Die Begegnung liegt neun Jahre zurück, aber sie wirkt bis heute nach: Tommy Schmidle hatte das „unglaubliche Glück“, wie er selbst sagt, Neil Armstrong zu treffen, den ersten Menschen, der den Mond betrat. Und dieser Mann, der „irgendwann einmal so berühmt sein wird wie Columbus“, hat ihn nachhaltig beeindruckt. Denn: „Er war die Bescheidenheit in Person.“
Zum 50. Jahrestag der Mondlandung hat Schmidle eine Spezial-Ausgabe der Wissenschaftssendung „Quantensprung“ gestaltet, die an diesem Sonntag auf ORF III ausgestrahlt und später auf ARD Alpha wiederholt wird. Für den ORF hat der Kleinwalsertaler, der als Fernsehmacher, Format-Entwickler und Gestalter in Wien lebt, 2016 das Wissenschaftsmagazin kreiert. Eine Station in seiner beruflichen Karriere war zuvor die des Redaktionsleiters der Sendung „Talk in Hangar 7“ beim Privat-Sender Servus TV.
Bei einer Besprechung flachsten die Kollegen, ob die Amerikaner wirklich auf dem Mond gewesen seien. Der Unterhaltungschef meinte: „Da müssen wir mit Neil Armstrong sprechen.“ Der Wunsch klang utopisch, erzählt Schmidle. Denn alle wussten, dass Neil Armstrong extrem medienscheu war. Dennoch schickte der Sender eine Einladung – versehen mit einer DVD, die jene Flugzeuge zeigte, die im Museum des Salzburger Hangars stehen. Neil Armstrong hatte viele dieser Flugzeuge mitentwickelt und getestet, erzählt Schmidle.
Lange blieb eine Reaktion aus, erst zwei Wochen vor der Sendung gab es eine Zusage. Die Sendung, die aufgezeichnet und zum 80. Geburtstag von Neil Armstrong am 5. August 2010 ausgestrahlt wurde, war der erste Auftritt des berühmten Astronauten in einer deutschsprachigen Gesprächsrunde, sagt Schmidle, und zugleich das letzte Interview von Neil Armstrong überhaupt. Zwei Jahre später ist er gestorben. Bereits 1979 sei er allerdings in einer Peter-Alexander-Show zu Gast gewesen und habe dort mit dem Gastgeber „Guter Mond, du gehst so stille“ gesungen.
Beim „Talk in Hangar 7“ erwartete Neil Armstrong eine illustre Gesprächsrunde. Darunter waren der Russe Alexej Leonov, der den ersten Weltraumspaziergang der Geschichte gemacht hat, der deutsche Astronaut Thomas Reiter und der Astrophysiker Harald Lesch.
Neil Armstrong hatte bereits am Nachmittag die Flugzeuge im Hangar intensiv begutachtet. Vor der Sendung erklärte Tommy Schmidle ihm den Ablauf. Neil Armstrong interessierte sich vor allem für die aufwendige Sendetechnik und sei extrem entspannt gewesen. Er wollte vorab keine Fragen wissen, die gestellt werden.
In der Talkrunde kam dann auch die Frage auf, ob er tatsächlich auf dem Mond gewesen sei. Bevor Neil Armstrong antworten konnte, sagte sein russischer Kollege Leonov: „Ja, er war.“ Und Neil Armstrong bestätigte: „Mit Sicherheit.“ „Dieser Mann hätte es nicht geschafft, die Welt anzulügen“, ist sich Tommy Schmidle sicher. Neil Armstrong sei jeder Kult um seine Person unangenehm gewesen. Er sah sich nicht als Held, sondern bezeichnete sich selbst als einen „kleinen Wurm, der jetzt da oben ist“. Er sah sich lediglich als ausführendes technisches Organ einer Mission, an der 400 000 Menschen mitgewirkt hatten und in die Milliarden Dollar an Steuergeldern geflossen waren.
So erzählte auch nicht er, sondern sein russischer Kollege, wie brenzlig eigentlich die Situation knapp vor der Mondlandung gewesen sei. Denn Neil Armstrong musste einen neuen Landeplatz suchen und der Treibstoff reichte dazu kaum noch aus. Über die Risiken befragt, antwortete der erste Mann auf dem Mond: „Vor den Risiken hatten wir keine Angst. Wenn wir Angst hatten, dann vor dem Versagen.“
Was bedeutet die Mondlandung für die Menschheit? „Sie kann ein Mehr an Wissen bringen“, resümierte Neil Armstrong, „und deshalb ist sie die Investition wert.“ Ihn selbst habe die Expedition verändert: „Meine Wertschätzung für das Leben auf der Erde ist größer geworden.“ Nach der Talkrunde zog sich Neil Armstrong ins Hotelzimmer zurück. Am nächsten Tag reiste er ab. Die Eindrücke, die er hinterlassen hat, bleiben Tommy Schmidle unvergessen.