Seit Anfang der 70er Jahre zog der Höllwieslift im Skigebiet Söllereck in Oberstdorf zahlreiche Skibegeisterte über eine Strecke von fast zwei Kilometer (und mehr als 500 Höhenmeter) den Berg hinauf. Damit war er aller Wahrscheinlichkeit nach der längste Schlepplift in ganz Deutschland. Die Betonung liegt allerdings auf „war“. Heute steht der Höllwieslift still.
Nach jahrzehntelangem Betrieb musste er 2020 geschlossen werden - und das, obwohl eigentlich eine Modernisierung geplant war. Der alte Schlepplift sollte von den Trassen abgetragen und auf ihnen eine neue Sesselbahn errichtet werden. Und auch eine Beschneiungsanlage war in Planung.
Eine Oberstdorferin wehrte sich gegen die Modernisierung des Höllwieslifts
Doch die Eigentümerin einer Fläche, die sich sowohl mit dem Lift als auch mit der Piste überschneidet, wehrte sich damals gegen die Modernisierung und kündigte die Verträge mit der Oberstdorfer Bergbahnen AG (OBB). Grund dafür war die Abneigung gegen künstliche Beschneiung.
„Von 40 Grundbesitzern haben 39 einem Neubau zugestimmt, aber eine war dagegen“, erinnert sich der Vorsitzende Henrik Volpert heute. Die Grundbesitzerin forderte die Betriebseinstellung - und der Bergbahn blieb keine andere Wahl, als dem nachzukommen.
Der ehemalige Höllwieslift in Oberstdorf
Der Höllwieslift ist außer Betrieb. Die folgenden Angaben beziehen sich auf die Jahre vor 2021.
- Typ: Ski-Schlepplift
- Streckenlänge: 1972 Meter
- Höhenunterschied: 504 Meter
- Kapazität: 1000 Personen pro Stunde
- Fahrzeit: circa 13 Minuten
- Fahrgeschwindigkeit: circa 2,5 Meter pro Sekunde
Die Lösung für den Höllwieslift kam zu spät
Inzwischen sieht die Situation ganz anders aus. Zuerst schien es, als hätte die OBB eine Lösung gefunden. Diese bestand darin, bei der Modernisierung des Höllwieslifts das besagte Grundstück zu umgehen. Die Zustimmung der übrigen Grundbesitzer liegt inzwischen sogar per Unterschrift vor. „Aber über die Jahre, in denen wir einen neuen Modernisierungsplan ausgearbeitet haben, hat sich die Wirtschaftslage stark verändert“, sagt Volpert.
„Ein neuer Lift ist zurzeit einfach nicht wirtschaftlich“
Es sei „eine gewisse Ironie“, dass nun zwar eine Einigung erzielt wurde, der Neubau sich aber gar nicht mehr lohne. „Zinsen, Energie- und Baukosten sind stark gestiegen. Ein neuer Lift ist zurzeit einfach nicht wirtschaftlich.“ Dabei sei gerade der Höllwieslift ein wichtiger Standort gewesen - für Einheimische schnell zu erreichen, für Skiclubs und deren Veranstaltungen geeignet und eine Angebotserweiterung für Urlauberinnen und Urlauber.
„Wir bedauern sehr, dass der Lift stillsteht“, betont Volpert. Doch die OBB gebe die Hoffnung nicht auf, dass eine Lösung gefunden und das Gebiet irgendwann wieder genutzt werden könne. „Nicht nur wir, auch viele Oberstdorfer, Nachbarn und Skiclubs setzen sich dafür ein.“
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