Vollends zufrieden ist Tim Eisenhauer selten. Und der Derbysieg seiner Basketballer vom TSV Sonthofen gegen den TV Memmingen war bis zum 74:56-Erfolg in der Bezirksoberliga auch über weite Strecken ein zähes Ringen. Angesichts der immensen personellen Probleme bei den erfolgsverwöhnten Korbjägern und der damit verbundenen ungewohnten Formationen auf dem Parkett war der Coach aber doch glücklich: „Je länger ich über das Spiel nachdenke und den Sieg bewerte, umso zufriedener bin ich. Auch solche Spiele muss man auf diese Weise gewinnen können“, sagt der 39-Jährige nach dem dritten Sieg in Serie für sein Team.
Denn die Vorzeichen standen nicht gut. Gleich mehrere kurzfristige Ausfälle musste der amtierende BOL-Meister verkraften. Unter anderem fehlten Center Noa Hüper nach einem Fingerbruch, Punktegarant Sinan Özdil krankheitsbedingt und ebenso Spielmacher Nemanja Peric. Und trotzdem startete der Doublesieger furios gegen einen letztlich erschreckend schwachen TV Memmingen ins Allgäuer Derby.
Schlüsselspieler Lipp und Eisenhauer tragen Verantwortung
Um die Ausfälle der „Großen“ unter dem Korb zu kompensieren, hatte Eisenhauer kurzerhand Routinier Mathias Zuchtriegel sowie Roman Müller aus der zweiten Mannschaft akquiriert. Verantwortung mussten aber vor allem die Schlüsselspieler Milan Lipp und Eisenhauer selbst übernehmen – und das machten sie. Nach einer Durststrecke von fast drei Minuten, als nur der TSV getroffen hatte und lag mit 3:0 in Führung lag, nahm der Meister so richtig Fahrt auf.
Insbesondere Eisenhauer zog dem überforderten TVM von Beginn an den Zahn. Mit drei erfolgreichen Dreiern in den ersten vier Minuten leitete der Aufbauspieler ein herausragendes erstes Viertel der Hausherren ein. Mirza Ibrakic, Urgestein Daniel Winter (46) mit dem ersten Dreier seiner Karriere überhaupt und erneut Eisenhauer stellten mit weiteren Distanzwürfen früh die Weichen für den vierten Saisonsieg im sechsten Spiel. In die erste Viertelpause ging Sonthofen mit einer komfortablen 26:8-Führung.
Eisenhauer: „Das war der Schlüssel zum Sieg“
„Es war unglaublich stark, wie wir ins Spiel gestartet sind. Das war etwas, was ich in den vergangenen Auftritten schon gefordert habe – dass wir von der ersten Sekunde an im Spiel sein sollen“, sagte Eisenhauer. „Das haben wir jetzt dreimal in Folge sehr gut umgesetzt. Wir sind relativ schnell zweistellig in Führung gegangen und letztlich war das auch der Schlüssel zu unserem Sieg.“
Danach entwickelte sich ein zähes Derby, in dem die TSV-Korbjäger jedoch stets die Oberhand behielten. Zahlreiche wilde Angriffe und Ballverluste auf beiden Seiten füllten einen mageren zweiten Abschnitt, in dem die Teams gemeinsam gerade einmal 19 Punkte erzielten (36:17 zur Halbzeit). „Wir haben das Spiel auch in den schwächeren Phasen gut kontrolliert und haben Memmingen nach dem guten Start nie wieder so ins Spiel kommen lassen, dass sich die Frage gestellt hat, wer das Ding gewinnt“, lobt Eisenhauer sein Team und ergänzt: „Das muss man auch erst einmal so runterspielen und souverän gewinnen, wenn derart entscheidende Leute in der Mannschaft fehlen.“
Sonderlob für Lipp und Ibrakic
Denn durch die personellen Veränderungen hatte insbesondere Sommer-Neuzugang Max Schrenker defensiv einen schweren Stand und musste vergleichsweise große Gegner verteidigen – ebenso übrigens wie Mirza Ibrakic, den Eisenhauer besonders lobt. „Mirza hat das beste Saisonspiel gemacht und hat defensiv die beste Leistung gezeigt, die ich von ihm gesehen habe“, sagt der Coach. Zwar bekamen die Zuschauer in der Gymnasium-Halle nach dem Seitenwechsel vor allem wegen der wechselnden Formationen weiter basketballerische Magerkost zu sehen.
Doch auf Sonthofer Seite ragten Eisenhauer mit 28 Punkten und „Leuchtturm Lipp“ (22) beim Meister heraus und schraubten Sonthofens Punktekonto kontinuierlich nach oben. Beim Stand von 57:34 ging es ins letzte Viertel, in dem die Gastgeber bunt durchwechselten und bis zum 74:56-Endstand nichts mehr anbrennen ließen.
Der 24-jährige Lipp erhält von Eisenhauer auch ein Sonderlob: „Milan hat einmal mehr eine wahnsinnige Leistung gezeigt. Außerdem hat er diesmal mit Blick auf die Fouls sehr clever gespielt. Er war immer da, aber nie in Gefahr, viele Fouls zu machen“, lobt der Trainer. „Er scheint sich hier noch einmal zu verbessern in seinem Spiel.“
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