Die Feststellungen sind simpel, aber sie haben es in sich: Ein See hat keine Hallenbad-Wassertemperatur. Bäder kann man sperren, Freigewässer nicht. In Seen wachsen Wasserpflanzen, die manche Menschen erschrecken, wenn sie beim Schwimmen daran stoßen. Das alles kann zu Badeunfällen führen, warnen die Kreiswasserwacht und die DLRG Oberallgäu. Sie rechnen damit, dass es durch die Corona-Situation in diesem Jahr zu einem Ansturm auf die Seen kommt – ähnlich wie jüngst in den Bergen. Die Wasserretter warnen vor erhöhter Gefahr für unsichere Schwimmer. Gleichzeitig schränken die Hygieneregeln den Dienst an den Wachstationen ein.
So sei die Wasserwacht gezwungen, ihren Wachdienst überall dort aufzugeben, wo es kein fließendes Leitungswasser gibt, erklärt Sabine Blodau, Vorsitzende der Kreiswasserwacht Oberallgäu. Das betreffe die Moosbacher Seite des Rottachsees und den Schwarzenberger Weiher (wir berichteten kurz). Blodau verweist darauf, dass die Wasserwacht an den Oberallgäuer Seen in mehreren hundert Fällen pro Jahr Erste Hilfe leistet. Meist handle es sich um Schnittwunden, die versorgt werden müssen, um Insektenstiche oder gestürzte Radler. Aufgrund der Corona-Ansteckungsgefahr sei es unabdingbar, dass sich die Helfer nach jedem Patienten die Hände waschen. Das sei ohne fließendes Wasser nicht möglich.
Aus diesem Grund werde auch der Dienst auf der Seehof-Seite des Niedersonthofener Sees schwierig. Dort gebe es zwar eine wunderbare neue Wachstation. Der Seehof – ihm gehörten große Teile der Badewiese – habe der gewünschten Wasserleitung zur Hütte der Wacht aber nicht zugestimmt.
Wie die Corona-Bestimmungen umgesetzt werden, erarbeiten laut Blodau die örtlichen Wasserwachten. Überall führten die Hygienebestimmungen jedoch zu Einschränkungen beim Dienst. Auf die Wachstationen dürften nur Mitglieder der Wasserwacht. Ihren Familienangehörigen sei der Zutritt derzeit verboten. Auch Jugendliche müssten draußen bleiben. Sie würden im Sommer normalerweise an den Wachdienst herangeführt, vor allem am Öschlesee. Das entfalle nun, genauso wie das Training.
Auch die DLRG Oberallgäu bedauert, dass die Aus- und Weiterbildung der aktiven und der Nachwuchshelfer ruht. „Wenn Leute Wachdienst leisten, sollten sie auf dem Wasser sicher sein“, betont Vorsitzender Frank Bertling. Doch so lange das Wonnemar in Sonthofen geschlossen ist, könne die DLRG nicht trainieren. Zudem könnten die Abstands- und Maskengebote auf und im Wasser nicht immer eingehalten werden. „Da ist gesunder Menschenverstand nötig“, betont Bertling.
Sorge bereitet Bertling, dass auch die Schwimmausbildung der Kinder ruht. Wer im Winter im Hallenbad einigermaßen schwimmen gelernt hat, konnte in den vergangenen Monaten nicht Weiterüben. Zahlreiche Kurse wurden abgesagt, ebenso der Schwimmunterricht an den Schulen. Wenn die Bäder wieder öffnen, könne die DLRG schnell wieder mit der Ausbildung starten. „Aber das holt die verpasste Zeit nicht auf“, sagt Bertling und rät zur Vorsicht.
Wenn jemand am Ertrinken ist, sehe das nicht so aus wie im Fernsehen, betont Blodau. „Ertrinken erfolgt meist sehr still und schnell“, warnt die Ärztin.