten Wespen ein Nest neben einer Balkontüre
Nicht selten passiert es laut Griegel, dass die Tiere ihr Nest, von Menschen unbemerkt, im unmittelbaren Wohnbereich bauen. Ein solches Nest sei ihm erst kürzlich in Füssen gemeldet worden. Es befand sich neben einer Balkontüre. Eigenmächtig darf ein Wespen- oder Hornissennest nicht entfernt werden, da die Tiere unter Schutz stehen. Wer sich nicht daran hält, dem drohen Strafen bei zu 50.000 Euro. In dem Fall in Füssen wurde deshalb Hans Reitbauer hinzugezogen. Der Pfrontener ist beim Landratsamt Ostallgäu unter anderem ehrenamtlich als Hornissen- und Wespenbeauftragter tätig. Er hat eine spezielle Ausbildung gemacht, bei der er unter anderem lernte, ein Wespennest fachgerecht zu entfernen und die Tiere umzusiedeln.
Wespen und Hornissen sind sehr nützlich
Einer solchen Prozedur geht laut Reitbauer zunächst ein Beratungsgespräch voraus, bei dem besprochen wird, ob die Tiere nicht doch vor Ort bleiben können. Ist das nicht der Fall, siedelt er sie um. Nur, wenn es gar nicht anders geht, wird ein Kammerjäger gerufen, der die Tiere vernichtet. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn das Nest an einer Stelle ist, wo es nicht entfernt werden kann oder Gefahr in Verzug ist, weil die Menschen in der Nähe allergisch auf Stiche reagieren. "Ich tue das nicht gerne, weil Wespen und Hornissen sehr nützlich sind", sagt Reitbauer.
Bei dem Nest in Füssen verlief allerdings nicht alles nach Plan. "Normalerweise sind die Nester stabil und man kann sie gut in einem Stück herausholen", sagt Reitbauer. Das in Füssen sei allerdings aus einem komischen Baumaterial gewesen und in zwei Teile zerbrochen, als er es in der Hand hatte. "Das ist mir vorher noch nie passiert", sagt der Fachmann. Die Wespen waren darüber nicht begeistert, und er bekam bei der Aktion trotz Schutzkleidung zehn Stiche ab. "Das macht mir aber nichts aus", sagt er. Reitbauer nahm die Wespen mit und siedelte sie bei sich zuhause in einem Holzkasten an, wo sie mittlerweile wieder ein ganzes Nest gebaut haben.
Nester werden auch mit einem Staubsauger umgesiedelt
Eine andere Variante, Wespen und Hornissen umzusiedeln, ist ein Staubsauger. Reitbauer hat für diese Methode einen Holzkasten mit zwei Ebenen gebaut. Die obere ist mit Schaumstoff ausgekleidet und durch eine Plexiglas-Scheibe von der unteren getrennt. In die Schaumstoffkammer werden die Insekten hineingesaugt. Durch das weiche Material können sie sich nicht verletzen. Sind alle Tiere eingesaugt, zieht Reitbauer die Trennscheibe heraus und sie gelangen in die untere Kammer, wo sie dann ein neues Nest hineinbauen beziehungsweise das Wabenwerk des alten weiterbauen können. Dieses Verfahren wandte der Pfrontener heuer an, als er ein Hornissen-Nest in Nesselwang entfernen musste. Es war auf einer Baustelle im Weg.
Die Tiere leben jetzt bei ihm auf dem Balkon - als natürliche Fliegen- und Mückenvernichter. Reitbauer mag Hornissen lieber als Wespen. "Die Art heißt nicht umsonst Gemeine Wespe", sagt er. Hornissen dagegen seien viel zahmer. Er füttert sie sogar aus der Hand. Das verdeutlicht, was auch Griegel betont: Hornissen seien nicht gefährlicher als Wespen. Die Behauptung des Gegenteils sei ein nicht auszurottendes Märchen wegen dem die Insekten große Probleme hätten und ihr Bestand akut gefährdet ist. Bei Hornissen sei zwar der Stachel länger. "Aber das ist auch schon alles. Die Dosis Gift, die sie abgeben, entspricht in etwa dem einer Wespe", sagt Griegel.