Um 17.57 Uhr endete die Geschichte. Eine einjährige Geschichte für junge Spieler, die ein Jahr Erfahrungen sammelten. Eine zweijährige Geschichte für den 1. FC Sonthofen nach seiner Rückkehr in die Bayernliga. Und eine 14-jährige Geschichte von Manuel Wiedemann im Trikot seines FCS. „Ich bin einfach traurig und kann überhaupt nicht begreifen, was passiert ist“, sagte der Kapitän der Kreisstädter, der im Sommer zum FC Kempten wechselt. „Ich könnte nur noch weinen. Wir haben den Abstieg nicht verdient. Es tut so weh.“ Mit 1:0 besiegten die Oberallgäuer den TSV Schwabmünchen vor 550 Zuschauern zwar im Rückspiel der Relegation um den Verbleibt in der Bayernliga - nach der 0:2-Niederlage im Hinspiel war das allerdings zu wenig, um den Abstieg in die Landesliga zu verhindern.
1. FC Sonthofen: Zweiter Bayernliga-Abstieg nach 2019
Und so geht es für den 1. FC Sonthofen zwei Jahre nach der imposanten Landesliga-Meisterschaft 2023, für die der Club nach dem Abstieg 2019 lange Anlauf genommen hatte, wieder zurück. Dabei hatten sich die Schützlinge von Spielertrainer Andreas Hindelang durch eine furiose Aufholjagd in der Rückrunde überhaupt erst in die Lage gebracht, wieder um den Ligaverbleib zu spielen. „Ich fühle absolute Leere. Es ist so schmerzhaft, dass wir uns für diese starke Rückrunde nicht belohnen konnten“, sagte Hindelang, der wie Wiedemann Tränen in den Augen hatte. „Eine schlechte Halbzeit in Schwabmünchen hat uns so viel kaputt gemacht. Ich finde keine Worte dafür, wie traurig ich bin.“

Mit nur einem Wechsel – Luka Arslan für Armin Bechter – starteten Hindelang und Co-Trainer Dennis Marquardt ins entscheidende Rückspiel und wählten damit die deutlich offensivere Variante. Und die Gastgeber versuchten früh, durch hohe Frequenz im Passspiel Ballsicherheit ins Spiel zu bekommen. In seinem 362. und letzten Spiel für den FCS war Wiedemann anfangs treibende Kraft in der Spieleröffnung mit langen Bällen in die Spitze auf Hindelang und Arslan. Sonthofen drückte früh und wirkte bald nicht mehr nervös, sondern wild entschlossen, die Gäste früh ins Schwitzen zu bringen. Der FCS zeigte das, worauf seine Anhänger gehofft haben dürften: ein enormes Ballbesitzverhältnis in der Anfangsphase und frühes Gegenpressing nach Ballverlusten, sodass Schwabmünchen in der Auftaktviertelstunde praktisch überhaupt nicht ins Spiel finden konnte.

„Es war mehr Zug drin als im Hinspiel, wir waren konzentriert und entschlossen. Da kann man den Jungs keinen Vorwurf machen“, sagte der Sportliche Leiter Andreas Fink. An der Seitenlinie drückte allein schon Co-Trainer „Bomber“ Marquardt aufs Tempo, peitschte nicht nur seine Schützlinge, sondern auch die Balljungs an, jede Unterbrechung so kurz wie möglich zu halten und Schwabmünchen damit keine Zeit zum Durchschnaufen zu geben.
All das zeigte Wirkung: Schwabmünchen war ungefährlich, Sonthofen schien die Partie zu kontrollieren – wurde aber schlicht nicht zwingend vor dem Tor. Bis auf einen Distanzschuss von Fabian Lutz nach 25 Minuten, der knapp am Pfosten vorbeitrudelte, waren echte Chancen Mangelware. Doch in den Schlussminuten der ersten Halbzeit wurde Schwabmünchen stärker und schien Lunte zu riechen. Im Sonthofer Mittelfeld wurden die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen größer, das Team musste entsprechend mehr laufen und kam oft zu spät - die Gastgeber drohten, die Kontrolle zu verlieren.

Nach dem Seitenwechsel schauten sich Hindelang und Marquardt das Geschehen noch einige Minuten an, ehe sie Kapitän Wiedemann nach 54 Minuten für einen weiteren Stürmer, Marc Lorenz, opferten. Auch Spielmacher Markus Notz musste nach 61 Minuten Armin Bechter weichen - am Spielfilm änderte sich wenig: Der FCS war bemüht im Angriff, wurde aber nachlässiger in den Zuspielen über kurze Distanzen.
Spielertrainer Hindelang: „Sehen, wie es weitergeht“
Und als sich der Großteil der FCS-Anhänger in der Baumit-Arena vermutlich schon auf den Abstieg eingestellt haben dürfte, leutete Hindelang persönlich eine elektrisierende Schlussphase ein. Der 38-Jährige traf in der 68. Minute mit einem Distanzschuss die Latte und legte in der hitzigen Schlussviertelstunde vier weitere hochkarätige Chancen nach. Der Spielertrainer stemmte sich mit einem weiteren Kopfball, mit Grätschen, mit einem Distanzschuss und mit unglaublichem Einsatz gegen den Abstieg. Am Ende reichte all das jedoch nicht.
„Ich weiß nicht, wie es jetzt weitergeht. Vermutlich brauchen alle ein wenig Abstand“, sagte Hindelang, der auch noch eine Stunde nach dem Abpfiff mit der Fassung rang. „Und wenn wir uns gesammelt haben, werden wir sehen, wie es weitergeht. Es wird weitergehen.“
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