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Der Boss spricht Klartext

Sonthofen

Der Boss spricht Klartext

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    In einer offenen Runde hat Albert Füß, Geschäftsführer der Spielbetriebs GmbH des ERC Sonthofen, erstmals Stellung genommen zum laufenden Insolvenzverfahren, zur Lizenzerteilung durch den Verband im Sommer 2019 sowie zur aktuellen finanziellen Lage beim Eishockey-Oberligisten. Beim Fanstammtisch der Bulls stellte sich Füß den Anhängern des ERC.

    Zunächst blickte der Sonthofer auf die Situation vor der Saison zurück. Füß habe an den DEB eine Planung mit einem „höheren Minus“ als geplant übergeben, was zur Folge hatte, dass der Verband die Lizenz wegen einiger Altverbindlichkeiten zunächst verweigert hatte. Nach der Absage hatten die Gesellschafter – insbesondere im Bereich Marketing und Sponsoring – die Einnahmenplanung erhöht. Nach einem Spendenaufruf bei Fans und einem vorzeitigen Dauerkartenverkauf hatten sich auch die Gesellschafter zu weiteren Nachschüssen verpflichtet – und dazu, für die Verbindlichkeiten aus der vergangenen Saison in Form Bürgschaften geradezustehen.

    Demnach habe noch eine letzte Hürde in Form einer Bürgschaft in Höhe von 30 000 Euro in kurzer Zeit erbracht werden müssen. Da das in der Kürze der Zeit nicht realisierbar war, hatte sich Albert Füß dazu bereit erklärt, diese vorübergehend zu übernehmen. Diese Bürgschaft, sagte Füß, bestehe noch heute – ein „Danke“ seitens der Gesellschafter habe er noch nicht erhalten. Weiterhin betonte Füß den Einsatz von Roman Hanisch im Zuge der Lizenzerteilung.

    In den Sommermonaten wurde zudem das Overtime kernsaniert. Das sei aufgrund der Mängel alternativlos gewesen, sagte Füß. Die Stadt hatte zugestimmt und einen höheren Betrag zugesichert, der letztlich die berechneten Fremdmaterialkosten abdeckte. Da diese Mittel zweckgebunden waren, hatte Füß die Kosten ausgelegt. Als es schlussendlich zur Auszahlung kam, wurden offenstehende Forderungen seitens der Stadt aufgerechnet. Das hatte zur Folge, dass Geschäftsführer Füß bis heute auf den Kosten sitzt. „Es ist aber völlig legitim, dass die Stadt so verfährt“, sagte Füß.

    In der laufenden Saison wurden anfangs aktuelle Einnahmen für Verbindlichkeiten aus der vorherigen Saison aufgewendet. Das führte dazu, dass zum frühen Zeitpunkt die liquiden Mittel knapp wurden. Daher forderte Füß bereits im November die Patronate der Gesellschafter ein, was jedoch „auf wenig Gegenliebe stieß“. Bis heute sind seitens einzelner Gesellschafter Patronate noch nicht eingelöst worden.

    Darüber hinaus standen auch die Zahlungen zum Reindl-Pool an, über den die Vereine Mittel für ihre Nachwuchsarbeit bekommen können. Aufgrund der fehlenden Mittel konnten diese nicht beglichen werden. Der DEB drohte hernach mit einer Spieltagsperre vor dem Spiel gegen Memmingen. Damit das abgewendet werden konnte, habe sich ein Gesellschafter sowie er selbst, sagte Albert Füß, dazu entschlossen, diese Verbindlichkeiten auszulegen.

    Die schleppenden Zahlungen und die ausgebliebenen erwarteten höhren Sponsoreneinnahmen führten dazu, dass verschiedene Gläubiger, das Team und auch Sozialversicherungsträger nicht bedient werden konnten. Da Forderungen von Sozialversicherungsträgern einen Straftatbestand des Geschäftsführers darstellen, hatte Füß Ende Februar auf anwaltlichen Rat den Antrag auf Insolvenz gestellt. „Derzeit wird ein wirtschaftliches Gutachten erstellt, das darüber entscheidet, ob letztlich ein Insolvenzverfahren eröffnet wird oder nicht“, erklärte Füß.

    Die Mannschaft gab trotz ausstehender Lohnzahlungen vom Januar die Zusage, die Saison zu Ende zu bringen. Auch das lobte Füß: „Es ist keineswegs selbstverständlich, solch eine Zusage zu machen, trotz der aktuellen Umstände. Das rechne ich jedem hoch an und das zeigt, welch klasse Moral dieses Team hat.“ Durch den Insolvenzantrag muss die Mannschaft jedoch noch einige Zeit auf ihr Gehalt warten. „Mir tut es persönlich für die Jungs leid, keine besseren Nachrichten überbringen zu können“, sagte Füß.

    Dazu nahm der Geschäftsführer Stellung zu Kommentaren aus den sozialen Medien. „Viele Leute, vor allem in den sozialen Medien, meinen es besser zu wissen. Wo sind diese Leute? Warum engagieren sie sich nicht, wenn sie es doch immer besser wissen“, ärgerte sich Füß. Großen Dank sprach der Geschäftsführer Vorschlägen zu Crowdfunding oder Spendenaktionen aus. „Das ist löblich, jedoch in der aktuellen Situation nicht zielführend. Ich kann nicht garantieren, dass es weitergeht und falls ja, müsste das auf jeden Fall ohne jegliche Altlasten erfolgen. Aus diesem Grund kann ich so eine Aktion derzeit nicht befürworten“, sagte Füß.

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