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Lukas Podolski wird 40 und denkt noch nicht ans Aufhören

Fußball

Linker Fuß, Dönerbuden und Sprüche – Lukas Podolski wird 40

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    Lukas Podolski ist Weltmeister. Zwar spielte er 2014 nur wenige Minuten, war aber für die Stimmung sehr wichtig.
    Lukas Podolski ist Weltmeister. Zwar spielte er 2014 nur wenige Minuten, war aber für die Stimmung sehr wichtig. Foto: Andreas Gebert, dpa

    Für einen Einbeinigen ist die Ausbeute geradezu sensationell. Lukas Podolski lief 130 Mal im Trikot der deutschen Nationalmannschaft auf. Nur drei Spieler haben mehr Länderspiele mit dem Adler auf der Brust absolviert: Lothar Matthäus, Miroslav Klose und Thomas Müller. Legenden allesamt. Weltfußballer, WM-Rekordschütze, Raumdeuter. Und dann kommt schon Podolski, den während seiner kompletten Karriere das Gerücht begleitet, er sei nur mit einem Bein unterwegs. Podolskis linker Fuß hat in der Galerie des deutschen Fußballs einen festen Platz neben Hrubeschs Kopf, Kaltz‘ rechtem Fuß und Neuers Bratzen. Auch wenn der linke Huf mehr Popularität genießt als der rechte, wäre er doch ohne das Standbein aufgeschmissen. Am Mittwoch feiern der linke Fuß und der dazugehörige Podolski 40. Geburtstag.

    Er begeht seinen Ehrentag nicht als Privatier oder allwissender TV-Experte, sondern als immer noch aktiver Fußballer und Geschäftsmann. Gerade erst hat er seinen auslaufenden Vertrag beim polnischen Erstligisten Gornik Zabrze um ein weiteres Jahr verlängert. Kurz davor hatte er in Augsburg seine insgesamt 34. Dönerbude eröffnet. Sein Fleischspieß-Imperium zieht sich mittlerweile durch 20 Städte. Podolski hat es geschafft, seinen Ruf als Kultkicker zu kultivieren und nebenbei anscheinend kluge geschäftliche Entscheidungen getroffen.

    Lulas Podolski traf – und der 1. FC Köln stieg trotzdem ab

    Nicht alle hätten das 2001 dem 16-jährigen Podolski zugetraut. Da hatte er gerade seinen Mittelschulabschluss absolviert und nicht viel mehr im Kopf, als den Ball möglichst oft ins Tor zu schießen. Als Jugendspieler des 1. FC Köln gelang ihm das in herausragender Manier. Die Zahl der herausragenden Jugendspieler, die den Sprung in den Profifußball verpassen, ist aber höher als die Anzahl von Podolskis Länderspielen. Der Kölner Angreifer hatte das Glück, in Marcel Koller auf einen Trainer zu treffen, der sich nicht davor scheute, Nachwuchsspielern das Vertrauen zu schenken. Podolski zahlte mit Toren zurück, der 1. FC Köln stieg trotzdem ab.

    Es war freilich nicht nur eine glückliche Fügung, dass sich Podolski profilieren konnte. Zu auffallend war sein Talent, als dass ein Scout es hätte übersehen können. Die Schlichtheit seines Spiels täuschte manchen Zuschauer darüber hinweg, von welch Außergewöhnlichkeit sein Wirken war – und zu Teilen noch ist. Treffer Podolskis wurden 13 Mal zum Tor des Monats gewählt. Niemandem gelang das häufiger. Auf Platz zwei folgt Jürgen Klinsmann mit sieben Auszeichnungen. Klinsmann war es auch, der Podolski in der Nationalmannschaft zur Stammkraft machte. Poldi und Schweini, Sommermärchen – der deutsche Fußball gewann nach bleiernen Jahren seine Leichtigkeit zurück.

    Auch, weil sich da einer nicht scheute, geradeaus zu formulieren und so mancherlei Situation die vorgegaukelte Schwere nahm. „80 Prozent von euch und ich auch kraulen sich auch mal an den Eiern“, sagte er bei der EM 2016, nachdem eine Kamera Bilder von Bundestrainer Joachim Löw eingefangen hatte, die ihn bei der intensiven Beschäftigung mit seiner Körpermitte zeigten. Podolski hatte gesprochen und damit war das Thema abgehakt.

    Lukas Podolski hatte keine Lust, nur auf der Bank zu sitzen

    Er war aber mehr als der Gute-Laune-Onkel des Teams. Auch deswegen war er beispielsweise nicht mit der Rolle zufrieden, die ihm der Nationaltrainer bei der Europameisterschaft in Frankreich zugedacht hatte. Löw plante mit Podolski als Ergänzungsspieler, der sich um das Mannschaftswohl verdient macht. Podolski aber wollte spielen. 18 Minuten wurden es schließlich bei der EM, anschließend trat der Offensivmann aus der Nationalmannschaft zurück. In seinem Abschiedsspiel im Jahr darauf jagte er gegen England den Ball aus 25 Metern in den Winkel. Tor des Monats Nummer zwölf. Eines sollte 2022 noch folgen, als er für Zabrze aus 60 Metern traf. Mit links, logisch.

    Er spielte auch für den FC Bayern, Galatasaray Istanbul, Kobe (Japan) und den FC Arsenal in London. Nie machte er aber einen Hehl darauf, dass sein Herzensverein der 1. FC Köln ist. Mit zwei Jahren zog er zusammen mit seinen Eltern und seiner Schwester von Polen nach Bergheim in die Nähe der Rheinmetropole. Sie wurde Heimat und Bezugspunkt seines Lebens und seiner Karriere. Nirgendwo sonst verehren ihn und seinen linken Fuß die Menschen wie in Köln. Ehe er in seine Heimat zurückkehrt, spielt er aber noch ein Jahr Fußball. Mindestens. Weil er nicht aufgehört hat, als es am schönsten war. Sondern einfach so lange weiterspielt, wie er es als schön erachtet. Noch reicht das für die erste polnische Liga. Nicht schlecht für einen Einbeinigen.

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