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Bosch plant weiteren Stellenabbau - auch Standorte im Allgäu in Blaichach und Seifen betroffen?

Bosch plant Stellenabbau

Bosch macht Druck für schnellen Stellenabbau: Wie sieht es an Allgäuer Standorten aus?

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    Bosch-Chef Hartung sagt: „Das Jahr wird extrem schwierig in der Vorhersage.“
    Bosch-Chef Hartung sagt: „Das Jahr wird extrem schwierig in der Vorhersage.“ Foto: Bernd Weißbrod, dpa

    Bosch-Chef Stefan Hartung lässt keinen Zweifel aufkommen. Bei der Vorlage der Bilanz des Technologie-Riesen am Donnerstag in Renningen bei Stuttgart kommt der 59-Jährige schnell auf das aus Sicht der Beschäftigten heikelste Thema zu sprechen: „Die Zahl der Arbeitsplätze wird weiter abnehmen, insbesondere in Deutschland und Europa.“ Er bedauere das zwar, es sei aber unvermeidlich. Mit der Botschaft reiht sich der Manager hierzulande in eine lange Schlange von Unternehmen ein. Er nennt keine konkreten Job-Abbauzahlen, aus den Verhandlungen an einzelnen Standorten schließen Beobachter indes, dass weitere Tausende Stellen auf der Kippe stehen. 

    Im vergangenen Jahr strich Bosch weltweit gut 11.500 Arbeitsplätze und beschäftigte Ende 2024 noch knapp 418.000 Frauen und Männer an weltweit mehr als 450 Standorten, was nach wie vor gigantische Zahlen sind. Zum Vergleich: Das global zweite deutsche Konzern-Aushängeschild, die Siemens AG, führte zuletzt auf den Gehaltslisten 312.000 Mitarbeitende, was die fortgeführten Aktivitäten betrifft. Bosch zählt also weitaus mehr Angestellte als die nach allerlei Abspaltungen geschrumpfte Siemens AG. Deshalb hören Politiker und Gewerkschafter genau hin, was Hartung sagt. Für die Arbeitnehmervertreter hatte er eine klare Botschaft vorbereitet. Nach den von Bosch angekündigten Strukturanpassungen und Stellenstreichungen fordert der Firmen-Chef Betriebsräte und Verantwortliche der IG Metall auf, „schnell zu einer Einigung zu kommen und mit der Umsetzung zu beginnen“. Hartung drängt auf Tempo beim Job-Abbau. Die Begründung seines für Bilanzvorlagen ungewöhnlichen Appells lautet: „Wir können uns keine Verzögerungen mehr leisten. Das schwächt unsere Position im Wettbewerb weiter.“ 

    Bosch hat in Deutschland gut 4500 Stellen gestrichen

    Dabei hat Bosch im vergangenen Jahr die Zahl der Stellen in Deutschland um gut 4500 zurückgefahren, so dass zuletzt noch knapp 130.000 Menschen im Heimatland des Konzerns gearbeitet haben. Es liegt am Widerstand von Betriebsräten, der IG Metall und von politisch Verantwortlichen, dass der Konzern mit dem Stellenabbau an diversen baden-württembergischen Standorten, aber auch in einem niedersächsischen und einem ostsächsischen Werk nicht so schnell wie erhofft vorankommt. Während das Unternehmen den hohen Kosten- und Wettbewerbsdruck anführt, sieht Nadine Boguslawski, Hauptkassiererin der IG Metall und Mitglied im Bosch-Aufsichtsrat, das anders und mahnte früh: „Die erneuten Personalabbaupläne der Geschäftsführung werden Bosch nicht stärker machen. Das Gegenteil ist der Fall.“ Es seien die hochqualifizierten und motivierten Mitarbeiter, die dieses Unternehmen groß und erfolgreich gemacht haben. Diese Menschen nun in Unsicherheit zu stürzen, sei respektlos und zeuge von Ideenlosigkeit über die unternehmerische Perspektive. 

    Wie oft in solchen Konfliktfällen dauert es in mitbestimmten Unternehmen wie Bosch länger, bis Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite Kompromisse schließen. Während in einigen Bereichen des Unternehmens nach wie vor Konflikte über Umfang und Geschwindigkeit des Arbeitsplatzabbaus schwelen, wirken die Weichen in der Bosch-Haushaltsgerätesparte BSH mit Sitz in München geräuschloser gestellt. Hier sind im vergangenen Jahr weltweit etwa 1000 Arbeitsplätze, davon rund 450 in Deutschland, weggefallen. Das Unternehmen hatte unserer Redaktion bestätigt: „Im Jahr 2025 wird die Größenordnung im vergleichbaren Rahmen liegen.“  Im Dillinger Geschirrspüler-Werk ging die Zahl der Beschäftigten innerhalb eines Jahres von etwa 2600 auf rund 2500 zurück - und das ohne betriebsbedingte Kündigungen, also etwa mittels Altersteilzeit.

    Mehr Beschäftigte am Doppel-Standort im Allgäu

    Am großen Bosch-Standort in Bamberg, wo Komponenten für Brennstoffzellen sowie moderne Benzin- und Dieselmotoren entwickelt wie produziert werden, sind etwa 6000 gegenüber rund 6200 Frauen und Männern im Vorjahr tätig. Für den Allgäuer Bosch-Doppel-Stützpunkt in Blaichach und Immenstadt sieht es besser aus, stieg dort doch die Beschäftigtenzahl von 4300 auf 4500 an. Der Konzern fertigt hier Systeme für aktive Fahrsicherheit, Bremskraftverstärker, die überwiegend in Elektroautos zum Einsatz kommen, und Kamerasysteme. Bei Bosch in Elchingen bei Ulm müssen die Beschäftigten Einschnitte hinnehmen: In dem Werk arbeiten etwa 2170 Menschen in der Entwicklung und Fertigung von Hydraulikkomponenten und Antriebssystemen. Im Vorjahr waren es noch 2230. 

    Der baden-württembergische Bosch-Konzern bleibt einer der größten Arbeitgeber in Bayern. Das Unternehmen sieht sich enormen Herausforderungen ausgesetzt, wie die Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2024 zeigen: Der als Zulieferer stark vom Wohlergehen der Fahrzeugindustrie abhängige Konzern leidet darunter, dass im vergangenen Jahr die Automobilproduktion einschließlich schwerer Nutzfahrzeuge um eine Million auf 93 Millionen Einheiten zurückgegangen ist. Hartung räumt ein, dem Unternehmen setze es zu, dass Zukunftstechnologien wie Elektromobilität, Brennstoffzelle und automatisiertes Fahren sich erheblich langsamer durchsetzen, als das die Branche erwartet hat. Dadurch fehlen dem Unternehmen Deckungsbeiträge, was auf die Rendite drückt. So bremste das Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 4,8 auf 3,1 Milliarden Euro ab, während der Umsatz nur leicht von 91,6 auf 90,3 Milliarden Euro zurückging. 

    Bosch-Rendite liegt nur noch bei 3,5 Prozent

    Die operative Rendite als wichtige Kennzahl für Bosch lag nur bei 3,5 Prozent, während es im Vorjahr 5,3 Prozent waren und das Unternehmen für 2026 auskömmlichere 7,0 Prozent anstrebt. Doch hilft es dem Konzern nicht, dass Teile für Verbrenner-Autos wieder stärker nachgefragt werden? Hartung bestätigt zwar einen positiven Effekt, sagt aber auch: „Das führt dazu, dass unsere Anlagen für die E-Mobilität, in die wir sehr viel investiert haben, jetzt nicht ausgelastet sind.“ 

    Der Bosch-Chef hat sich neben der dringlichen Wunschliste an Gewerkschafter und Betriebsräte eine zweite zurechtgelegt. Sie ist an die politisch Mächtigen in Berlin und Brüssel adressiert. So mahnt der Manager: „Die umfassenden Finanzpakete aus Brüssel und Berlin sind vom Prinzip her eine gute Sache, wenn sie von einem sehr sorgfältigen Blick auf die bisherige Ausgabenpolitik begleitet werden.“ Es folgt ein klarer Ratschlag an Kanzler Friedrich Merz (CDU) und Finanzminister Lars Klingbeil (SPD): „Neue Schulden entbinden nicht von der Pflicht, überall dort zu sparen, wo es möglich ist.“ Die Milliardenpakete sollten gezielt in geplante Reformen investiert werden. Ein „Weiter so“ wäre in Wirklichkeit nur ein Schritt zurück. In Krisen-Zeiten werden Konzern-Chefs wie Hartung ungewohnt politisch. Sie stehen enorm unter Druck.

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