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Segler Julian Hoffmann nach der Weltcup-Saison beim America‘s Cup

Oberallgäuer Segler beim America‘s Cup

Wie Formel 1 auf dem Wasser: So erlebte Julian Hoffmann den America's Cup

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    Beim Youth America's Cup vor Barcelona steuerte Julian Hoffmann die spektakuläre Yacht mit über 70 km/h.
    Beim Youth America's Cup vor Barcelona steuerte Julian Hoffmann die spektakuläre Yacht mit über 70 km/h. Foto: Ricardo Pinto

    Es war ein außergewöhnliches Erlebnis zum Jahresabschluss. Erstmals in seiner Laufbahn nahm der Blaichacher Segler Julian Hoffmann am America’s Cup vor Barcelona teil. Der 21-jährige Athlet vom Segelclub Alpsee-Immenstadt (SCAI) war im vergangenen Herbst in das U25-Nachwuchsteam berufen worden, das Deutschland bei dem Prestige-Event vertreten sollte. Zwölf Nationen segelten im Rahmen der weltweit renommiertesten Regatta. Für den Laser-Segler Hoffmann ein in jeder Hinsicht spezielles Erlebnis: „Es war ein unglaublicher Spirit vor Ort. Ganz Barcelona hat mitgelebt, im Hafen, im Race-Village, in der Stadt und auf der Regattabahn“, sagt der Oberallgäuer. „Und sportlich war es eine große Herausforderung.“

    Hoffmann und sein Team trainieren im Simulator

    Vor dem Start verbrachte das deutsche Team (jeweils vier Personen sind beim Rennen an Bord) zur Vorbereitung unzählige Stunden in Kiel im Simulator. „Wir mussten viel improvisieren und als junge Mannschaft vieles in Eigenregie auf die Beine stellen. An ein Schiff für drei Millionen Euro für Wassertraining war nicht zu denken“, sagt Hoffmann. Und so duellierte man sich mit anderen Nationen über den Globus verteilt oft nachts in virtuellen Rennen im Simulator. Erst vor Ort in Spanien konnte das deutsche Team in drei Trainingseinheiten die gecharterte AC-40-Yacht testen. Ein Crashkurs für Hoffmanns Team.

    Julian Hoffmann arbeitet an seiner großen Kampagne für die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles.
    Julian Hoffmann arbeitet an seiner großen Kampagne für die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles. Foto: Ricardo Pinto
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    km/h schnell wird die High-Tech-Yacht „AC 40“

    Immerhin erinnern die zwölf Meter langen Carbon-Einrumpfboote mit einer Masthöhe von 18 Meter an einen überdimensionalen Formel-1-Rennboliden. Von den vier Personen, die das Boot segeln, sitzen in einem Cockpit je ein Steuermann und ein Trimmer, die die „Hauptverantwortung“ an Steuerboard bzw. Backboard übergeben. Hoffmann steuerte die bis zu 80 km/h schnelle High-Tech-Yacht „AC 40“ des deutschen Teams.

    „Das Spezielle war, dass die Kommunikation der Mannschaft über Headsets in Helmen läuft, da sich die Teams auf beiden Seiten wegen des tiefen Großsegels nicht sehen können und die Wind- sowie die Bootsgeräusche zu groß sind“, erzählt Hoffmann. Da die Rennyachten durch den geringen Wasserwiderstand bis zur dreifachen Windgeschwindigkeit erreichen, wirken auf Mensch und Material immense hohe Kräfte.

    Hoffmann: „Eine lehrreiche Erfahrung“

    Zwar konnte „Team Germany“ mit den Nationen, die über Monate mit eigener Yacht auf dem Wasser trainiert hatten, nicht konkurrieren. Mit Rang sechs in der Vorrunde verpasste man auch die Finalrunde – eine lehrreiche Erfahrung war das Abenteuer für Julian Hoffmann aber allemal. „Es war ein aufregendes Projekt, das meinen Horizont erweitert hat. Ich segle mein ganzes Leben lang schon Laser und sitze alleine im Boot“, sagt der 21-Jährige. „Es war eine super Erfahrung, eine Kampagne mit einem gesamten Team zu planen und zu viert im Boot zu sitzen – das hat mir sehr viele Emotionen gegeben und mich viel gelehrt.“

    Lehren, die der U21-Europameister von 2021 auf dem Weg zu seinem großen Traum, einer Teilnahme an den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles, aufsaugt. Die Zeit für die intensive Vorbereitung auf den America’s Cup nahm sich Hoffmann heuer ausnahmsweise, weil die Saisonhöhepunkte seiner Laser-Klasse, die WM im Januar in Australien und die EM im Februar in Athen, außergewöhnlich früh waren.

    Vorbereitung für Olympia mit Philipp Buhl

    Und so hatte der deutsche Nachwuchssegler des Jahres 2018 auch Zeit, sein großes Idol und seinen Mentor Philipp Buhl in der Vorbereitung auf Olympia in Paris zu unterstützen. Dabei imponieren Hoffmann nicht nur Buhls Erfolge als Weltmeister von 2020, Weltranglisten-Erster und Rekordsieger der Kieler Woche. „Mit Philipp zu arbeiten, ist immer außergewöhnlich. Erst recht, wenn man begleiten kann, wie intensiv und akribisch er sich auf so ein Event wie Olympia vorbereitet“, sagt Hoffmann.

    Der 21-Jährige selbst wurde in der abgelaufenen Saison 22. der Kieler Woche, WM-58. und 23. der Europameisterschaft. „Es war ein ereignisreiches Jahr, bei dem ich – auch im Rahmen der Kieler Woche – einige Probleme mit der zeitlichen Koordination hatte. Deshalb sind auch manche Regatten nicht so gelaufen wie ich es wollte“, sagt Julian Hoffmann mit Blick auf sein zweites Jahr bei den Senioren. „Aber ich bin dankbar für die Lehren aus der Vorbereitung mit Philipp auf Olympia und für das Event um den America’s Cup.“

    Für Hoffmann, der im Juli über die Sportfördergruppe der Bundeswehr die Grundausbildung zum Sportsoldaten absolviert hat, steht allerdings schon jetzt die Vorbereitung auf 2025 an. Nach der überaus kurzen Pause im November, die er mit der Auswertung der Saison verbrachte, beginnt für Hoffmann schon kommende Woche das Trainingslager mit dem deutschen Team auf Lanzarote. Der Lehrgang dauert bis Januar, ehe es im Februar im portugiesischen Vilamoura in die Detailarbeit auf die im März stattfindenden ersten Vorbereitungsregatten geht. Schließlich steigt schon im Mai die WM in China. „Es wird so oder so ein aufregendes Jahr“, sagt Julian Hoffmann. „Ich habe jetzt mehr Zeit, alles den Höhepunkten zuzuordnen.“ Auf dem Weg zu seinem Karriere-Traum von Olympia.

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