Digitale Transformation, Fachkräfte-Mangel und Konkurrenz aus dem Internet – die großen Herausforderungen für die Branche waren die Themen beim Vermarktertag des Verbands Bayerischer Zeitungsverleger (VBZV) in Immenstadt. Gastgeber Ulrich Eberl, Geschäftsführer von Eberl Medien, hob bei der Veranstaltung die Stärken der Verlage hervor. „Wir sind sehr starke Marken“, sagte Eberl. „Auf sie sollten wir unser Handeln aufbauen, sie stärken und weiterentwickeln.“ Eine Marke finde und binde Mitarbeiter, schaffe Vertrauen und erzeuge Anziehungskraft. „Wir sollten dem Wandel mit Werten begegnen“, sagte Eberl. „Transformation braucht Identität und Kommunikation.“
Werte sind auch bei der Mitarbeitergewinnung wichtig, die im Mittelpunkt der Tagung in Immenstadt stand. Peter Bender von Schwäbisch Media hob die Bedeutung von schnellen Reaktionszeiten bei Bewerbungen hervor. „Der frühe Vogel fängt den Wurm.“ Wer zu lange zögere, laufe Gefahr, aussichtsreiche Kandidaten an andere Unternehmen zu verlieren. Personalchef Bender sprach sich zudem dafür aus, gezielt Anreize, wie die Möglichkeit von Sabbatjahren und die Ausstattung mit Dienstwagen sowie Smartphones zu setzen, um gute Mitarbeiter langfristig zu binden. Über die Entwicklung einer Arbeitgebermarke sprach Alexandra Saame von Oberpfalz Medien: „Wir müssen zuerst vor und in unserem eigenen Haus kehren.“ Um für Mitarbeiter attraktiv zu sein, sei es wichtig, die Unternehmens- und Führungskultur zu stärken und Werte vorzuleben.
Auch innovative Konzepte waren Thema der Anzeigenleiter-Tagung in Immenstadt. Peter Fuchs und Daniel Hartmann von Eberl Medien stellten ein Vermarktungsmodell für Vereinsveranstaltungen vor, von dem Verlage und Vereine gleichermaßen profitieren. Johannes Högel von der Mindelheimer Zeitung präsentierte ein Sticker-Sammelalbum für lokale Sportvereine und Uli Benker von der Allgäuer Zeitung stellte als Praxisbeispiel für Markenprägung das Magazin „Allgäu Kids“ vor. Weitere Themen waren neue Modelle für die Markt- und Medienwirkungsforschung, Content-Agenturen, Kooperation mit Hochschulen und ein Benchmarkprojekt der südwestdeutschen Verlage.
Die große Bedeutung des Leistungsschutzrechts für die Medienunternehmen hob Dr. Markus Rick vom Verband Bayerischer Zeitungsverleger hervor. Nur so könne man der Konkurrenz im Internet begegnen, die sich wie das US-Unternehmen Google konsequent weigere, Verlage dafür zu bezahlen, wenn Nachrichtenauszüge bei Suchanfragen im Internet auftauchen. „Google missbraucht seine marktbeherrschende Stellung“, sagte Rick. Neue Job-Portale im Internet seien ebenso eine große Konkurrenz für die Verlage, wie kostenlose Gemeindeblätter und Stadt-Internetportale, die Rick „steuerfinanzierte Quasi-Zeitungen und News-Portale“ nannte. Denn diese würden ebenso wie die Angebote der Medienunternehmen über Anzeigen finanziert. Deshalb will der Verband jetzt gegen das Internet-Portal der Stadt München vorgehen und schließt auch juristische Schritte nicht aus.