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Jahreshauptversammlung 1. FC Sonthofen: Mannschaft, Finanzen und Nachwuchs

1. FC Sonthofen mit Sorgen

„Sie bereichern sich an uns!“ FCS-Präsident Schmidle holt zum Rundumschlag aus

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    Klartext auf der Jahreshauptversammlung: Matthias Schmidle lieferte Einblicke in die finanzielle Lage beim FCS, kritisierte die Verbände und gestand Probleme im Nachwuchsbereich.
    Klartext auf der Jahreshauptversammlung: Matthias Schmidle lieferte Einblicke in die finanzielle Lage beim FCS, kritisierte die Verbände und gestand Probleme im Nachwuchsbereich. Foto: Martina Diemand

    Es ist nicht so, dass die Lage extrem angespannt war. Und doch war auf der Jahreshauptversammlung des 1. FC Sonthofen deutlich zu spüren, dass der Fußball in der Kreisstadt vor herausfordernden Zeiten steht. „Wir sind kein kleiner Verein mehr, sondern ein mittelständisches Unternehmen mit vielen großen Themenfeldern und sehr großen Aufgaben“, eröffnete Präsident Matthias Schmidle. „Die allgemeine wirtschaftlich angespannte Lage hat auf uns Auswirkungen und es wird immer schwieriger, vernünftig zu planen.“ Schmidle holte Anlauf zu einer Rede, die zur Generalabrechnung wurde.

    Matthias Schmidle: „Versuchen, Löcher zu stopfen“

    Zuallererst bereite die wirtschaftliche Lage beim größten Fußballverein im Landkreis Anlass zur Sorge – auch wenn sie noch nicht dramatisch ist. Laut Schmidle haben allein 2024 sechs Soziopartner ihre Kooperation gekündigt. Das Netzwerk, das immerhin noch 46 weitere Partner beinhaltet, ist eine fundamentale Säule für das finanzielle Grundgerüst des FCS.

    „Es erschwert die Arbeit als Vorstand erheblich, wenn wir Abgänge bei den Sponsoren haben und keine Neuzugänge finden“, sagte Schmidle. „Wir versuchen, die Löcher zu stopfen, indem wir viel Zusatzarbeit leisten. Es ist eine sehr fordernde Zeit.“ Das unterstrich Rainer Noll, der die angespannte finanzielle Lage verdeutlichte: Mit den Einnahmen von 663.000 Euro läge der Verein zwar in einem kleinen Überschuss im Vergleich zu 2024. Da man aber allein „für die Jugend sehr viel Geld ausgibt“ (jährlich 128.000 Euro) schloss man erstmals mit einem kleinen Verlust von 3000 Euro ab.

    Sonthofen: Scharfe Kritik am Verband

    Zum Rundumschlag holte Schmidle mit Blick auf den Verband aus: „Wenn man sieht, was der Verband mit den Amateurvereinen veranstaltet, muss man sich nicht wundern, dass es vielen an der Basis schlecht geht“, sagte Schmidle. „Die Abgaben sind nach jährlichen Erhöhungen explodiert. Da passt das Verhältnis nicht. Die Verbände bereichern sich bei den kleinen Vereinen, anstatt es sich bei den Profis zu holen, wo das Geld da ist.“ Als Beispiel für die enorme Steigerung nannte Schmidle ein jüngst ausgetragenes Vorbereitungsspiel für die Landesliga-Saison, bei dem allein das Schiedsrichtergespann 260 Euro kostete. Schmidle schimpfte: „Die kleinen Vereine kämpfen und der Verband nimmt keinerlei Rücksicht.“

    „Große Sorgen“ mache er sich auch über die Jugend beim 1. FC Sonthofen. „Wir haben gewisse Ziele, die wir Jahr für Jahr erreichen wollen und versuchen deshalb, die Mannschaften von der A- bis zur D-Jugend in der Bezirksoberliga zu halten“, sagte Schmidle. Das habe man durch den Abstieg der B-Jugend nicht geschafft, was für ihn ein schlechter Vorbote sei: „Das beschäftigt mich stark, weil es nicht einfacher wird, Jugendliche nach Sonthofen zu holen. Denn nach einem Abstieg aus der BOL spielen auch noch andere Vereine aus der Region in derselben Liga“, sagte der Präsident: „Viele Eltern sehen in ihren Söhnen andere Dinge, als die Trainer, die mit den Jungs arbeiten. Dann wird kurzfristig für Wechsel gesorgt - deshalb sehe ich für die Zukunft schwarz.“

    Der 1. FC Sonthofen um Spielertrainer Andreas Hindelang ist im Sommer aus der Bayernliga abgestiegen und will mit verjüngter Mannschaft in der Landesliga angreifen.
    Der 1. FC Sonthofen um Spielertrainer Andreas Hindelang ist im Sommer aus der Bayernliga abgestiegen und will mit verjüngter Mannschaft in der Landesliga angreifen. Foto: Dominik Berchtold

    Immerhin scheint sich die Lage bei den Seniorenteams nicht ganz so düster darzustellen – trotz des bitteren Abstiegs der ersten Mannschaft aus der Bayernliga. Im ersten halben Jahr 2024 habe man „ganz schön auf die Mütze bekommen“, sagte Schmidle, der einräumt, bei der Trennung von Trainer Benjamin Müller hätte man früher „eine cleverere Lösung“ finden und den Schlussstrich schneller ziehen müssen. Doch Schmidle verteidigte den Kurs des Clubs, es mit Müller bis zum Saisonende durchziehen – der Ex-Coach habe immerhin auch das Vertrauen bestätigt.

    FCS will in der Landesliga angreifen

    Dass den FCS nun nach dem massiven Umbruch mit fast einem Dutzend Ab- und Neuzugängen ein Jahr später doch der Abstieg ereilte, sei mit der extrem jungen Mannschaft bei der Leistungsdichte kein Weltuntergang. Den Schritt, mit der zweiten Mannschaft eine Spielgemeinschaft mit dem TSV Fischen einzugehen, bezeichneten Schmidle und Sportlicher Leiter Andreas Fink als alternativlos – nach einer Findungsphase der beiden Vereine sei man in der „Phase der Neuorientierung“ auf einem guten Weg.

    Rosige Zeiten erhoffen sich die Clubverantwortlichen vor allem beim Frauenfußball. Die Damenmannschaft erlebt seit Jahren eine Blütezeit. Unter Andreas Hindelang war das Team als Fünfter der Hinrunde in die Bezirksliga-Rückrunde gestartet und schloss die Saison 2024 als Zweiter hinter dem FC Augsburg und damit laut Fink mit dem „besten Ergebnis seit dem Comeback des Frauenfußballs in Sonthofen“ ab. In der abgelaufenen Saison egalisierten die FCS-Damen nach dem Trainerwechsel mit Katja Milbradt und Burak Yerlikaya als Zweite das Resultat. In der Jugend erlebe der Verein mit 40 Mädchen bei den B-Juniorinnen in der BOL einen weiteren Aufschwung.

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