Wie steht es um die Zukunft der Vermieter im Allgäu? Rund 250 Gastgeberinnen und Aussteller haben sich in Fischen zu einem Tourismus-Talk getroffen, um sich über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen in der Branche auszutauschen. Die Podiumsdiskussion bildete den Auftakt der Gastgeberwoche der Tourismusdestinationen Alpsee-Grünten, Bad Hindelang, der Hörnerdörfer und Oberstaufen. Ein zentrales Thema war die Wirtschaftlichkeit der Ferienwohnungsvermietung, teilt Tourismus Hörnerdorfer in einer Pressemitteilung mit.

Künftig weniger Ferienwohnungen im Allgäu?
Allein in Fischen sei die Zahl der Gästebetten um 16 Prozent gesunken, und eine aktuelle Umfrage zeige, dass ein Viertel der Vermietenden in den nächsten zehn Jahren ihre Ferienwohnungen entweder fest vermieten oder die touristische Nutzung ganz aufgeben wollen, stellte Moderator Bernhard Lingg fest. Doch ist die „Tourismus-Gesinnung“ wirklich auf dem Rückzug?
Prof. Guido Sommer: Allgäu profitiert von Gästen aus dem Nahbereich
Trotz globaler Krisen bleibt die Reiselust laut Prof. Guido Sommer, Dekan der Fakultät Tourismus-Management an der Hochschule Kempten, ungebrochen. „Reiseausgaben sind auf einem Rekordhoch, und das Allgäu profitiert besonders von Gästen aus dem Nahbereich. Erholung, Naturerlebnis, Kulinarik und die gute Erreichbarkeit zählen zu den wichtigsten Reisemotiven“, sagte er. Diese würden im Allgäu allesamt bedient. Besonders Ferienwohnungen seien vermehrt gefragt, da sie sich für Familienurlaube besonders eignen. Verena Schnatterer vom Hotel Alpenblick in Fischen ergänzte mit Hinweis auf den Mobilpass Allgäu, dass sich die Region auch immer weiter entwickle.
Gäste stellen beim Urlaub im Allgäu höhere Ansprüche
Gleichzeitig steigen die Ansprüche an Komfort und Nachhaltigkeit. Gäste erwarten moderne Ausstattung und ein hochwertiges Ambiente. „Oft ist die Ferienwohnung schöner als das eigene Zuhause“, gibt Steuerberater Tim-Felix Heinze zu bedenken und warnt: „Ohne regelmäßige Modernisierung schwindet die Chance auf eine lukrative Vermietung. Der Standard in der Region ist gewaltig – wer nicht mitzieht, verliert.“ Neben der Ausstattung spiele auch die Sichtbarkeit im Internet eine entscheidende Rolle. Die schönste Ferienwohnung bringe nichts, wenn sie online nicht gefunden wird.

Michaela Scholl, die in Bad Hindelang ein Haus zur Vermietung saniert hat und dort acht Wohnungen betreibt, spricht aus Erfahrung: „Ferienwohnungsvermietung ist nicht ein Job, es sind viele. Es braucht Eigeninitiative, Lernbereitschaft und eine langfristige Strategie – aber es lohnt sich.“
So wird die Ferienwohnung hübsch
Auch die Inneneinrichtung spielt eine wesentliche Rolle für den Erfolg. Roman Schödl von Möbel Böck Kempten erklärt: „Es geht nicht darum, die teuerste Ausstattung zu wählen, sondern eine robuste, langlebige und stimmige Einrichtung zu schaffen.“ Liebe zum Detail sei wichtig: „Die Decke sollte zum Sofakissen passen – Gäste schätzen traditionelle und alpenländische Elemente, aber modern interpretiert.“ Gerade bei einem knappen Budget empfiehlt Schödl, in zwei Bereiche zu investieren: Küche und Polstermöbel. „Dort verbringen Gäste die meiste Zeit – wenn hier der Komfort stimmt, hinterlässt das einen bleibenden Eindruck.“
Allgäuer Tourismusorganisationen wie die Hörnerdörfer helfen beim Marketing
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Nutzung von Tourismusorganisationen. Hotel-Chefin Schnatterer betont: „Sichtbarkeit heißt nicht, dass man alles selbst machen muss. Die Tourismusgesellschaften im Allgäu übernehmen einen großen Teil der Marketingarbeit – es lohnt sich, dieses Angebot zu nutzen.“ Auch Melanie Rothmayr, Geschäftsführerin der Tourismus Hörnerdörfer GmbH, appelliert an die Gastgeberinnen und Gastgeber, die Beratungsangebote der Destinationen in Anspruch zu nehmen.

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