Erstmals in seiner Amtszeit konnte Bürgermeister Frank Fischer die Obermaiselsteiner im großen Rahmen ohne Beschränkungen zu einer Bürgerversammlung begrüßen. Der Rathauschef nutzte die Gelegenheit im vollen Kursaal im Haus des Gastes eine Bilanz seiner fast dreijährigen Amtszeit zu ziehen, die von Pandemie und anderen Krisen überschattet wurde. „Ich bin zum Krisenbürgermeister geworden, darum habe ich mich nicht beworben“, sagte Fischer. Er stellte die wichtigsten Projekte der Gemeinde vor und gab einen Ausblick auf das Jahr 2023. Eine Auswahl der wichtigsten Themen.
- Tourismus: Die Übernachtungszahlen sind 2022 mit 259.000 (Vorjahr 192.000) wieder fast auf Vor-Corona-Niveau gestiegen. Obermaiselstein sei gut aufgestellt, sagte Hörnerdörfer-Tourismusdirektor, Stephan Köhl. Eine Steigerung der Gästezahlen sei nicht das Ziel. „Wir wollen lieber in Klasse als in Masse investieren.“
- Grasgehrenlifte: Ein großes Lob gab es vom Tourismuschef an die Verantwortlichen der Grasgehrenlifte, wo die Skikurse auch in der schneearmen Zeit um den Jahreswechsel stattfinden konnten. „Ihr habt uns den Winter gerettet“, sagte Köhl. Wegen der Bedeutung des Skigebiets für den Ort habe die Gemeinde auch entschieden, sich an der neu gegründeten Liftgesellschaft „Berg-Naturerlebnis Riedberger Horn“ mit 600.000 Euro zu beteiligen, erklärte Fischer.
Wärmebildkameras gegen Waldbrände
- Digitales Dorf: Insgesamt 2,7 Millionen Euro sind im Zuge des Projekts „Digitales Dorf“ Balderschwang und Obermaiselstein geflossen, erklärte Fischer. Auch wenn im "Söder Paket" nach dem Aus für das Bergbahn-Projekt am Riedbergerhorn einst ein anderer Betrag versprochen wurde. Das Projekt läuft noch bis Jahresende. Neben technischer Ausstattung und einer neuen Homepage wurde etwa ein Seniorencafé ins Leben gerufen, bei dem der Umgang mit Smartphones und Tablets erklärt wird. Für die Gemeinden soll noch eine Drohne mit Wärmebildkamera gekauft werden, die bei Waldbränden Glutnester ausfindig machen und Schäden an Wanderwegen dokumentieren soll.
- Alpinium: Das Team des Naturerlebniszentrums „Alpinium“ stellte aktuelle Projekte vor. Darunter ein Themenweg zu Landwirtschaft und Naturschutz mit Kinderspielgeräten und Informationstafeln rund um den Ort. Zudem soll ein Angebot für einheimische Kinder geschaffen werden, die Natur bei kleinen Exkursionen zu entdecken. Das Team des Alpinium wächst weiter. Inzwischen arbeiten acht Mitarbeiter für das Zentrum, dem 20 Stellen zugesichert wurden. Derzeit belegen die Ranger und Naturexperten Räume in der alten Schule und im ehemaligen Raiffeisenbank-Gebäude. Langfristig ist das Ziel, ein Gebäude mit Büros und Ausstellungsflächen zu errichten, das zugleich ein Schlechtwetterangebot sein soll.
Neue Betreiber für Minigolfplatz
- Minigolfplatz: Mit der Unterstützung der Gemeinde baut ein neues Pächterpaar derzeit die Minigolfanlage um. Läuft alles nach Plan, soll der Platz an Ostern neu eröffnen. Die Anlage soll familien- und kindgerechter werden, erklärte Fischer. Auch die Gastronomie soll ein wichtiger Bestandteil sein, betonte der Rathauschef. Denn die Schließung des Café Rapp sei ein „großer Verlust für den Ort“.
Parkplätze werden kostenpflichtig
- Parkplätze: Im Zuge der Besucherlenkung in Obermaiselstein sollen auf Parkplätzen wie am Haus des Gastes und am Hirschsprung Parkgebühren erhoben werden. Die erste Stunde soll im Ort kostenlos sein, damit Bürger Behördengänge erledigen und zum Arzt gehen können. Am Tag sollen die Parkplätze vier Euro kosten. „Wir wollen nicht die Einheimischen und die Übernachtungsgäste treffen, sondern die Tagesausflügler“, sagte Fischer. „Wenn wir Busse zur Verfügung stellen, wollen wir auch, dass sie genutzt werden.“
- Medizinische Versorgung: Ein dramatisches Bild von der Pflegesituation zeichnete Ärztin Dr. Sandra Stolz bei der Versammlung. Für alte Menschen in den Dörfern gebe es häufig weder ambulante Angebote noch eine Kurzzeitpflege. Jetzt sollen in einem ersten Schritt Angehörige geschult und zudem Pflegekräfte bei den Hörnerdörfern eingestellt werden, die die notwendige Versorgung übernehmen. Aber diese „Gemeindeschwestern“ werden noch gesucht.
Schulden abgebaut, aber jetzt folgen teure Investitionen
- Finanzen: Weil sich die Steuereinnahmen positiv entwickeln, konnte der Schuldenstand 2022 auf 924.000 Euro gesenkt werden. 2015 lag er bei 1,5 Millionen Euro.
- Ausblick: Im Jahr 2023 sind verschiedene Investitionen geplant, kündigte Fischer an. So soll das Feuerwehrhaus modernisiert, eine Abbiegespur nach Oberdorf gebaut und eine Querungshilfe für Fußgänger errichtet sowie ein Gewerbegebiet entwickelt werden.
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