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Streik bei Bosch in Seifen und Blaichach: Mitarbeiter gehen früher ins Wochenende. Was sie fordern

Streiktag im Oberallgäu

Streik: Boschler gehen früher ins Wochenende

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    Streiktag im Oberallgäu: Am Freitag gingen viele der Beschäftigten bei Bosch früher aus Schicht nach Hause, um Druck auf die Tarifverhandlungen auszuüben.
    Streiktag im Oberallgäu: Am Freitag gingen viele der Beschäftigten bei Bosch früher aus Schicht nach Hause, um Druck auf die Tarifverhandlungen auszuüben. Foto: Benjamin Liss

    Vom großen Streiktag der IG Metall Bayern war am Freitag auch das Allgäu betroffen. Im Oberallgäu beendeten sämtliche Schichten von den Bosch-Werken in Immenstadt-Seifen und Blaichach bis zu vier Stunden früher ihre Arbeit. Das sagen die Gewerkschaftsvertreter und die Beschäftigten zu ihren Forderungen und den Tarifverhandlungen.

    Derzeit verhandeln die Tarifparteien in der Metall- und Elektroindustrie über neue Löhne. Dabei liegen sie noch weit in ihren Positionen auseinander: Die Gewerkschaft fordert bundesweit sieben Prozent mehr Lohn für die Beschäftigten und 170 Euro mehr für die Auszubildenden. Die Arbeitgeber bieten nach neun Nullmonaten ab Juli 2025 eine Tariferhöhung um 1,7 Prozent und ab Juli 2026 um weitere 1,9 Prozent an. Die nächste Verhandlungsrunde findet am Montag statt.

    Sieben Prozent mehr Lohn gefordert

    Sieben Prozent mehr Lohn - ist das gerechtfertigt, obwohl die Autoindustrie in der Krise steckt, und auch die Zulieferfirmen davon betroffen sind? "Die Probleme einzelner Firmen wie VW und die Tarifverhandlungen haben nichts miteinander zu tun", sagt Jasmin Steinert, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Allgäu. In der Metallbranche machten die Löhne im Durchschnitt nur 16 Prozent der Produktionskosten aus. Viel mehr würden die Material- und Energiekosten zu Buche schlagen.

    Das bestätigt Dieter Lochbihler, Betriebsratsvorsitzender bei Bosch. Die schwierige Lage der Automobilindustrie liege nicht an den Löhnen. Die Unternehmen hätten durch die Produktionssteigerungen auch höhere Gewinne eingefahren und für die Beschäftigten sei ein Inflationsausgleich notwendig, um die gestiegenen Verbraucherkosten auszugleichen. Bessere Löhne und damit mehr Kaufkraft kurbelten zudem die Konjunktur an.

    "Alles ist teurer geworden"

    "Alles ist teurer geworden, wir brauchen einfach mehr Geld zum Leben", sagt die Bosch-Mitarbeiterin Anneliese Wegele. Das zeige sich auch an der Streikbereitschaft ihrer Kollegen. Außerdem würden sich die Tarifparteien am Ende sowieso irgendwo in der Mitte treffen.

    "Mindestens eine Vier vor dem Komma muss aber schon stehen", meint ihr Kollege Andreas Ehrenfriedt. "Wenn wir mehr Geld in der Tasche haben, können wir mehr ausgeben. Dann kann die Konjunktur wieder anspringen." Mehr Geld bräuchten vor allem die Auszubildenden, sagt Ehrenfriedt: "Die sind heutzutage viel älter als wir, die mit 15 angefangen haben." Die müssten eine Wohnung zahlen und ein Auto.

    Die Azubis sind älter und brauchen mehr Geld

    Das bestätigen IG-Metallerin Steinert und Betriebsratsvorsitzender Lochbihler: "Die Azubis sind im Schnitt 17, 18 Jahre alt." Und sie hätten aktuell eine viel größere Auswahl an Stellen. Das schlage sich in den Bewerbungszahlen nieder, die stark gesunken seien. "Außerdem lag die Metall- und Elektrobranche bei der Ausbildungsvergütung früher an der Spitze, heute ist sie nur noch im Mittelfeld", erklärt Steinert.

    Die Oberallgäuer Bosch-Werke in Seifen und Blaichach haben zusammen 4500 Beschäftigte und sind damit der größte Industriebetrieb im Allgäu.

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