Wer in Oberstdorf über den Bahnübergang im Steinach fährt, muss Warnschilder passieren, bevor er die Schienen kreuzt. „Blinklichtanlage außer Betrieb“ ist dort zu lesen. Während Gäste auf dem Weg zur Nebelhornbahn manchmal noch zögerlich über die Gleise fahren, haben sich die Einheimischen an den Anblick längst gewöhnt.
Seit Anfang des Jahres regelt ein Mitarbeiter einer Fremdfirma den Verkehr über den Bahnübergang – und öffnet die Schranke per Hand. Dieses Provisorium soll weiter Bestand haben, teilt die Bahn auf Anfrage mit. Ein neuer Bahnübergang soll frühestens im Herbst 2024 in Betrieb gehen.
Schaden im Schalthaus ist irreparabel
Die Ursache für das Problem ist laut Bahn der Ausfall mehrerer Komponenten im Schalthaus der Sicherungsanlage. Da dieser Schaden irreparabel ist, werde eine komplette Erneuerung angestrebt, teilt eine Bahnsprecherin auf Anfrage der Redaktion mit.
Der neue Bahnübergang wird aber frühestens im Herbst 2024 fertig sein. So lange muss die
wohl weiter Mitarbeiter bezahlen, die die Schranken öffnen und schließen. Bis vor wenigen Wochen installierten sie bei einem sich nähernden Zug eine „Behelfsschranke“, die wieder händisch entfernt werden musste, wenn die Wagons den Übergang passiert hatten. Die Arbeiter mussten das rot-weiß-gestreifte Absperrband hochhalten.Bahnübergang wird von morgens bis abends überwacht
Inzwischen kann man eine verbesserte Übergangslösung beobachten: Derzeit ist nur noch ein Mitarbeiter im Steinach vor Ort, der jedoch immer noch manuell die Schranken betätigt. Zum Schließen und Öffnen der Übergangsschranken muss ein Knopf gedrückt werden. Dabei sitzt der Arbeiter neben den Gleisen bereit, um im richtigen Moment die Sicherung zu vollziehen. Wegen des stündlichen Zugverkehrs, muss von frühmorgens bis spätabends ein „Übergangssicherer“ vor Ort sein, der dann den Betätigungsknopf drückt. Zur Verfügung steht ihm dabei nur ein Auto, in dem er auf seinen Einsatz wartet, ein kleines Häuschen, von dem aus er den Zugbetrieb überwacht, sowie eine Dixi-Toilette, die neben den Bahngleisen platziert ist. (Lesen Sie hier: An diesen Bahnübergängen im Allgäu gibt es keine Schranken)
Großes Unverständnis in Oberstdorf
Die Übergangslösung stößt im Ort auf großes Unverständnis. Ein Oberstdorfer kritisiert die vermutlich hohen Kosten, die für die Arbeitsstunden der Mitarbeiter anfallen. Er bemängelt hauptsächlich die in seinen Augen falsche finanzielle Priorisierung, da die Beträge laut des Oberstdorfers eher in Wartungen der Fahrzeuge, sowie die Sauberkeit der Züge investiert werden sollten. Zu den Mitarbeiterkosten, für die die Bahn aufkommen muss, gibt das Unternehmen auf Anfrage keine Auskunft.
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