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Manuel Wiedemann: Abschied nach 14 Jahren – Rückblick auf die Zeit beim FCS

FCS-Legende geht

Abschied nach 14 Jahren: Manuel Wiedemann verlässt den 1. FC Sonthofen

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    Der Kapitän geht von Bord. Nach 14 Jahren beim 1. FC Sonthofen verlässt Manuel Wiedemann im Sommer die Kreisstadt. Am Samstag wird er verabschiedet.
    Der Kapitän geht von Bord. Nach 14 Jahren beim 1. FC Sonthofen verlässt Manuel Wiedemann im Sommer die Kreisstadt. Am Samstag wird er verabschiedet. Foto: Dominik Berchtold

    28.483 Minuten auf dem Rasen – und er hat jede Sekunde zu hundert Prozent gelebt. „Meine erste Regel war immer, mit vollem Einsatz für das Team zu kämpfen“, sagt Manuel Wiedemann. „Ich habe hier alles erlebt, viele Höhen und einige Tiefen. Aber ich wusste, dass der Tag X kommen wird.“ Und so ist es der 17. Mai 2025, an dem der Kapitän des 1. FC Sonthofen nach 14 Jahren im Trikot des Kreisstadt-Clubs verabschiedet wird, ehe er im Sommer beim Landesligisten FC Kempten Spielertrainer wird. Ab 14 Uhr fordert der FCS den FC Deisenhofen zum letzten Bayernliga-Saisonspiel. Schon vor der Partie steht fest, dass die Oberallgäuer noch in die Relegation um den Klassenerhalt gehen werden. Für den 35-jährigen Wiedemann ist der Auftritt das letzte reguläre Ligaspiel in der Baumit-Arena.

    Zahlen belegen: Wiedemann ist zur Club-Legende geworden

    Identifikationsfigur, Vereinsikone, Gesicht des Clubs: Superlative, um Wiedemann ein Denkmal in der Kreisstadt zu errichten, gäbe es etliche. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die Nummer 9 ist der dienstälteste Spieler der vergangenen 20 Jahre. Mit seinen 359 absolvierten Spielen für den FCS liegt „Wiede“ auf Rang zwei der ewigen Bestenliste – hinter Marc Penz (418). Auch heuer, selbst in seiner letzten Saison in Sonthofen, kommt Wiedemann mit 2790 Minuten – ohne ein Spiel verpasst zu haben – auf die meiste Einsatzzeit aller Feldspieler.

    Bevor er in Sonthofen als Nachfolger von Andreas Maier zum Leitwolf aufstieg, hatte Wiedemann erst etliche Wanderjahre hinter sich gebracht. Beim Heimatverein TSV Sulzberg, wo er mit sechs Jahren zu kicken begann, spielte er bis zur C-Jugend. Es folgten Vereinswechsel im jährlichen Rhythmus: TSV Kottern, FC Kempten, Greuther Fürth, zurück nach Kempten, FC Memmingen und nach dem ersten Herrenjahr wieder zum TSV Kottern.

    Sportleiter Fink: „Ein echtes Vorbild“

    Erst mit dem Wechsel nach Sonthofen 2011 kehrte für den damals 21-Jährigen Ruhe ein. Und das für 14 Jahre. „Es ist außergewöhnlich, wenn jemand 14 Jahre bei einem Verein ist – heutzutage ist das nicht mehr normal“, sagt der Sportliche Leiter Andreas Fink. „Er hat sich dem Verein gegenüber immer verbunden gezeigt – er hat immer versucht, für den Erfolg und für die Mannschaft zu leben. Er ist und war immer ein echtes Vorbild.“

    Der emotionalste Moment für Manuel Wiedemann: Nach etlichen Rückschlägen feiert der 1. FC Sonthofen 2023 nach einer furiosen Landesliga-Saison den Bayernliga-Aufstieg.
    Der emotionalste Moment für Manuel Wiedemann: Nach etlichen Rückschlägen feiert der 1. FC Sonthofen 2023 nach einer furiosen Landesliga-Saison den Bayernliga-Aufstieg. Foto: Günter Jansen

    Mit seinerzeit 27 Jahren Anführer einer Rasselbande, als tragischer Held des Bayernliga-Absteigers, als Kapitän in schweren Corona-Zeiten, als routinierter Führungsspieler eines Landesliga-Meisters im Dauerrausch: Nach Wanderjahren in der Jugend war Wiedemann beim FCS angekommen und hat in Sonthofen beinahe alles erlebt. Zu seinem Abschiedsspiel beendet der 35-Jährige im Interview mit unserer Redaktion nach 14 Jahren im FCS-Trikot 14 Thesen.

    14 Thesen mit Manuel Wiedemann

    In der Relegation wird der 1. FC Sonthofen … überleben, weil wir ein starkes Team sind – und viel besser, als die Tabelle es sagt.

    Meine Zeit in Sonthofen … war sehr gelungen und aufregend. Es gab viele Höhen und ein paar Tiefen. Extreme bleiben für immer in Erinnerung.

    Der schönste Moment in meiner Karriere … war der Wiederaufstieg in die Bayernliga 2023. Das war gefühlt so, als wäre der Mount Everest von mir abgefallen. Das war mein großes Ziel und das war pure Erleichterung.

    Der schlimmste Rückschlag … war ganz klar der Abstieg 2019. Das Schlimmste war aber nicht das direkt letzte Spiel, sondern das 0:1 in Vilzing im letzten Ligaspiel in der letzten Sekunde. Sonst hätten wir nie Relegation spielen müssen.

    Der beste Spieler, mit dem ich je gespielt habe … war als Torhüter Kevin Fend mit seiner Ausstrahlung als Führungsspieler. Und im Feld Andreas Maier. Er hatte einen irren Siegeswillen auf dem Platz, er ist über Leichen gegangen auf dem Feld, und für seine Mannschaft, um zu gewinnen. Das hat mich beeindruckt.

    Meine Rolle als Kapitän … habe ich immer ehrenvoll ausfüllen wollen. Es war immer ein Genuss für mich, als Kapitän zu arbeiten, im Training, im Spiel. Kapitän sein heißt, nie aufzugeben, immer die Motivation hochzuhalten, den Jungen ein Vorbild zu sein und alles fürs Team zu geben.

    Der beste Trainer beim FCS … war nicht einer allein. Es gab einige sehr gute Trainer, die mir viel mitgegeben haben und von denen ich viel gelernt habe. Drei möchte ich herausheben: Esad Kahric, Benjamin Müller und Andreas Hindelang.

    Mein größer Fehler in 14 Jahren Sonthofen … war, im allerersten Jahr in Sonthofen, als ich mit einer Schambeinentzündung ein paar Wochen gespielt habe, sodass es so schlimm wurde, dass ich ein dreiviertel Jahr ausgefallen bin.

    Die größte Rivalität … gab es mit einem Spieler bei mir nie. Dafür aber als Verein mit dem TSV Kottern.

    Das verrückteste Spiel … war das Derby gegen Kottern mit dem 4:3 im Sommer 2015 zuhause unter Flutlicht. Schon der Start war absolut verrückt, ich habe nach drei Minuten einen Patzer zum 0:1 gemacht. Dann gelingt mir aus 25 Metern das 3:1, wir kassieren aber wieder zwei Dinger zum 3:3 und dann gewinnen wir durch Flo Makoru doch noch 4:3.

    Der FCS bedeutet mir … nach wie vor viel, weil ich dem Verein unglaublich viel zu verdanken habe.

    Meine Zukunft beim FC Kempten … wird hoffentlich erfolgreich. Ich freue mich wahnsinnig darauf. Sie wird auf jeden Fall spannend werden, weil es nach 14 Jahren ein neuer Abschnitt und ein großer Kontrast ist zu dem, was ich seit der Jugend gemacht habe.

    Mit 40 bin ich … hoffentlich Trainer und schließe nicht aus, auch noch irgendwo Fußball zu spielen. Weil ich verrückt danach bin.

    Eine Rückkehr nach Sonthofen in irgendeiner Funktion … schließe ich nicht aus.

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