„Das beste Pferd im Stall“, hatte der Deutschlehrer sie gelobt, ihre Aufsätze – „das ist Handwerk“ – den Mitschülern als Vorbild empfohlen. Susanne Mischke zog es indes in die Computerbranche. Zum Schreiben ihres ersten Romans bewegt sie dann die „Langeweile“ während des ausgedehnten Mittagsschlafs ihres Sohnes. Gleich drei Verlage zeigen Interesse am Erstlingswerk: „Plötzlich hatte ich einen anderen Job.“ Den macht sie offensichtlich richtig gut: Ihre „Spannungsromane“, an der Spitze mittlerweile 14 „Hannover-Krimis“, übersetzt, verfilmt, Bestseller.
Aufklärung übers „Namens-Kuddelmuddel“
In der neuen Heimat reizt sie ein neues Genre: Familiensaga. Wählt dafür das Pseudonym Antonia („der Name gefällt mir“) Riepp. Klärt ihre Wertacher „Mitbewohner“ zu Beginn der Lesung im Allgäuhaus über das „Namens-Kuddelmuddel“ auf: Krimifans könnten sich getäuscht fühlen, wenn Susanne Mischke eine deutsch-italienische Familiensaga schreibt. Antonia Riepp hingegen steht für „Liegestuhl-Lektüre“, für „viel Komödie“, ein „bisschen Krimi“.
Unerwartete Wendungen
„Das Lied vergangener Tage“ aus der Reihe „Die Frauen von Capri“ überrascht im sommerlich-leichten Ambiente der berühmten Insel mit unerwarteten Wendungen und einem alten Verbrechen, das Mischke in ihren Leseproben zurückhält. Dafür gibt es reichlich Komik. Drei Frauen, die unterschiedlicher kaum sein können, hat Schlagersänger Carlo nach seinem plötzlichen Unfalltod als Erben seiner Villa eingesetzt. Allerdings müssen Witwe Luisa, Ex-Gattin Milena und die überraschend aufgetauchte „gottverfluchte Schlampe“ Emilia das Haus sechs Monate gemeinsam bewohnen. Unter Aufsicht von Carlos Mutter Gloria. Köstlich dieses Konglomerat unseliger Geister, diese WG wider Willen.
Divergente Charaktere
Antonia Riepp taucht die höchst divergenten Charaktere in kräftige Farben, nutzt geschickt das wahre Bild hinter bekannten Klischees. Ihre Protagonistinnen entstammen Erzählungen und Erlebnissen in Italien einerseits, dichterischer Zugabe andererseits. Die Attitüde Italien ist authentisch, hat Susanne Mischke doch etliche Sommer dort gelebt und gearbeitet. Und so stellt diese Inspiration, das umsichtige und erfahrene „Handwerk“ der mehrfach ausgezeichneten Schriftstellerin die „Frauen von Capri“ in eine lebendige, amüsante, dabei alles andere als triviale Inszenierung. Man kann, muss aber nicht viel eigene Fantasie bemühen, um die turbulenten Tage in der Villa Octavia hautnah mitzuerleben.
Intensive Charaktere. Traumhafte Kulisse. Spannung. Überraschung. Bella Italia. Grande Emozione.
Antonia Riepp: Die Frauen von Capri – das Lied vergangener Sommer“, 432 Seiten, Piper Verlag, EAN 978-3-492-06382-1, Verkaufspreis 16 Euro.
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